Nachdem der Bitcoin-Kurs mit dem April den schlechtesten Monat seit dem FTX-Kollaps verzeichnete und am 1. Mai sogar unter 57.000 US-Dollar rutschte, hat sich der Wind wieder gedreht. Die Nachrichtenlage rund um das Asset hat sich wieder verbessert und die ETF-Zuflüsse nehmen wieder deutlich an Fahrt auf. Der Kurs erholte sich um mehr als 10 Prozent und BTC handelt wieder über der Marke von 63.000 US-Dollar.

Bitcoin-ETFs wieder nachgefragt

Der Abverkauf am 1. Mai war begleitet von dem mit Abstand schlechtesten Tag für die am Anfang des Jahres zugelassenen US-amerikanischen Bitcoin-Spot-ETFs. Die Abflüsse von über 560 Millionen US-Dollar über die elf Anlageprodukte hinweg waren ein neuer Negativrekord. Dazu trug bei, dass der ETF von BlackRock ($IBIT) erstmals Abflüsse verzeichnete, nachdem der börsengehandelte Fonds des größten Vermögensverwalters der Welt wenige Tage zuvor erst seine rekordverdächtige Zuflussserie beendete. Generell war Mittwoch vergangener Woche auch der erste Tag, an dem keiner der elf Bitcoin-ETFs Kapital aufsaugen konnte.

Doch nur zwei Tage darauf gab es fast die gleichen Nachrichten mit umgekehrten Vorzeichen. Am 3. Mai verzeichnete erstmals keiner der ETFs Abflüsse. Zwar schrieben die Anlageprodukte am vergangenen Freitag mit fast 380 Millionen US-Dollar an zusammengenommen Zuflüssen keinen neuen Rekord, doch der Handelstag brachte eine Besonderheit mit sich.

Das von einem geschlossenen Trust in einen Spot-ETF umgewandelte Anlageprodukt von Grayscale, $GBTC, saugte erstmals seit der ETF-Zulassung Kapital auf. Zuvor flossen dem ETF an jedem Handelstag Mittel ab, was ihn in dieser Hinsicht zum schlechtesten ETF aller Zeiten machte. Geschuldet war diese Kapitalflucht wohl den hohen Gebühren von $GBTC, die mit 1,5 Prozent um ein Vielfaches über denen der direkten Konkurrenz liegen.

Sollten sich die Flüsse von $GBTC jetzt einigermaßen auf diesem Niveau stabilisieren, dann fällt damit ein großer Faktor, der in den vergangenen Wochen und Monaten für immensen Verkaufsdruck sorgte, weg. Mit dem günstigen Bitcoin-Mini-ETF, den Grayscale anteilsmäßig gegen $GBTC-Anteile eintauschbar machen möchte, plant der Vermögensverwalter aus der Krypto-Branche zudem den Anlegern auf der Gebührenseite bald etwas entgegenzukommen.

Bitcoin-ETFs mit starkem Debut in Hongkong

Auch wenn der Start der Bitcoin- und Ethereum-ETFs an der Hongkonger Börse auf den ersten Blick nach einer Enttäuschung aussah, sind auch über diesen Weg beträchtliche Summen in Bitcoin geflossen. Initial saugten die drei Bitcoin-Spot-ETFs aus der chinesischen Sonderverwaltungszone alleine knapp 250 Millionen US-Dollar auf.

Im Angesicht der Erwartungen von Rebecca Sin von Bloomberg Intelligence, die optimistisch 300 Millionen US-Dollar an Zuflüssen im gesamten ersten Monat für alle sechs ETF prognostizierte, ist das Debut schon mal als Erfolg zu werten – auch wenn die Zuflüsse fast ausschließlich auf die Seed-Investments zurückzuführen sind.

Derzeit sind die Hongkonger Bitcoin- und Ethereum-ETFs aufgrund des Anti-Krypto-Kurses von Peking nicht für Festlandchinesen zugänglich. Die Bloomberg-Experten stellen in Aussicht, dass sich das in den kommenden 10 bis 20 Jahren ändern könnte. 

Richard Byworth von Skyz Capital, einer unbekannten Investmentfirma, setze jedoch vor wenigen Tagen das Gerücht in die Welt, dass die Volksrepublik wohl schon bald die neuen ETFs für Festlandchinesen zugänglich machen könnte. Einige News-Seiten griffen dies auf, jedoch ist hierbei zu betonen, dass dies äußerst unwahrscheinlich ist und weder auf handfesten Indizien noch einer vertrauenswürdigen Quelle beruht.

