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Ein Bitcoin-Mining-Betrieb im US-Bundesstaat Wyoming, der mit mehreren chinesischen Unternehmen verbunden ist, hat die Aufmerksamkeit von Pentagon-Beamten erregt. Interessanterweise befindet sich die Mining-Anlage nämlich direkt gegenüber einem Datenzentrum von Microsoft und in nächster Nähe zu einem Militärstützpunkt. Das entsprechende Unternehmen hat jedoch klargestellt, dass seine Nähe zum Datenzentrum, das unter anderem das Pentagon unterstützt, nicht miteinander in Zusammenhang steht.

Sorgen im Pentagon

Laut einem Bericht der New York Times sind Pentagon-Beamte besorgt über die Verbindungen der Eigentümer des Mining-Betriebs zu China und die möglichen nationalen Sicherheitsrisiken, die damit verbunden sind. Microsoft äußerte die Befürchtung, dass diese Lage es der chinesischen Regierung ermöglichen könnte, "umfassende Geheimdienstoperationen" gegen das Datenzentrum und die nahegelegene Francis E. Warren Air Force Base, die mit Interkontinentalraketen ausgestattet ist, durchzuführen.

Das Bitcoin-Mining geriet erstmals in den Fokus der US-Regierung, nachdem ein Team von Microsoft im August 2022 einen Bericht an den Ausschuss für ausländische Investitionen übermittelt hatte. Das Team war der Ansicht, dass die Mining-Rechner die Möglichkeit hätten, Informationen aus dem Datenzentrum, in dem anscheinend auch Informationen aus dem Pentagon verarbeitet werden, zu sammeln.

"Microsoft hat keine direkten Anzeichen für bösartige Aktivitäten durch diese Entität", schrieb Microsoft laut Times. "Wir sind jedoch überzeugt, dass die Rechenleistung einer industriellen Bitcoin-Mining-Operation zusammen mit der Anwesenheit einer unbekannten Anzahl von chinesischen Staatsbürgern in direkter Nähe zum Microsoft-Datenzentrum und einer von drei strategischen Raketenbasen in den USA erhebliche Bedrohungsszenarien darstellt."

Es ist mittlerweile weitläufig bekannt, dass China 2021 das Bitcoin-Mining verboten hat. Dies führte dazu, dass Unternehmen aus diesem Sektor versuchten, sich in anderen Ländern, einschließlich den USA, niederzulassen. Die Times identifizierte Mining-Betriebe in 12 Bundesstaaten, die im Besitz von chinesischen Staatsbürgern sind oder waren. Einige von ihnen hatten Verbindungen zur chinesischen Regierung, andere nicht, und bei einigen war die Herkunft unklar.

BTC Micorsoft Airforce
Bild: Chet Strange. Quelle: New York Times

Das Mining in Cheyenne, Wyoming, ist eines dieser Betriebe. Es wurde berichtet, dass das Mining mit fünf verschiedenen Unternehmen verbunden ist. Eines dieser Unternehmen, Bit Origin Ltd., war zuvor als Schweinefleischverarbeitungsunternehmen auf den Cayman-Inseln registriert. Li Jiaming, der Präsident von Bit Origin Ltd., betonte, dass weder das Microsoft-Datenzentrum noch die nahegelegene Militärbasis etwas mit der Wahl des Standortes zu tun hatten. Der Hauptgrund für die Standortwahl war die Zusammenarbeit mit dem lokalen Energieversorger.

Beamte äußerten gegenüber der Times Bedenken, dass diese Mining-Betriebe, die in ihren Operationen eine immense Menge an Strom verbrauchen, absichtlich dazu verwendet werden könnten, Stromnetze zu überlasten, geplante Stromausfälle zu verursachen und andere Cyberangriffe durchzuführen. Es wächst die Besorgnis der US-Beamten, dass die chinesische Regierung versucht, US-Militäroperationen ins Visier zu nehmen und zu stören.

Neue FUD oder berechtigte Ängste?

Es ist wichtig zu betonen, dass die Rechenleistung, die in solchen Mining-Zentren zur Verfügung steht, hauptsächlich von spezialisierten Chips, den sogenannten ASICs (Application-Specific Integrated Circuits), stammt. Diese Chips sind speziell für das Bitcoin-Mining optimiert und bieten in diesem Bereich eine herausragende Leistung. Für sonstige rechenintensive Aufgaben, oder gar Abhör-Aktionen, sind sie jedoch weniger geeignet. Das bedeutet, dass die Befürchtung, dass diese Mining-Zentren für andere, möglicherweise schädliche Aktivitäten genutzt werden könnten, in der Praxis eher unwahrscheinlich ist.

Auch das Argument, dass ein solches Mining-Zentrum das Stromnetz überlasten könnte, erscheint etwas überzogen. Zwar verbrauchen Bitcoin-Mining-Betriebe bekannterweise eine erhebliche Menge an Strom, aber die Auswirkungen auf das Stromnetz wären in erster Linie lokal begrenzt. Im unwahrscheinlichen Fall einer drohenden Überlastung wäre es für den lokalen Energieversorger ein Leichtes, die Stromversorgung für den Mining-Betrieb kurzfristig zu unterbrechen, um das Netz zu stabilisieren. Darüber hinaus handelt es sich bei der besagten Anlage ohnehin nicht um eine besonders große.

Insbesondere Medien wie die New York Times haben in der Vergangenheit wiederholt FUD (Fear, Uncertainty, Doubt) gegen Bitcoin verbreitet. Viele Marktbeobachter sehen in der aktuellen Berichterstattung daher einen weiteren Versuch, Bitcoin in ein negatives Licht zu rücken. Deshalb ist immer wichtig, solche Berichte kritisch zu hinterfragen und sich ein umfassendes Bild von der Situation zu machen, bevor voreilige Schlüsse gezogen werden. Eine ganzheitliche Einschätzung von außen ist natürlich schwierig bis unmöglich. Es spricht jedoch einiges dafür, dass sich die USA vermutlich keine allzu großen Sorgen wegen dieser Bitcoin-Mine in Wyoming machen müssen.