JPMorgan, die wertvollste Bank der Welt, hat in dieser Woche einen Bericht veröffentlicht, in dem die Analysten herausstellen, dass die starke Performance von Bitcoin in den letzten Tagen auf institutionelles Interesse zurückzuführen ist. Coindesk berichtete als Erstes über den der Öffentlichkeit nicht zugänglichen Bericht.

Warum der Bitcoin-Kurs gerade steigt

Der Bitcoin-Kurs ist in den vergangenen zwei Wochen um über 25% angestiegen, während der relevanteste US-amerikanische Aktienindex, der S&P 500, mehr als 6% verloren hat. Eine Erklärung vom CEO von BlackRock, dem weltweit größten Vermögensverwalter, war etwa, dass Anleger im Zuge der geopolitischen Unsicherheiten in die "Qualität" flüchten - Blocktrainer.de berichtete.

Bitcoin (orange) vs. S&P 500 (rot) in den letzten zwei Wochen - Quelle: TradingView

Ausschlaggebender war aber wohl die Hoffnung auf die Zulassung der Spot Bitcoin-ETFs in den USA. Diese These wird von den zeitlichen Zusammenhängen der Kurssprünge des Bitcoin mit positiv gelesenen Meldungen rund um die ETF-Thematik gestützt. Auch die Analysten von JPMorgan konstatieren, dass der größer gewordene Optimismus bezüglich der ETF-Zulassung sich in der Outperformance des Bitcoin-Kurses reflektiert. Hierbei sollen aber insbesondere institutionelle Investoren den Kurs getrieben haben.

Der Bericht von JPMorgan

Dass das Interesse institutioneller Investoren an Bitcoin in den letzten Tagen besonders groß war, machen die Analysten zum einen daran fest, dass große Bitcoin-Mengen an Bitcoin-Adressen mit bereits großen Beständen geflossen sind. In den vorherigen Quartalen wurde der Bitcoin-Kurs hingegen noch "von kleineren Wallets getragen, also eher von Kleinanlegern", erklären die Analysten.

Große Adressen könnten etwa zu Hedgefonds oder Unternehmen gehören. Auch Börsen verwalten die Bestände ihrer Kunden meist gesammelt in großen Bitcoin-Adressen, da diese aber meist öffentlich bekannt sind, werden sie in diesen Betrachtungen in aller Regel außen vor gelassen.

Der andere Anhaltspunkt für die Behauptung ist, dass die Aktivität auf den Futures-Märkten erheblich zugenommen hat.

Unser Proxy für Futures-Positionen, der auf CME-Bitcoin-Futures basiert und meist von institutionellen Anlegern genutzt wird, ist in der vergangenen Woche nicht nur auf den höchsten Stand in diesem Jahr gestiegen, sondern auch auf ein Niveau, das zuletzt im August 2022 vor dem FTX-Zusammenbruch erreicht wurde.

Aus dem Bericht

Bitcoin-Dominanz

Bitcoin hat in diesem Jahr aber nicht nur gegenüber Aktien und Anleihen stark performt, sondern auch insbesondere gegenüber anderen digitalen Assets beziehungsweise Kryptowährungen. Die Outperformance gegenüber den sogenannten "Altcoins" deuten die JPMorgan-Analysten ebenfalls als ein Indiz dafür, dass die Hoffnung auf Bitcoin-Spot-ETFs der primäre Kurstreiber ist.

Eine Metrik, um die Relation von Bitcoin zu anderen Kryptowährungen zu messen, ist die Bitcoin-Dominanz. Dabei wird die Marktkapitalisierung von Bitcoin als Anteil der Marktkapitalisierung aller Kryptowährungen berechnet. Die Bitcoin-Dominanz ist seit Jahresbeginn von rund 40 auf fast 55% gestiegen und markiert damit den höchsten Stand seit 30 Monaten.

Bitcoin-Dominanz seit Jahresauftakt - Quelle: TradingView

Bedenkt man dabei noch mit, dass auch die Marktkapitalisierung sogenannter "Stablecoins", also tokenisierter Fiatwährungen, enthalten sind, so kann man ahnen, wie stark die "Altcoins" gegenüber Bitcoin tatsächlich abgewertet haben. Beispielsweise hat Ethereum, die derzeit zweitgrößte Kryptowährung, seit Jahresauftakt in Bitcoin gemessen knapp 30% an Wert verloren.