Bitcoin-ETFs bald in anderen Regionen handelbar?

Nachdem in Korea die Demokratische Partei Minju bei der Parlamentswahl die Mehrheit der Sitze für sich gewinnen konnte, rückt eine Zulassung der Bitcoin-ETFs in der Republik näher. Die oppositionelle Partei Minju machte unter anderem damit Wahlkampf, Bitcoin-Spot-ETFs zuzulassen. Laut lokalen Medien lässt die Partei ihren Worten bereits Taten folgen, in dem sie die Regulatoren dazu auffordert, noch einmal den Sachverhalt zu überprüfen, dass Bitcoin-Spot-ETFs derzeit in Korea nicht gehandelt werden dürfen.

Auch in Australien könnte eine Bitcoin-ETF-Zulassung unmittelbar bevorstehen. Mit der Thematik vertraute Personen teilten dem Nachrichtendienst Bloomberg vor wenigen Tagen mit, dass die australische Börse ASX den Anlageprodukten wohl in diesem Jahr noch grünes Licht geben wird.

Mit zusätzlichen Zulassungen von börsengehandelten Bitcoin-Fonds könnten weitere Mittel von institutionellen Investoren rund um die Welt unkompliziert und sicher in die noch junge Anlageklasse fließen.

Großer Zahlungsdienstleister setzt vermehrt auf Bitcoin

Der Zahlungsdienstleister Block, der hinter der in den USA beliebten Cash App steckt, hat im Zuge des Quartalsberichts bekannt gegeben, seit April einen Bitcoin-Sparplan aufgesetzt zu haben. Das von Jack Dorsey gegründete und geführte Unternehmen verkündete, 10 Prozent aus dem Bruttoumsatz aus Bitcoin-Produkten in das Asset zu stecken. Im April waren dies 4,4 Millionen US-Dollar. Block hat bereits Ende 2020 und Anfang 2021 für insgesamt 220 Millionen US-Dollar BTC gekauft – ein Investment, das sich ausgezahlt hat.

Darüber hinaus will der mehr als 40 Milliarden US-Dollar schwere Zahlungsdienstleister auch auf operativer Ebene weiterhin stark auf Bitcoin setzen und damit die Zugänglichkeit, Sicherheit und Nutzbarkeit von Satoshi Nakamotos Kreation vorantreiben. Das geht aus dem von Jack Dorsey verfassten Aktionärsbrief hervor – Blocktrainer.de berichtete.

Zinssenkungen und Geldgedrucke in Aussicht

Seit die US-Notenbank bei der vergangenen Tagung am 1. Mai signalisierte, dass sie die Zinsen nicht vorhat anzuheben und bereits ab Juni die derzeit laufende Bilanzreduktion von monatlich 60 Milliarden US-Dollar auf 25 Milliarden drosseln wird, sind die Kapitalmärkte wieder zuversichtlicher. Dazu beigetragen haben zudem die am 3. Mai gemeldeten US-Arbeitsmarktdaten. Die Arbeitslosenquote fiel mit 3,9 Prozent um 10 Basispunkte höher aus als erwartet. Ein schwächerer Arbeitsmarkt lässt auf eine zurücklaufende Inflation schließen, wodurch die US-Notenbank Raum für die in dem Wahljahr angedachten Zinssenkungen hätte. Noch liegt die Inflation in den USA mit 3,5 Prozent deutlich über dem 2-%-Ziel.

Nach den Entwicklungen in den vergangenen Tagen geht der Markt wieder von der ersten Zinssenkung im September aus – eine Woche zuvor war es noch Dezember. Währenddessen nimmt die umlaufende US-Dollar-Geldmenge (M2) wieder an Fahrt auf. Die Änderungsrate gegenüber dem Vorjahr ist erstmals seit Ende 2022 wieder positiv – und dabei gab es bislang nicht mal einen Schritt in Richtung geldpolitischer Lockerung der US-Notenbank.

Was der geldpolitischen Straffung der vergangenen Monate etwas entgegensetzte, waren die ausufernden Staatsausgaben der USA. Durch diese pumpte das US-Finanzministerium schuldenfinanziert Geld in die Wirtschaft. Die renommierte Analystin Lyn Alden spricht in diesem Zusammenhang von “fiskalischer Dominanz”, welche in einem solchen Umfeld wichtiger zu beobachten sein soll, als die Geldpolitik der Zentralbank.

