In einer jüngsten Entwicklung im "Krimi" um die Zulassung der ersten US-amerikanischen Spot Bitcoin-ETFs, hat die Securities and Exchange Commission (SEC) auf die gestern eingereichten S-1-Formulare reagiert und Änderungen angefordert. Da die Frist für eine finale Entscheidung bereits morgen, am 10. Januar abläuft, fürchten einige Marktbeobachter und Experten, dass dies zu einer weiteren Vertagung zahlreicher Anträge beziehungsweise einer Ablehnung des fälligen Antrags von ARK/21Shares führen könnte.
SEC fordert Änderungen an S-1 Formularen
Die SEC kommentierte die S-1-Formulare, die von verschiedenen Antragstellern für Bitcoin ETFs eingereicht wurden, und bat um spezifische Änderungen. Perianne Boring von der Chamber of Digital Commerce deutet dies als ein Zeichen für eine mögliche Verzögerung. Sie twitterte:
SPOT BITCOIN ETF UPDATE: Die SEC hat gerade zusätzliche Kommentare zu den S-1s der anhängigen Antragsteller veröffentlicht. Dies ist ein Signal für einen Aufschub.
Perianne Boring
Gegensätzliche Meinungen von Experten
Andere Experten, wie James Seyffart und Eleanor Terrett, sehen dies jedoch anders. Seyffart betonte, dass die Kommentare der SEC zu den S-1-Dokumenten, die die Gebühren betreffen, nicht ungewöhnlich seien und erwartet, dass weitere Änderungen folgen werden. Er meint: "Es stimmt, es kamen Kommentare zu den S-1-Dokumenten mit den Gebühren zurück, über die wir uns heute Morgen alle so gefreut haben (das ist nichts Ungewöhnliches). Morgen werden wir deshalb mehr Änderungen sehen. Dennoch glaube ich nicht, dass dies unbedingt ein Verzögerungssignal ist."
Eleanor Terrett berichtete nach Gesprächen mit einigen Beteiligten, dass diese sich keine Sorgen machen und die SEC keine Änderung der Pläne signalisiert habe.
Ich habe gerade mit ein paar Leuten gesprochen, die zusätzliche Kommentare erhalten haben. Sie sagen, sie seien nicht beunruhigt und die SEC hat keine Änderung der Pläne mitgeteilt.
Ich habe das Gefühl, dass sie ziemlich zuversichtlich sind, dass dies nur Teil des Prozesses ist, um alles vor dem 10. Januar einzureichen.
Eleanor Terrett
Die 19b-4 zählen!
Während der Diskussionen über die der S-1-Formulare und deren Änderung, bringt Scott Johnsson, ein Anwalt und Spezialis für Finanzrecht, einen wichtigen Aspekt ins Spiel: die Rolle der 19b-4 Formulare. Johnsson betont, dass die Vollständigkeit der S-1 Formulare nicht zwingend erforderlich ist, solange die 19b-4 Anträge genehmigt werden. Dies war beispielsweise auch bei der Zulassung der Bitcoin Futures-ETFs im Jahr 2022 der Fall. Er fügt hinzu, dass die schnelle Rückmeldung der SEC zu den S-1 Dokumenten eher ein Zeichen dafür ist, dass die SEC bemüht ist, den Prozess voranzutreiben, um eine schnelle Genehmigung und Einführung zu ermöglichen.
Ja, das ist sehr ungewöhnlich [,dass die SEC so schnell reagiert]. Und um alle daran zu erinnern: Die S-1-Formulare MÜSSEN nicht vollständig sein, solange die 19b-4s genehmigt sind. Nehmen wir die Futures-ETFs im Jahr 2022. Hashdex hat nicht einmal erste Kommentare erhalten, bevor sein 19b-4 genehmigt wurde. Mehr als alles andere zeigen diese schnellen Kommentare, dass die SEC daran arbeitet, alles für eine schnelle Genehmigung und Einführung voranzutreiben (im Gegensatz zu dem, was wir bei den Futures gesehen haben)
Scott Johnsson, Finanz-Jurist
Verzögerung trotz Deadline möglich?
Einige User bei 𝕏 fragten sich, ob denn eine weitere Verzögerung überhaupt möglich sei, sofern davon auszugehen ist, dass alle Anträge gemeinsam genehmigt werden sollen? Und ja, tatsächlich gäbe es wohl eine solche Option.
Obwohl die Deadline für die Entscheidung über die ETF-Anträge, insbesondere für ARK/21Shares, auf den 10. Januar angesetzt ist, gibt es eine Möglichkeit für die SEC, die Entscheidung weiter hinauszuzögern. Gemäß 17 C.F.R. Section 201.431 haben die Kommissare der SEC die Möglichkeit, eine Überprüfung und Abstimmung durch die gesamte Kommission anzufordern, auch wenn die Angelegenheit bereits durch die "delegierte Autorität" genehmigt wurde.
Einfacher gesagt bedeutet dies, dass, selbst wenn ein Bitcoin-ETF bereits von den Mitarbeitern der Behörde genehmigt wurde, jeder der fünf SEC-Kommissare sagen kann: "Stopp, ich möchte, dass wir alle darüber abstimmen". Dies kann wohl trotz einer vorläufigen "Zustimmung" den Genehmigungsprozess für den ETF verlangsamen, weil dann alle fünf Kommissare sich damit beschäftigen und nochmals darüber abstimmen müssen.
Der Bloomberg-Analyst Eric Balchunas gibt jedoch weitestgehend Entwarnung. Zwar wäre dies genau genommen eine zulässige Option, jedoch glaubt er nicht, dass es dazu kommen wird.
Ich bin mir sicher, dass es sich dabei um eine zutreffende Auslegung der Verordnungen handelt, aber ich mache mir keine Sorgen darüber. Gensler hat das alles geleitet. Die Mitarbeiter arbeiten unermüdlich mit den Emittenten zusammen. Die Genehmigung ist der Plan. Es gibt keinen Grund, dies zu verkomplizieren.
Eric Balchunas, ETF-Experte
Fazit
Die neuesten Entwicklungen und die gegensätzlichen Meinungen von Experten zeigen, dass die Zukunft der Bitcoin ETFs weiterhin ungewiss bleibt. Die Anforderung von Änderungen an den S-1 Formularen durch die SEC könnte ein Hinweis auf weitere Verzögerungen sein, doch die tatsächliche Auswirkung bleibt abzuwarten. Die Möglichkeit einer Verzögerung durch die SEC-Kommissare gemäß 17 C.F.R. Section 201.431 bleibt zwar ein kleiner Unsicherheitsfaktor, allerdings ist sich der Großteil der Experten ziemlich einig darüber, dass dies alles keine bedeutenden Steine sind, die einer Zulassung entweder heute oder morgen noch im Weg stehen.