Jurrien Timmer, der Leiter für globale Makroökonomie bei Fidelity Investments, hat kürzlich Analysen zum Risiko-Rendite-Verhältnis und zur Adoption von Bitcoin veröffentlicht. Das Ergebnis: Bitcoin ist eine Anlageklasse "aus einem anderen Universum" und er sieht Bitcoin als "exponentielles Gold".

Fidelity Investments verwaltet rund 4,5 Billionen US-Dollar für seine Kunden und ist damit der drittgrößte Vermögensverwalter der Welt. Neben BlackRock und Co. hat auch Fidelity einen Antrag für einen Bitcoin-Spot-ETF in den USA eingereicht. Fidelity veröffentlichte zudem bereits einige Studien, in denen die positiven Eigenschaften von Bitcoin beleuchtet werden - Blocktrainer.de berichtete.

Dass einige Mitarbeiter von Fidelity Investments in den sogenannten "Bitcoin-Kaninchenbau" gefallen sind, lassen die tiefgehenden Analysen als auch die Tatsache, dass Fidelity schon im Jahr 2014 Bitcoin-Mining betrieben hat, vermuten. Der Makro-Analyst Timmer schreibt nun auch über sich selbst, dass er „Ende 2020 in den Bitcoin-Kaninchenbau gefallen“ ist.

Bitcoin ist exponentielles Gold

Jurrien Timmer äußert sich positiv zu der Zukunft von Bitcoin. In Bitcoin sieht der Fidelity-Analyst das Potenzial, eine Absicherung gegen die Manipulation der herkömmlichen Fiatwährungen zu sein. Zudem bezeichnet Timmer Bitcoin heute schon als "exponentielles Gold".

Bitcoin ist volatil, aber seine Knappheit und seine Adoptionskurve schaffen das Potenzial, eine leistungsstarke Absicherung gegen monetäre Schwindeleien zu sein. Ich betrachte Bitcoin als "exponentielles Gold".

Jurrien Timmer

Dennoch erkennt Timmer an, dass die Adoption von Bitcoin, die er anhand der Anzahl an Bitcoin-Adressen mit einem höheren Bestand als null definiert, schwächer ausfällt, als erwartet wurde. Die Adoptionskurve ist abgeflacht und ähnelt jetzt mehr der des Internets als der stärkeren des Smartphones.

Rendite-Risiko-Verhältnis von Bitcoin ist aus einem anderen Universum

Jurrien Timmer vergleicht in einer Analyse zudem das Risiko-Rendite-Verhältnis verschiedener Anlageklassen in dem Betrachtungszeitraum von 2020 bis Ende Oktober dieses Jahres. Rendite steht hierbei für die durchschnittliche Jahresrendite der jeweiligen Anlageklasse in dem Zeitraum. Wie in der Finanzwelt üblich, misst Timmer das Risiko über die Volatilität, also die Preisschwankung des jeweiligen Assets.

Auf der y-Achse der folgenden Grafik ist die durchschnittliche jährliche Rendite und auf der x-Achse die Schwankungsbreite der jeweiligen Anlageklasse in dem Betrachtungszeitraum aufgetragen.

Die Grafik macht deutlich, Bitcoin weist in den letzten 34 Monaten nicht nur die höchste Volatilität, sondern auch die mit Abstand stärkste Rendite auf. Timmer kommentiert dies überspitzend damit, dass das Risiko-Rendite-Verhältnis von Bitcoin „aus einem anderen Universum“ sei.

Obwohl Bitcoin derzeit knapp 50% unter dem US-Dollar-Höchstkurs aus dem Jahr 2021 notiert, hat Bitcoin in den letzten drei Jahren die anderen Anlageklassen unter dem Gesichtspunkt der Rendite alt aussehen lassen. Renditetechnisch ist die zweitbeste Anlageklasse der US-amerikanische Aktienindex S&P 500 (SPX). Die annualisierte Rendite von Bitcoin übersteigt die des S&P 500 jedoch in etwa um das Dreifache.

Risiko = Schwankung?

Für die Finanzwelt ist eine Anlage optimal, wenn sie hohe Renditen bei verhältnismäßig geringen Schwankungen aufweist. Risiko durch Preisschwankungen zu messen, ist jedoch, obwohl es sich etabliert hat, unzureichend. Das beste Beispiel dafür ist der Kollaps des Stablecoin Terra (UST), der über einen längeren Zeitraum einen US-Dollar abgebildet hat. Nimmt man die Schwankung als Maßstab für Risiko, so hätte man zu dem Ergebnis kommen müssen, der algorithmische Stablecoin sei nahezu risikolos.

Timmer verteidigt die noch hohen Schwankungen von Bitcoin damit, dass Bitcoin eben auch stark nach oben schwankt und die Volatilität bereits abgenommen hat und dies auch weiter tun wird.

Die hohe Volatilität von Bitcoin hat manchmal einen schlechten Ruf, aber mit den großen Korrekturen kommen auch große Gewinne. [...] Ja, Bitcoin liegt 54% unter seinem Zweijahreshoch, aber auch 84% über seinem Tiefststand. Staatsanleihen können diesem Risiko-Rendite-Verhältnis nicht das Wasser reichen, und viele andere Anlageklassen ebenfalls nicht, zumindest im Moment nicht.

Ich gehe davon aus, dass die Volatilität sinken wird, wenn BTC reifer wird und die Halvings immer weniger Einfluss haben (weil die meisten Bitcoin bereits geschürft wurden).

Jurrien Timmer

Womit Bitcoin korreliert

Ein weiterer Chart vom Fidelity-Analysten zeigt die Korrelation von Bitcoin mit anderen Anlageklassen in den letzten fünf Jahren. Interessant ist hierbei, dass Bitcoin über den gesamten Zeitraum keinerlei Korrelation mit dem Edelmetall Gold aufweist, obwohl Bitcoin doch häufig als "digitales Gold" bezeichnet wird. Bitcoin korreliert zudem negativ mit dem US-Dollar, was bedeutet, dass wenn der US-Dollar gegenüber anderen Währungen aufwertet, Bitcoin vornehmlich unter Druck gerät.

Investoren suchen häufig nach attraktiven Investments, die kaum oder gar nicht miteinander korrelieren. Da Gold als auch Bitcoin als Absicherungen gegen die Geldentwertung und als "sichere Häfen" gelten, könnte es für Gold-Investoren also umso interessanter sein, ihr Portfolio mit Bitcoin zu diversifizieren.

Fazit

Im Rahmen des jüngsten starken Kurszuwachses von Bitcoin melden sich wieder vermehrt Stimmen aus der traditionellen Finanzindustrie zu Wort. Die Analysen fallen dabei überwiegend positiv aus, auch wenn Schwächen, wie die Volatilität oder die schwächere Adoptionskurve angerissen werden.

Fidelity Investments überrascht hierbei immer wieder mit starken Berichten, durch die deutlich wird, dass einige der Analysten sich unvoreingenommen mit Bitcoin auseinandergesetzt haben, beziehungsweise in den "Kaninchenbau" gefallen sind.