Die immer höheren Schuldenberge der USA sowie die fehlenden Bemühungen, aufgrund dessen die Staatsausgaben zurückzufahren, sorgen für Beunruhigung. Dabei hilft es auch nicht, dass Jared Bernstein, Wirtschaftsberater des Weißen Hauses, die Dynamiken des Geldsystems nicht erklären kann.

Im Rahmen einer Dokumentation von MMT-Befürwortern offenbart der ökonomische Berater von Joe Biden seine Unwissenheit. Angesprochen auf die Frage, warum die US-Regierung sich überhaupt Geld leiht, wenn sie sich doch das Geld druckt, dass sie für die Ausgaben benötigt, gerät Bernstein, der keinen akademischen Hintergrund in Wirtschaftswissenschaften hat, ins Straucheln.

Die Regierung druckt definitiv Geld, und sie verleiht dieses Geld durch den Verkauf von Anleihen. Ist es das, was sie tut? Sie verkauft Anleihen, ja, sie verkauft Anleihen. Richtig? Denn sie verkauft Anleihen und die Leute kaufen die Anleihen und leihen ihr das Geld.

Oft, zumindest in meinen Augen, können die Sprache und die Konzepte von MMT unnötig verwirrend sein, aber es steht außer Frage, dass die Regierung Geld druckt und dieses Geld dann verwendet, um, äh ... Ich schätze, ich kann es nicht wirklich, ich verstehe es nicht, ich weiß nicht, wovon sie reden ... Die Regierung druckt eindeutig Geld, das tut sie ständig, und sie nimmt eindeutig Kredite auf, sonst würde man nicht über Schulden und Defizite reden. Ich glaube also nicht, dass es da etwas Verwirrendes gibt.
Jared Bernstein

Ein Ökonom, der das Weiße Haus berät, sollte im Mindesten verstehen, dass die Regierung nicht selbst gedrucktes Geld verleiht, sondern die eigene Zentralbank der Regierung frisch gedrucktes Geld leiht, wenn der Staat dieses dringend benötigt. Dadurch kann ein Staat theoretisch gar nicht pleitegehen, insofern er in der eigenen Währung verschuldet ist.

Die Implikationen, die das für die Kaufkraft des staatlichen Geldes hat, stehen natürlich auf einem anderen Blatt. Trotz allen Regeln, welche die Politik um das Geldsystem herum implementiert, ist immer wieder zu beobachten, dass der Staat gierig wird und der Wert des Papiergeldes gegen null tendiert

Bitcoin ist die Lösung genau für ein solches System, da Satoshi Nakamoto mit seiner Erfindung eine Manipulation der Geldbasis unmöglich gemacht hat. Je mehr Menschen das aktuelle Geldsystem und die Probleme dessen verstehen, desto offener dürften sie für eine nicht zu korrumpierende Alternative sein.

Bitcoin wird zunehmend als Lösung erkannt

Immer mehr Entitäten erkennen die zugrundeliegenden Probleme des Fiatgeldsystems, die sich in immer übergriffigeren Staaten und schnell voranschreitenden Kaufkraftverlusten der Währungen manifestieren. Neben dem Land El Salvador, das täglich einen Bitcoin kauft, setzen mit dem Zahlungsdienstleister Block und dem Softwareunternehmen MicroStrategy schon zwei börsennotierte Unternehmen aus den USA auf wiederkehrende Bitcoin-Investitionen.

Auch für Zentralbanken, die derzeit ihre Währungsreserven meist in schlecht performenden Staatsanleihen anderer Länder oder in Gold halten, werden zunehmen für Bitcoin sensibilisiert. So etwa durch die Initiative, welche die Schweizerische Notenbank dazu verpflichten will, einen Teil der Reserven in Bitcoin zu stecken. Obwohl der SNB-Chef Thomas Jordan den Vorschlag bei der Generalversammlung abschmetterte, stellen sich nun schon erste Politiker hinter diese Idee. Lukas Reimann, Mitglied des Schweizer Nationalrats und Politiker der drittstärksten Schweizer Partei SVP, gab bekannt, das Vorhaben zu befürworten.

Es bleibt spannend zu beobachten, was sich in den kommenden Monaten hinsichtlich der Bitcoin-Adoption noch tun wird. Momentan sieht es danach aus, als würde die institutionelle Adoption weiter an Fahrt aufnehmen und bald in immer mehr Jurisdiktionen mit Bitcoin besicherte Anlageprodukte handelbar werden. Im Angesicht des bröckelnden Fiatsystems ist zudem zu erkennen, dass immer mehr Menschen Bitcoin als eine Absicherung dagegen beziehungsweise als ein alternatives System wahrnehmen.