Die Analysten von JPMorgan heben in dem Kontext hervor, dass die Aktivität bei Ethereum-Futures im Gegensatz zu Bitcoin-Futures weiterhin gedämpft ist, was die besondere Attraktivität von Bitcoin für institutionelle Investoren unterstreicht.

Bloomberg-Analyst wieder bullisch

Im Zuge der positiven Neuigkeiten rund um Bitcoin, äußert sich Mike McGlone, der Senior Makro Stratege von Bloomberg Intelligence, auch wieder bullisch für Bitcoin. McGlone sorgte im Sommer noch für Aufsehen, weil er eine Korrektur des Bitcoin-Preises auf unter 10.000 US-Dollar für wahrscheinlich hielt.

Nun meldet sich der renommierte Analyst mit einer positiven Prognose zurück: Die Bitcoin-ETFs, deren Zulassung er als unausweichlich einordnet, könnten dazu führen, dass Bitcoin stark gegenüber Gold aufwertet.

Bitcoin-ETFs könnten die relative Stellung von Gold verschlechtern -
Die Beziehung von #Gold zu #Bitcoin könnte sich verschlechtern. Was bis 2020 bei einem [Bitcoin]-Gold-Multiplikator von etwa dem 10x der Widerstand war, könnte sich zu einer dauerhaften Grundlage entwickeln. Die unvermeidliche Zulassung von US-Spot-Bitcoin-ETFs wird Bitcoins Untermauerung wahrscheinlich noch verstärken, während Bitcoin weiter in den Mainstream dringt.

Mike McGlone

Zudem macht McGlone darauf aufmerksam, dass die Schwankung von Bitcoin im Verhältnis zu Gold stark gesunken ist und er prognostiziert, dass sich dieser Trend mit einem Bitcoin-ETF weiter fortsetzen wird.

Fazit

Die Hoffnung auf Bitcoin-Spot-ETFs scheint Großinvestoren wieder auf Bitcoin aufmerksam gemacht zu haben. Das naheliegende Motiv kann sein, dass sie sich eindecken wollen, bevor einige der institutionellen Investoren überhaupt erst investieren können. Viele können aber bisher lediglich über Futures auf den Bitcoin-Preis wetten - Das Volumen des Bitcoin-Futures-ETF ($BITO) war in dieser Woche schließlich so hoch, wie seit der Woche der Einführung nicht mehr.

Das Problem an dem Bitcoin-Futures-ETF ist jedoch, dass die Performance nicht mit dem Bitcoin-Kurs Schritt halten kann. Das liegt vor allem an den Kosten, die entstehen, wenn die Futures auslaufen und neu gekauft werden müssen. Seit Jahresauftakt ist $BITO "nur" rund 65% im Plus, während Bitcoin einen Kurzuwachs von über 100% verzeichnen konnte.

Bitcoin (orange) vs. Bitcoin-Futures-ETF (blau) seit Jahresauftakt - Quelle: TradingView

Ob das große institutionelle Kapital nach der Zulassung des Bitcoin-ETFs auch nachziehen und ein Produkt kaufen wird, das mit "echten Bitcoin" gedeckt ist, bleibt abzuwarten. Renommierte Analysten sind sich jedoch einig, dass dies zumindest mittelfristig der Fall sein wird.

Wenn das Geld in den ETF fließt, wird es wie eine Dampfwalze, weil die Menge an Geld, die wahrscheinlich in den ETF fließen wird, alle kleinen Trader klein aussehen lassen wird, die versucht haben, diese Bewegung zu "frontrunnen". Ich denke, dass die Party gerade erst anfängt.

Mark Yusko, Gründer, CEO und CIO von Morgan Greek Capital

Wenn der Bitcoin-Spot-ETF zugelassen wird, denke ich, dass die Nachfrage nach Bitcoin das Angebot übersteigen wird und der markträumende Preis [...] bei über 150.000 US-Dollar liegen wird - es könnten sogar 180.000 sein.

Tom Lee, Mitbegründer und Leiter der Forschung bei Fundstrat Global Advisors

Der starke Kurszuwachs von Bitcoin hat auf jeden Fall bereits dazu geführt, dass sich wieder mehr Anleger mit Bitcoin auseinandersetzen - ob sie bereits den Wert von Bitcoin erkennen, oder ob sie nur für das schnelle Geld da sind, wird die Zukunft zeigen.