In den letzten Wochen gab es zahlreiche Diskussionen und Berichte über die Nutzung von Kryptowährungen durch die Hamas und andere Terrororganisationen. Viele US-Gesetzgeber forderten bereits ein rasches Vorgehen gegen die Krypto-Nutzung von Terroristen. Das US-Finanzministerium schlug daraufhin weit gefasste Maßnahmen vor, die jedoch nahezu alle Transaktionen ins Visier nehmen. Elliptic, ein Unternehmen für Blockchain-Analyse, hat sich nun zu Wort gemeldet, um einige Missverständnisse und Fehlinterpretationen zu klären.
Krypto-Spenden für Terror lohnen sich nicht
In einer Stellungnahme erklärt Elliptic, dass die Hamas zwar seit 2019 mit Bitcoin und anderen Kryptowährungen Spenden sammelte, die Beträge im Vergleich zu anderen Finanzierungsquellen jedoch verschwindend gering waren. Der Grund dafür war und ist die Transparenz der Blockchains. Man kann viele Transaktionen nachverfolgen. Eine große Anzahl von Wallets wurde von den US-Strafverfolgungsbehörden bereits beschlagnahmt, und viele Spender wurden identifiziert. Um weitere Spender zu schützen, beendete die Hamas im April 2023 alle öffentlichen Spendenaktionen mit Kryptowährungen. Dies verdeutlicht die Schwäche von Kryptowährungen als Mittel zur Terrorismusfinanzierung, heißt es in der Stellungnahme.
Außerdem gehen die zentralisierten Dienste wie Kryptobörsen proaktiv gegen derartige illegale Aktivitäten vor, informieren die Behörden und frieren entsprechende Konten und Gelder ein. Dies betraf auch die Spendenaktion von Gaza Now, einer Pro-Hamas-Nachrichtenorganisation, die seit dem Angriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober circa 21.000 US-Dollar in Kryptowährungen eingesammelt hatte. Ein Großteil der Gelder wurde dank der Bemühungen der Krypto- und Analyseunternehmen eingefroren.
Im Gegensatz dazu floriert das Krypto-Fundraising für humanitäre Zwecke in Israel. Zum Beispiel hatte Crypto Aid Israel bis zum 19. Oktober über 185.000 Dollar an Krypto-Spenden erhalten, um die von den Anschlägen Betroffenen zu unterstützen.
Auszug aus der Stellungnahme
Verteufelung von Kryptowährungen
Da Krypto-Fundraising eine wichtige Geldquelle für den Terror darstellen würde, entschieden sich viele Politiker und Journalisten derartige Spendensammlungen als bedeutende Gefahr einzustufen. Am 10. Oktober veröffentlichte das Wall Street Journal einen Artikel, in dem behauptet wurde, dass die Hamas und der Palästinensische Islamische Dschihad (PIJ) angeblich über 130 Millionen US-Dollar in Kryptowährungen gesammelt haben, um US-Sanktionen zu umgehen und ihre Operationen zu finanzieren. Dieser Bericht wurde auch in dem Schreiben von über 100 US-Gesetzgebern um Senatorin Warren an das Weiße Haus und das US-Finanzministerium zitiert.
Doch Elliptic betont, dass die Daten derartige Behauptungen überhaupt nicht belegen.
Keine öffentliche Krypto-Fundraising-Kampagne einer terroristischen Gruppe hat im Vergleich zu anderen Finanzierungsquellen ein signifikantes Spendenaufkommen erhalten.
Auszug aus der Stellungnahme
Da die Daten missinterpretiert wurden, hat sich Elliptic mit Senatorin Warren und den Autoren des Artikels in Verbindung gesetzt, um das Missverständnis aufzuklären. Dabei erklärt Elliptic, dass die Analyse der von dem israelischen National Bureau for Counter Terror Financing (NBCTF) im Juli dieses Jahres beschlagnahmten Krypto-Wallets zwar gezeigt hat, dass zwischen 2020 und 2023 mehr als 93 Millionen US-Dollar auf diesen Wallets eingegangen sind, jedoch ist nicht eindeutig klar, dass alle Wallets auch eindeutig mit den Terrororganisationen in Verbindung stehen. Vermutlich gehören einige der Wallets zu kleinen Brokern, die vom PIJ und der Hamas genutzt werden. Diese Broker wurden aufgrund ihrer Rolle bei der Finanzierung dieser Gruppen nun selbst als Terrororganisation eingestuft.
Abschließend betont Elliptic, dass das Unternehmen weiterhin den Missbrauch von Krypto-Assets verhindern will und dazu die passenden Mittel zur Verfügung stellt. Um fundierte Schlussfolgerungen ziehen zu können, sei es jedoch notwendig, die Analysemethoden und den Kontext vollständig zu verstehen.
Terroristische Gruppen nutzen Kryptoassets für die öffentliche Mittelbeschaffung, aber die Beträge, um die es geht, sind im Vergleich zu anderen Finanzierungsquellen winzig. Ein sorgfältiges und detailliertes Verständnis der Blockchain-Analyse ist erforderlich, wenn man sich einem nuancierten und sensiblen Thema wie diesem nähert, und der vollständige Kontext jeder Analyse sollte von denjenigen bereitgestellt werden, die diese Erkenntnisse nutzen.
Auszug aus der Stellungnahme
Diese mahnenden Worte sollten sich sowohl Politiker als auch Journalisten zu Herzen nehmen. Ob Senatorin Warren und das Wall Street Journal ihre Fehlinterpretationen öffentlich klarstellen und damit das Image von Bitcoin wieder verbessern, bleibt jedoch fraglich. Die Bekämpfung der Terrorfinanzierung bietet für sie schließlich eine Gelegenheit, die Überwachung und Regulierung der Nutzer von Bitcoin und anderen Kryptowährungen zu verschärfen.
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