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Bitcoin ist im Grunde seit dem Beginn seiner Entstehungsgeschichte vom Mysterium der Identität seines Schöpfers umgeben. Während auch heute, rund 15 Jahre später noch immer Spekulationen und Theorien über den Bitcoin-Erfinder Satoshi Nakamoto die Runde machen, hat eine nun veröffentlichte E-Mail neue Einblicke in die frühen Tage von Bitcoin und die Inspirationen dahinter geliefert.

Ein historischer Fund

Bis heute sind die wenigen bekannten Informationen über Satoshi Nakamoto auf E-Mails und Forenbeiträge beschränkt, die er bis zu seinem plötzlichen Verschwinden im Jahr 2011 veröffentlichte. Eine dieser E-Mails, datiert auf den 22. August 2008, wurde nun entdeckt und veröffentlicht. Dieses Schriftstück, gerichtet an den bekannten Informatiker Wei Dai, ist die bis dato älteste bekannte Korrespondenz des Bitcoin-Gründers. Dai selbst hat diese unseren Recherchen zufolge bereits vor über 10 Jahren dem Blogger Gwen Branwen bereitgestellt, der diese auch schon seit längerem inklusive der darauf folgenden Antworten redaktionell aufbereitet hat. Der Blog gelangte aber wohl erst jetzt an die breitere Öffentlichkeit. In jedem Fall gibt uns der Schriftverkehr einen faszinierenden Einblick in die Entstehungsgeschichte von Bitcoin und ist ein Zeugnis der Anfangstage von Bitcoin und der Zusammenarbeit zwischen zwei Kryptographie-Pionieren.

In der genannten E-Mail drückt Satoshi seine Bewunderung für Wei Dais "b-money" aus, ein damals innovatives Konzept für ein digitales Bargeldsystem (mehr dazu weiter unten im Text). Satoshi teilte mit, dass er kurz davor steht, ein Paper zu veröffentlichen, das auf Dais Ideen aufbaut und diese zu einem vollständig funktionierenden System erweitert. Interessanterweise wurde Satoshi auf Dais Arbeit durch Adam Back, den Schöpfer von Hashcash und heutigem CEO von Blockstream, aufmerksam gemacht, der die Ähnlichkeiten zwischen den Ideen der beiden erkannte.

Ich habe Ihre b-money-Seite mit großem Interesse gelesen. Ich bin gerade dabei, ein Paper zu veröffentlichen, das Ihre Ideen zu einem kompletten, funktionierenden System ausbaut. Adam Back (hashcash.org) bemerkte die Ähnlichkeiten und wies mich auf Ihre Seite hin.

Ich muss das Jahr der Veröffentlichung Ihrer b-money-Seite herausfinden, damit ich sie in meiner Arbeit zitieren kann.

Satoshi Nakamoto an Wei Dai

Email Satoshi
Quelle: bitcoin.com

Genau genommen betonte die E-Mail schon damals den Open-Source-Charakter von Bitcoin. Satoshi ermutigte Dai, eine frühe Version seines Whitepapers herunterzuladen und mit anderen zu teilen, die an der Idee interessiert sein könnten. Dieser kollektive Ansatz war vermutlich entscheidend für die Entwicklung und den Erfolg von Bitcoin. Wie wir heute wissen, hat sich an dem Abstract aber tatsächlich nachträglich nichts mehr verändert, lediglich der Titel wurde angepasst. Damals lautete dieser noch: "Elektronisches Bargeld ohne eine vertrauenswürdige Drittpartei". Schlussendlich wurde der Titel dann aber frei übersetzt zu "Bitcoin - ein System für elektronisches Peer-to-Peer Bargeld".

Wer ist Wei Dai?

Der Chinese Wei Dai ist eine der zentralen Schlüsselfiguren in der frühen Geschichte der sogenannten Cypherpunks, der Kryptographie im Internetzeitalter und der digitalen Währungen. Bereits 1998, ein Jahrzehnt vor der Veröffentlichung von Bitcoins Whitepaper, präsentierte er "b-money", einen anonymen, dezentral verteilten, elektronischen Geldmechanismus. Dieses Konzept von "b-money" war visionär und legte den Grundstein für viele der Ideen, die später in Bitcoin umgesetzt wurden.

b-money & Bitcoin

Dai's Arbeit an "b-money" war genau genommen nicht nur ein technischer Vorschlag, sondern auch ein philosophischer. Er stellte sich eine Welt vor, in der Geld nicht von zentralen Institutionen kontrolliert wird, sondern von den Nutzern selbst, in einem dezentralen System. Dieses Denken war revolutionär in einer Zeit, in der das Internet und insbesondere das digitale Geld noch in den Kinderschuhen steckte.

Neben "b-money" ist Wei Dai auch für die Kreation von "Crypto++" bekannt, einer weit verbreiteten C++ Kryptographie-Bibliothek. Trotz seiner bedeutenden Beiträge zur Kryptographie und dem, was wir heute als Kryptowährungen bezeichnen, bleibt Dai eine eher zurückhaltende Person, die sich aus dem Rampenlicht weitestgehend fernhält.

Seine Interaktionen mit Satoshi Nakamoto, wie sie in der jüngst entdeckten E-Mail dargestellt werden, zeigen jedoch, wie eng verknüpft die Ideen und Konzepte der frühen Kryptographie-Pioniere waren. Es ist klar, dass ohne Wei Dais visionäre Arbeit das Fundament für das, was Bitcoin heute ist, möglicherweise nicht existieren würde. Satoshi Nakamoto hat Dais Ausführungen zu b-money deswegen auch als erste Referenz in sein bekanntes Bitcoin-Whitepaper mit aufgenommen, wie er in seiner Korrespondenz mit Dai auch erklärt.

Wei Dai Bitcoin
Die Referenzen im Bitcoin-Whitepaper.

Fazit

Die Entdeckung dieser E-Mail ist nicht nur ein wertvolles historisches Dokument, sondern auch ein Beweis für die kollaborative Natur der Cypherpunks. Sie zeigt auch, dass, obwohl Bitcoin möglicherweise die Idee einer einzelnen Person war, das dahinterstehende Konzept ein kollektiver Fortschritt war, der von vielen beeinflusst wurde.