Rostin Behnam, der Vorsitzende der US-Rohstoffbehörde Commodity Futures Trading Commission (CFTC), hat sich für eine rechtliche Lösung zur Regulierung des Kryptomarktes ausgesprochen. Seiner Ansicht nach bestünde dieser hauptsächlich aus sogenannten "Commodities", zu Deutsch etwa "Waren" oder "Rohstoffen". Dies widerspricht jedoch gänzlich der Meinung seines Pendants von der Wertpapierbehörde SEC. Der dortige Vorsitzende Gary Gensler erklärte bereits mehrfach, dass der Kryptomarkt in seinen Augen hauptsächlich aus "Securities", also Wertpapieren, zusammengesetzt sei.

Marktteilnehmer suchen klare Vorgaben

In einem vor wenigen Tagen von der Intercontinental Exchange (ICE) gehosteten Podcast äußerte Behnam Bedenken hinsichtlich der fehlenden Klarheit in der Branche und dem Potenzial für Betrug und Manipulation. Behnam zufolge suchen Marktteilnehmer, insbesondere institutionelle Investoren, nach einem klaren regulatorischen Rahmen für Krypto-Werte. Er vertritt die Meinung, dass die fehlende Klarheit einer der wenigen Punkte ist, die die institutionelle Nachfrage derzeit noch bremsen.

Der Markt scheint eine Art regulatorischen Rahmen zu wollen. Sie können sich vorstellen, dass die institutionelle Nachfrage wahrscheinlich steigen würde, wenn es einen klaren Regulierungsrahmen gäbe.

Rostin Behnam, CFTC

Gensler hingegen äußerte sich in einem kürzlichen Interview mit Bloomberg relativ konträr dazu und stellte fest: "Die Gesetze sind klar".

Ich denke, die Wertpapiergesetze sind eindeutig, wenn die Öffentlichkeit in solche Projekte investiert, weil sie sich von den Bemühungen dieser Projekte Gewinne verspricht, oder wenn es Unternehmer gibt.

Der Kongress hat die Sache sehr pauschal vereinfacht dargestellt, und ich möchte Ihnen folgende Frage stellen: Wenn Sie sich ein Token ansehen, finden Sie eine Website? Sie finden einen Twitter- oder X-Feed, wie auch immer man das heutzutage nennen mag, und hinter vielen dieser Projekte stehen Unternehmer, ohne dass ich damit irgendjemandem vorverurteilen möchte.Gary Gensler, SEC

Gary Gensler, SEC

Während laut Gensler die Regeln bereits ausreichend klar und sich die beiden Platzhirsche auch was das betrifft nicht einig sind, kommen sie immerhin beim Thema Betrug und Manipulation auf einen gemeinsamen Nenner.

Wenn wir weiterhin diesen Betrug, diese Manipulation auf dem Markt sehen, denke ich, dass es wichtig ist, dass wir eingreifen und das Land in die Pflicht nehmen.

Rostin Behnam, CFTC

In diesem Bereich wimmelt es nur so von Betrügern und Gaunern. Es gibt auch ehrliche Akteure, aber es gibt viel zu viele, die es nicht sind.

Gary Gensler, SEC

Ware oder Wertpapier?

Bei dieser Frage gehen die Ansichten der beiden Chefregulierer wohl am weitesten auseinander. Während Gensler sich bisher nur bei Bitcoin festlegte, dass dieser als einziges Krypto-Asset als Ware einzuordnen sei, vertritt er die Meinung, dass insgesamt wahrscheinlich nur wenige andere Projekte in dieses Schema fallen würden. Behnam hingegen erklärte im aktuellen Interview, dass der Kryptomarkt nach seiner Ansicht tatsächlich zu einem Großteil aus Commodities bestehen würde. Im Vergleich zu den traditionellen Waren respektive Rohstoffen sind diese allerdings nicht mehr auf den Groß-, sondern nun auf den Einzelhandel ausgelegt.

Wenn man sich anschaut, was wir im letzten halben Jahrzehnt gesehen haben, gerichtliche Entscheidungen und wie sich die Märkte entwickelt haben, dann behaupte ich, dass fast 70 % des Marktes für digitale Vermögenswerte zwischen einigen wenigen ausgewählten Token Rohstoffe sind, was sie dann in dieses regulatorische Vakuum oder diesen unregulierten Raum stellt. [...]

Jetzt haben wir es aber mit einer neuen Anlageklasse zu tun, die für den Einzelhandel bestimmt ist, spekulativen Charakter hat und sich von den traditionellen Rohstoffen unterscheidet, die für den Großhandel bestimmt sind und hauptsächlich für das Risikomanagement oder für kommerzielle Zwecke verwendet werden. Und diese Vermögenswerte fallen unter die traditionelle Definition eines Rohstoffs im Commodity Exchange Act.

Rostin Behnam

Wann fällt die Entscheidung?

Wann es nun endlich eine bindende Entscheidung im US-Recht gibt, welche Krypto-Werte als Security und welche als Commodity eingestuft werden, ist noch immer unklar. Fest steht jedoch, dass sich aller Voraussicht nach beide Regulierungsbehörden weiter mit dem Thema beschäftigen müssen, da einige Coins und Token unter die Aufsicht der einen und andere unter die Aufsicht der anderen Behörde fallen. Dem sind sich allerdings auch Rostin Behnam und mit Sicherheit auch Gary Gensler bewusst.

Es ist sicherlich eine Aufgabe und eine Verantwortung für beide Behörden, zusammenzuarbeiten. Wir haben das schon einmal getan. Wir haben es in der Vergangenheit getan und wir werden es auch in Zukunft tun.

Rostin Behnam, CFTC

Das ganze Interview gibt es hier zu hören: