Seit einem kürzlich beim Magazin BeInCrypto veröffentlichten Artikel wird in den sozialen Medien, insbesondere bei Twitter beziehungsweise "X" darüber spekuliert, dass der verstorbene Eigentümer der privaten Militärfirma Wagner, die fünftgrößte Bitcoin-Wallet besessen haben könnte. Die Meldung sorgte natürlich schnell für Aufsehen und wir haben uns den Artikel dazu einmal genauer angesehen. Was spricht für die These und was dagegen? Welche Indizien, Quellen oder gar Beweise wurden angeführt?

Hätte, Wäre, Könnte

Der Artikel ist durchzogen von spekulativen Aussagen und unverbindlichen Formulierungen. Phrasen wie "im Internet Behauptungen auftauchten" oder "es wird angenommen" sind nicht nur vage, sondern auch problematisch, da sie dem Leser keine klare Grundlage für die vorgebrachten Behauptungen bieten. In der journalistischen Praxis ist es normalerweise üblich (oder zumindest sollte es das sein), solche Aussagen durch verifizierbare Fakten oder zumindest durch glaubwürdige Quellen zu untermauern. In diesem Fall jedoch bleibt der Artikel im Bereich der Spekulation und bietet keine konkreten Anhaltspunkte, die die Behauptungen stützen könnten. Der Artikel macht ernsthafte Behauptungen über die finanziellen Aktivitäten einer prominenten und definitiv umstrittenen Persönlichkeit, bietet jedoch keine Links, Zitate oder andere Formen von Belegen, die diese Behauptungen verifizieren könnten.

Zwar erklärt der Autor in dem Beitrag selbst, dass es keine konkreten Beweise gebe, angeblich deuten jedoch Indizien darauf hin. Selbst diese Indizien bleibt der Artikel jedoch schuldig. Denn die genannte Aktivität der Wagner-Truppe in Afrika, wo angeblich Bitcoin auf den Schwarzmärkten verbreitet ist und reibungslosere Transaktionen möglich machen würde, als "Indiz" zu bezeichnen, klingt schon sehr zwanghaft konstruiert.

Kontext, Timing und Clickbait

Der Artikel nutzt den Tod von Prigoschin und die damit verbundenen Gerüchte, um eine Geschichte zu konstruieren, die mehr Fragen aufwirft, als sie beantwortet. Im Grunde handelt es sich dabei wohl um einen Versuch, vom Medieninteresse um den Söldnerboss zu profitieren und Klicks zu generieren. Auch andere Bitcoin-News Seiten sprangen schnell auf diesen Zug auf und sprachen von einer "möglichen Verbindung" von Prigoschin zum fünftgrößten Bitcoin-Wallet.

Adresse mit Bitfinex-Hack verknüpft

Die besagte Adresse, die laut dem Artikel angeblich Jewgeni Prigoschin gehört, steht bereits seit längerem mit dem Bitfinex-Hack aus dem Jahr 2016 in Verbindung. Das Wallet befindet sich laut verschiedenen früheren Meldungen und dem Analyseservice OXT.me demnach mittlerweile in Besitz der US-Regierung. Die BTC wurden nach der Festnahme des Ehepaars Lichtenstein/Morgan beschlagnahmt.

Bei OXT.me heißt es:

Wallet im Besitz der US-Regierung, über die der Großteil der beim Bitfinex-Hack gestohlenen Gelder beschlagnahmt wurde.

Quelle: https://www.justice.gov/opa/press-release/file/1470186/download

Fazit

Der Artikel scheint nach Durchsicht definitiv mehr Clickbait zu sein als eine ernsthafte journalistische Arbeit. Ohne konkrete Beweise, Quellen oder sogar Indizien ist es ratsam, solche Informationen mit Vorsicht zu behandeln. Leider ist es in der Newsbranche auch bei Bitcoin- und insbesondere Krypto-Seiten immer häufiger der Fall, dass viele Meldungen mehr Schein als Sein sind und man verlinkte Quellen und Bezüge vergeblich sucht. In einer Branche, in der "Don't trust, verify", also "traue nicht, verifiziere" eines der bekanntesten Mottos ist, sollte dies eigentlich besser gehandhabt werden. Den Leuten sollte zumindest die Chance gegeben werden, Dinge selbst zu überprüfen. Bei spekulativen Artikeln, völlig ohne Quellen für etwaige Behauptungen, ist dies jedoch nur schwer möglich.