Nach einem miserablen letzten Jahr für die meisten Vermögenswerte konnten sich der Bitcoin-Preis sowie die Aktienmärkte seit Jahresauftakt deutlich erholen. Bitcoin glänzt hierbei mit einem Kursplus von knapp 50 %, während der US-amerikanische Aktienindex S&P 500 lediglich 5 zulegen konnte. Hinzu kommt, dass die Aktienmärkte in den vergangenen Tagen Federn gelassen haben, während sich Bitcoin nahe dem Jahreshoch hält.

Bitcoin (blau) vs. S&P 500 (rot) - Quelle: Trading View

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Kommt jetzt die lang ersehnte Entkopplung?

Aufgrund der letzten Tage sprechen jetzt einige Marktbeobachter davon, dass sich der Bitcoin-Preis weiter von den Aktienmärkten entkoppeln wird. In den letzten fünf Tagen legte der Bitcoin-Preis um knapp 3 % zu - der S&P 500 sank im gleichen Zeitraum um 3,5 %.

Dementsprechend sinkt die Korrelation der beiden Anlagen - so stark sogar, dass wir mit 0,3 mittlerweile bei dem niedrigsten Wert seit dem Jahr 2021 angekommen sind. Ein Wert von 1 würde bedeuten, dass die Anlagen im Gleichschritt schwanken.

Korrelation zwischen Bitcoin und dem S&P 500 - Quelle: Bloomberg

Die Aktienmärkte fallen in den letzten Tagen, weil die Hoffnung auf eine baldige Kehrtwende in der US-amerikanischen Notenbankpolitik, die nach der letzten Notenbanktagung aufkam, abnimmt. Die US-Arbeitsmarktdaten waren stärker als erwartet und die US-Inflation erstaunlich hoch. Beides führt dazu, dass Marktteilnehmer nun doch von noch mehreren Zinsanhebungen durch die US-Zentralbank ausgehen. Der Markt preist derzeit einen Zinsgipfel zwischen 5,25 und 5,5 % ein. Bitcoin scheint von diesen Sorgen jedoch unbeeindruckt zu sein.

"Nach einem weiteren Anstieg im Februar hat der Bitcoin seit Jahresbeginn um 50 % zugelegt, während die globalen Aktien in diesem Monat aufgrund eines von Wachstums- und Inflationssorgen geprägten makroökonomischen Umfelds einen Rückgang verzeichneten."

- aus dem Bloomberg-Artikel

Auch die schärfere Regulatorik aus den USA gegenüber der Krypto-Industrie, mit der Bitcoin oft zu Unrecht assoziiert wird, wirkte sich nicht negativ auf den Preis aus. Das überrascht die Marktbeobachter und nötigt ihnen eine Einschätzung ab.

Mike McGlone, leitender Makro-Stratege bei Bloomberg Intelligence, erklärte, dass man in dem Analysehaus langfristig bullisch für Bitcoin ist, aber die 25.000 US-Dollar-Marke eine entscheidende Hürde ist. Er fügt hinzu, dass wenn sich der Bitcoin-Preis bei 25.000 US-Dollar halten kann, dies als eine divergente Stärke gegenüber der Notenbankpolitik, den schwächelnden Aktienmärkten und der sich anbahnenden Rezession in den USA zu werten ist. Eine divergente Stärke bedeutet, dass ein Asset sich unabhängig von anderen Märkten bewegt und nicht notwendigerweise von Markt-treibenden Neuigkeiten beeinflusst wird. Dass dies bei Bitcoin in den letzten sechs Jahren auch allgemein der Fall ist, wurde in einem wissenschaftlichen Paper der New Yorker Fed erarbeitet.

Langfristig orientierte Investoren nehmen gerne Anlagen in ihr Portfolio auf, die eine geringe oder gar keine Korrelation mit anderen Anlageklassen aufweisen. Diesen Ansatz predigt auch häufig Ray Dalio, Gründer des größten Hedgefonds der Welt, der mit diesem Filter nach attraktiven Investments sucht. Bitcoin sollte aus diesem Gesichtspunkt derzeit also deutlich interessanter für Investoren sein als im letzten Jahr.

Neben einer divergenten Stärke weist der Bitcoin-Kurs auch eine relative Stärke auf - er performt in der letzten Zeit stärker als andere Anlageklassen. Aktive Marktteilnehmer suchen häufig nach Anlagen mit einer relativen Stärke, um von kurz- und mittelfristigen Kursgewinnen zu profitieren. Hält sich der Bitcoin-Preis also weiterhin besser als der Aktienmarkt, so könnte das spekulative Kapital den Bitcoin-Preis noch weiter beflügeln.

Fazit

Selbstverständlich ist dies alles nur eine Momentaufnahme und in wenigen Tagen könnte die Situation wieder komplett anders aussehen. Der stärkere Abverkauf an den Aktienmärkten am Dienstagabend hat den Bitcoin-Kurs dann schließlich doch mit nach unten ziehen können.

Interessant ist nichtsdestotrotz, dass der Nachrichtendienst Bloomberg sowie das spezialisierte Analysehaus Bloomberg Intelligence die Stärke des Bitcoins öffentlichkeitswirksam hervorheben. Es bleibt spannend abzuwarten, ob sich der Bitcoin-Kurs künftig entkoppeln und größeren Verwerfungen an den traditionellen Finanzmärkten wirklich standhalten kann.