Bereits vor wenigen Wochen berichtete Blocktrainer.de darüber, dass es einige Anzeichen dafür gab, dass der beliebte Kurznachrichtendienst Twitter kurz davor stand Bitcoin-Zahlungen in die eigene App zu integrieren. Damals vermuteten wir bereits, dass es nicht lange dauern würde, bis das Feature offiziell live geschaltet wird.

Am gestrigen Abend war es dann soweit. Jack Mallers, der CEO des Bitcoin- bzw. Lightning-Services "Strike", verkündete in einem Medium-Post die Veröffentlichung einer Schnittstelle (API) seines Services sowie die Kooperation mit der Firma Twitter, die diese in die eigenen Produkte (beginnend mit der IOS App) integriert hat. Dadurch ermöglichen die beiden Unternehmen allen IOS-Twitter-Nutzern Überweisungen über das Lightning Netzwerk zu tätigen - und das nur mit dem eigenen Twitter-Profil. In den kommenden Wochen soll das Feature auf alle Nutzer einschließlich Android ausgeweitet werden.

Geld via Twitter versenden. In Echtzeit und weltweit. Strike macht es möglich!
Quelle: Medium

Nicht nur "ein weiteres Netzwerk"

Jack Mallers war es in seiner Ankündigung dabei sehr wichtig zu betonen, dass es sich bei der Integration der Strike API nicht nur einfach um ein weiteres Zahlungsnetzwerk handelt, welches der Tips-Funktion (Tip = en. Trinkgeld) von Twitter hinzugefügt wurde. Dahinter steckt nämlich viel mehr als es auf den ersten Blick scheint. Denn während das Internet und die Dienste die darauf aufbauen, einen offenen Kommunikationsstandard verwenden, der weltweit frei zugänglich und für alle Menschen gleich ist, blieben Geld- bzw. Zahlungsnetzwerke bisher geschlossene, ineffiziente, teure, lokale Netzwerke, die mit unterschiedlichen Fixkosten, Gegenparteirisiken, Abwicklungsverzögerungen und vor allem unterschiedlichem und nicht frei verfügbarem Zugang zu kämpfen haben. Als US-Amerikaner oder Europäer hat man im Regelfall Zugang zu vielen dieser Netzwerke wie PayPal, Visa, Mastercard oder Western Union. Viele Menschen weltweit - wie z.B. in El Salvador - haben diesen Luxus jedoch nicht. Dies ändert sich mit Bitcoin und dem Lightning-Netzwerk jedoch.

"Mit Bitcoin und dem Lightning Netzwerk hat die Welt nun ihr erstes offenes, globales, einzigartiges Währungsprotokoll für jeden Menschen auf dem Planeten. Ein natives digitales Zahlungsmittel in Bitcoin und ein offenes monetäres Netzwerk in Lightning schaffen zusammen eine sofortige, kostenlose, globale Geldfinalität überall auf der Welt. Das Kommunikationsprotokoll für die Welt hat jetzt ein monetäres Netzwerk, das die gleichen Eigenschaften hat. Was das Internet für die Kommunikation getan hat, tun Bitcoin und das Lightning Network für das Geld."

Jack Mallers

Wenn also ein Internetunternehmen sein bestehendes globales Kommunikationsnetzwerk mit einem globalen Währungsnetz wie Bitcoin kompatibel macht, eröffnet dies eine Menge neuer Möglichkeiten für viele Menschen auf diesem Planeten.

Live Demo

In einer kurzen Live Demo zeigt Jack Mallers, wie er 10$ aus Chicago, USA an einen Freund in San Salvador sendet - und das kostenlos, in Echtzeit und nur mit Hilfe seines Twitter Profils.

Offene Kommunikation

Mit der Strike-API können jedes Online-Netzwerk, jeder Marktplatz, jedes Unternehmen, jeder Händler, jeder Entwickler und viele mehr weltweit, sofort, vertrauensvoll und zu geringen oder gar keinen Kosten Werte untereinander austauschen. Warum kann man mit seinem Twitter-Konto nicht an der Supermarktkasse bezahlen? Warum kann man mit seinem PayPal-Konto nicht seinen Freunden das Bier bei CashApp bezahlen? Warum kann man nicht seine bestehenden Social-Media-Netzwerke nutzen, um Geld zu überweisen? Heute können geschlossene Netzwerke nicht untereinander kommunizieren. Bitcoin und das Lightning Netzwerk verändern auch dies.

Jemand könnte aus seinem Facebook-Account US-Dollar überweisen und auf der anderen Seite der Welt kann der Empfänger das Geld über seinen Twitter Account in Euro, Yen, oder anderen Währungen erhalten. Bitcoin und das Lightning-Netzwerk machen dies möglich.

sending bitcoin open network
Quelle: Medium

Wie die Twitter-Integration funktioniert

Um Zahlungen zu erhalten, muss der betreffende einfach sein Strike-Konto mit seinem Twitterprofil verknüpfen. Leider ist dies zum aktuellen Zeitpunkt für Europäer noch nicht möglich. Amerikanern und Salvadorianern hingegen, steht die Funktion bzw. der Service bereits zur Verfügung.

Strike-Nutzernamen in der Twitter-App eintragen und man ist sofort bereit Zahlungen via Twitter zu empfangen. Mehr braucht es nicht.

Zum Senden von Zahlungen hingegen ist kein Strike-Account und kein Durchlaufen von KYC-Maßnahmen notwendig.

Mit einem Fingertipp die "Tip-Jar" Funktion auf dem Twitter-Profil des Empfängers auswählen (das Geld-Symbol neben der Glocke und den Nachrichten), den gewünschten Betrag auswählen und optional eine Nachricht hinzufügen, absenden, fertig.

Strike generiert eine Lightning-Invoice, die theoretisch mit jeder beliebigen LN-App bezahlt werden kann. Der Empfänger erhält in Echtzeit das Geld als Guthaben in seiner Strike-Wallet gutgeschrieben.

Geld versenden ist damit so einfach wie der Versand einer Twitter-Nachricht und quasi kostenlos.

Leider gibt es von Strike bzw. Mallers noch immer keine konkrete Aussage, wann der Service auch in Europa verfügbar sein wird. Bis es soweit ist, werden wir uns wohl in Geduld üben müssen.

Eine Revolution des Geldsystems passiert eben nicht über Nacht.