Das Thema der Künstlichen Intelligenz ist im Mainstream angekommen und prägte in den letzten Monaten nicht nur die Berichterstattungen in den Medien: Schüler und Studenten lassen ihre Hausarbeiten von ChatGPT schreiben, KI-generierte Kunstwerke und Musikstücke beeindrucken mit erstaunlicher Qualität und auch darüber hinaus ist das Potenzial enorm. Nicht zu kurz kommen dabei auch die dystopischen Überlegungen, welche Gefahren und Risiken mit diesen mächtigen neuen Werkzeugen einhergehen können. Doch kann man diese teilweise berechtigten Sorgen auch auf das Bitcoin-Netzwerk anwenden?

Wir müssen bei der Entwicklung künstlicher Intelligenz voranschreiten, aber wir müssen uns auch ihrer sehr realen Gefahren bewusst sein.

Stephen Hawking

Künstliche Arbeit?

Künstliche Intelligenz kann Bitcoin nicht einfach so zerstören oder gar nachhaltig schädigen. Der Gedankengang ist aber zunächst nicht komplett abfällig, zumindest auf den ersten Blick. Um zu verstehen, warum Intelligenz an sich nicht reicht, um dem Bitcoin-Netzwerk nachhaltigen Schaden zuzufügen, muss man das Sicherheitsmodell von Bitcoin verstanden haben. Bitcoin-Mining stellt mithilfe des Proof-of-Work-Mechanismus sicher, dass Daten aus der Vergangenheit, also beispielsweise Transaktionen, nicht ohne enormen Energie- und Rechenaufwand verändert werden können. Mittlerweile ist ebendieser Aufwand bereits nach wenigen Stunden so hoch, dass er fernab des praktisch Realisierbaren liegt.

Lese-Tipp: Wie funktioniert Bitcoin-Mining?

Häufig spricht man bei der Erklärung von Bitcoin-Mining von „komplexen mathematischen Rätseln“, die „gelöst“ werden müssen. Diese extrem ungenaue Analogie suggeriert, dass Mining mit zunehmender Intelligenz, wie auch immer man diese definieren möchte, effizienter bzw. einfacher wird. In der Praxis hat der Mining-Prozess aber nichts mit komplexen Rätsel, sondern vielmehr mit stupider Wiederholung zu tun. Immer und immer wieder wird dieselbe, kryptografische Hashfunktion ausgeführt, in der Hoffnung, zufällig eine Zahl zu finden, die den aktuellen Regeln im Netzwerk entspricht.

Mit leistungsfähigerer Hardware kann man diese "Suche" nach einem Block zwar beschleunigen, aber die Aufgabe an sich nicht vereinfachen. Vorstellen kann man sich das wie eine Strafarbeit an einer Tafel, bei der immer derselbe Satz wiederholt aufgeschrieben werden muss. Sicherlich gibt es Möglichkeiten, dieses monotone Schreiben zu beschleunigen, beispielsweise durch einen hilfsbereiten Freund, aber keine künstliche Intelligenz wird einem dabei helfen, die Aufgabe an sich effizienter zu lösen.

Bart Simpson muss SHA-256 Hashwerte abschreiben | Bildquelle

Künstliche Knappheit

Digitale Knappheit ist nur sehr schwer zu realisieren und mit enormen Kosten verbunden. Das beste Beispiel hierfür ist der hohe Energieverbrauch des Bitcoin-Netzwerks. Ohne diesen Anker in die "echte Welt", könnte man argumentieren, dass digitale Information gar keinen Wert bezüglich ihrer Einzigartigkeit haben kann. Ob es darum geht, Text zu generieren oder Bilder zu erstellen, Künstliche Intelligenz ist bereits heute extrem gut darin, aus bestehenden Informationen und Daten noch mehr zu erzeugen. Hört man in Zukunft einen Song, liest ein Gedicht oder sieht ein schönes Gemälde, woher will man wissen, ob es sich um ein menschengemachtes Kunstwerk handelt oder nicht?

Diese Frage stellt sich im Bitcoin-Netzwerk nicht. Während für alternative Konsensmechanismen Künstliche Intelligenz in diesem Aspekt eine Gefahr darstellen kann, ist der kumulierte Arbeitsnachweis der Bitcoin-Blockchain nicht fälschbar und stets eindeutig.

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