Die Bitcoin-Community blickt erneut auf die wohl bekannteste gescheiterte Bitcoin-Börse, Mt. Gox, da die Auszahlungen an die Gläubiger erneut verschoben wurden. Aus einer Pressemitteilung des Insolvenzverwalters geht hervor, dass sich die Betroffenen noch um mindestens ein weiteres Jahr gedulden müssen.

Ein Jahrzehnt des Wartens

Seit fast einem Jahrzehnt warten die Gläubiger der gescheiterten Bitcoin-Börse Mt. Gox auf die Rückzahlung ihrer Gelder. Ursprünglich sollte die Anwaltskanzlei Nobuaki Kobayashi, die als Treuhänderin für die Insolvenzmasse von Mt. Gox verantwortlich ist, alle ausstehenden Ansprüche bis zum 31. Oktober dieses Jahres begleichen. Doch die Komplexität des Prozesses und die Herausforderungen bei der Kommunikation mit verschiedenen Stakeholdern haben zu weiteren Verzögerungen geführt. Als Ergebnis wurde die Deadline für die Auszahlung aller Vermögenswerte auf den 31. Oktober 2024 verschoben. Dies bedeutet, dass viele Gläubiger, die bereits seit Jahren auf eine Entschädigung warten, sich weiterhin in Geduld üben müssen. Gläubiger, die dem Treuhänder bereits die erforderlichen Informationen zur Verfügung gestellt haben, könnten allerdings die Möglichkeit haben, ihre Rückzahlungen bereits Ende dieses Jahres zu erhalten.

Die Geschichte von Mt. Gox

Die japanische Plattform Mt. Gox war einst die größte Bitcoin-Börse der Welt und verarbeitete zu ihrer Blütezeit über 70% aller Bitcoin-Transaktionen weltweit. Doch im Jahr 2011 wurde die Börse Opfer eines Hacks, bei dem 850.000 BTC verloren gingen, was immerhin mehr als 4% der jemals möglichen Bitcoin-Menge entspricht. Der Verlust war nicht nur ein schwerer Schlag für die Börse selbst, sondern erschütterte auch das Vertrauen in die Sicherheit von Bitcoin und Kryptowährungen insgesamt. Mt. Gox meldete daraufhin Konkurs an, konnte jedoch einen Teil der gestohlenen Gelder wiedererlangen und stellte einen Rückzahlungsplan auf.

Mt. Gox schuldet seinen Gläubigern mehr als 4,5 Milliarden US-Dollar (größtenteils in Bitcoin). Es wird erwartet, dass die Börse rund 142.000 BTC (~3,84 Milliarden Dollar), 143.000 BCH (~30 Millionen Dollar) und 69 Milliarden Yen (entspricht aktuell rund 465 Millionen Dollar) zurückzahlen wird.

Verkaufsdruck vertagt!

Blocktrainer.de berichtete bereits im vergangenen Juli darüber, dass einige Marktbeobachter im Zusammenhang mit den Rückzahlungen Preissturz des Bitcoin befürchten. Die Befürchtungen rühren daher, dass eine plötzliche Rückzahlung einer großen Menge an Bitcoins an die Gläubiger von Mt. Gox dazu führen könnte, dass viele dieser Gläubiger sich entscheiden, ihre Bitcoins sofort zu verkaufen. Ein solcher massiver Verkauf könnte das Angebot auf dem Markt übersteigen und zu einem schnellen Preisverfall führen.

Mit der aktuellen Ankündigung der Verlängerung der Rückzahlungsfrist um ein weiteres Jahr ist diese Unsicherheit bezüglich des Verkaufsdrucks nun erstmal vom Tisch. Dies gibt dem Markt Zeit, sich weiter zu stabilisieren und auf andere Faktoren zu konzentrieren. Zudem, in einem möglichen Bullenmarkt, in dem die Nachfrage nach Bitcoin bekanntlich steigt und entsprechend auch die Preise tendenziell steigen, würde ein solcher Verkaufsdruck ohnehin weniger stark ins Gewicht fallen. Es bleibt jedoch unklar, wie viele der Gläubiger tatsächlich verkaufen würden und wie viele ihre Bitcoin als langfristige Investition halten würden.