Bitcoin erlebt historische Schwierigkeitsanpassung

Mit der Durchsetzung des Mining Verbots in China hat die Rechenleistung (Hashrate) des Bitcoin-Netzwerkes einen ordentlichen Dämpfer abgekommen. Inzwischen ist Hashrate um rund 66% von 180 EH/s auf 60 EH/s gefallen. Zum Zeitpunkt des Schreibens dieses Beitrags fehlen noch 455 Blöcke bis zur nächsten Schwierigkeitsanpassung von Bitcoin. Diese wird historisch.

Schwierigkeitsanpassung von Bitcoin

Im Durchschnitt wird alle 10 Minuten ein neuer gültiger Block von den Minern gefunden. Die Miner lösen dafür mathematische Rätsel nach dem Versuch und Irrtum Prinzip. Wenn die Miner nun mehr Rechenleistung dem Bitcoin Netzwerk zur Verfügung stellen, dann steigt auch ihre Wahrscheinlichkeit schneller einen neuen Block zu finden. Die Aufgabe der Schwierigkeitsanpassung ist es das Gleichgewicht im Netzwerk wieder herzustellen. Wie der Name bereits sagt, wird die Schwierigkeit der Rätsel angepasst und die Miner müssen mehr Möglichkeiten durchprobieren bis sie einen neuen gültigen Block finden. Diese Anpassung findet alle 2016 Blöcke statt.

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Saifedean Ammous, der Autor des Bitcoin Standards, bezeichnet die Schwierigkeitsanpassung als die Geheimzutat von Bitcoin. Nur mit der Schwierigkeitsanpassung kann garantiert werden, dass auch in Zukunft über einen längeren Zeitraum keine stark inflationären Tendenzen auftreten und dass Bitcoin die von Satoshi Nakamoto festgelegte Angebotskurve auch weiterhin verfolgt. Während sich andere monetäre Systeme wie z.B. Gold darauf verlassen müssen, dass die Menschen keinen Weg bzw. keine Technologie finden, um den Bestand schneller zu inflationieren, hat Bitcoin mit der Schwierigkeitsanpassung einen eigenen Abwehrmechanismus.

Die Angebotskurve von Bitcoin. Quelle: Bitcoin Visuals

Kommende Schwierigskeitsanpassung

Wie eingangs bereits erwähnt, ist durch das Miningverbot in China die Hashrate stark eingebrochen. Konkret bedeutet das, dass nun weniger Miner versuchen neue Blöcke zu finden als noch vor einigen Tagen. Aus diesem Grund dauert es jetzt im Schnitt länger als 10 Minuten bis ein neuer gültiger Block gefunden wird. Die nächste Schwierigkeitsanpassung soll nun dafür sorgen, diese Differenz anzupassen und die Zeit zwischen zwei Blöcken wieder auf 10 Minuten zu regulieren.

Schätzungen zufolge beläuft sich die nächste Schwierigkeitsanpassung auf knapp -25% und ist damit die größte negative Schwierigkeitsanpassung, die jemals stattgefunden hat. Die bis dato größte Schwierigkeitsanpassung fand 2011 mit einem Minus von knapp 18% statt.

Größten Schwierigskeitsanpassungen. Quelle: Cryptothis

Was jetzt?

Neben dem Einbruch der Hashrate ist gleichzeitig auch der Preis von Bitcoin eingebrochen. Laut Glassnode sind die durchschnittlichen Einnahmen der Miner seit dem Allzeithoch um 64,5% zurückgegangen. Das hat zu einem weiteren Verkaufsdruck auf die Miner geführt. Die Miner decken schließlich ihre Kosten mit den Einnahmen aus ihrem Geschäft. Wenn der Bitcoin Preis fällt müssen die Miner auch mehr ihrer neu geschürften Bitcoins verkaufen, um ihre Kosten decken zu können.

Hier wird aber die Schwierigkeitsanpassung enorm helfen. Der Miningunternehmer Kevin Zhang hat auf Twitter durchgerechnet, welche Auswirkungen die nächste Schwierigkeitsanpassung auf sein Geschäft haben wird. Ein Bitmain S19 Pro Mininggerät erzeugte Mitte April einen Gewinn von 35$ pro Tag. Bei einem Bitcoin Preis von 33.000 US-Dollar ist der Wert nun auf 22$ gefallen. Nach der Schwierigkeitsanpassung wird der Wert aber wieder auf 29$ steigen. Das alles sind vereinfachte Annahmen zur Kalkulation. Kosten wie der Strompreis schwanken täglich, trotzdem zeigt es, dass durch die Schwierigkeitsanpassung die Verluste oder vielmehr "entgangenen Gewinne" der Miner geringer werden.

Auch wird die kommende Schwierigkeitsanpassung sehr wahrscheinlich nicht die letzte negative in nächster Zeit sein. Die Schwierigkeitsanpassung richtet sich nach dem Durchschnittswert. Findet erst am Ende der 2016 Blöcke-Periode der Einbruch der Hashrate statt, kann eine Schwierigkeitsanpassung nicht das Netzwerk ausbalancieren. Es benötigt eine zweite Schwierigkeitsanpassung. Genau das ist auch jetzt der Fall. Bis vor kurzem stabilisierte sich die Hashrate bei 100EH/s bis sie in der letzten Nacht nochmal um 40% eingebrochen ist. Viele Miner werden dadurch erst ab der übernächsten Schwierigkeitsanpassung wieder profitabel operieren können.

Fazit

Das Bitcoin-Netzwerk funktioniert auch weiterhin. Natürlich darf nicht ignoriert werden, dass mit dem Abfall der Hashrate das Sicherheitsrisiko von Bitcoin steigt, aber trotzdem erfüllt es noch seine Zwecke. Wir erleben wahrscheinlich zurzeit eine der größten Herausforderungen in der Geschichte von Bitcoin. An den fundamentalen Eigenschaften von Bitcoin hat sich jedoch nichts verändert. Es wird noch dauern bis die Miner den Umzug abgeschlossen haben und die Unsicherheit sich im Markt wieder legt. Bitcoin hat mit der Schwierigkeitsanpassung einen selbst regulierenden Mechanismus, der weiterhin die Sicherheit des Netzwerkes garantiert. Die Frage, die hier gestellt werden muss, ist: Welches andere globale Netzwerk könnte in einer derart frühe Phase Erschütterungen diesen Ausmaßes hinnehmen? Ich kenne keines...