Die salvadorianische Zeitung EL Mundo berichtete gestern darüber, dass die dortige Regierung um Präsident Nayib Bukele derzeit eine Reihe von insgesamt 20 Gesetzesentwürfen vorbereitet, die einen rechtlichen Rahmen für die Emission der angekündigten Bitcoin-Anleihen schaffen sollen.

Der Leiter des Finanzministeriums, Alejandro Zelaya, sagte der Zeitung, dass die Gesetzesentwürfe Vorschriften über die Ausgabe von Wertpapieren als Kryptowährung umfassen werden, um die Realisierbarkeit der Bitcoin-Anleihen zu gewährleisten, die im November 2021 vorgeschlagen wurden.

"[Dies dient] der Schaffung eines Rechtsrahmens und Rechtssicherheit für jeden, der die Bitcoin-Anleihen erwerben möchte."

Alejandro Zelaya, Finanzminister El Salvador

Die geplanten Bitcoin-Bonds sollen als Token im Liquid-Netzwerk, einer sogenannten Sidechain des Bitcoin-Netzwerks, in Kooperation mit den beiden Unternehmen Blockstream und Bitfinex herausgegeben werden. Einen genauen Zeitplan, wann die Entwürfe den Legislatoren zur Absegnung vorgelegt werden, gibt es noch nicht.

Tilgung von Eurobonds

Während die ersten Bitcoin-Anleihen als Mittel zur Finanzierung des Baus der geplanten „Bitcoin-City“ herangezogen werden sollen, räumte Zelaya ein, dass man sich auch vorstellen könne, Bitcoin-Anleihen zu emittieren, um eine Eurobond-Emission in Höhe von 800 Millionen Dollar zu tilgen, die im Januar 2023 fällig wird.

Auf diese Weise müsste sich El Salvador nicht auf dem traditionellen Finanzmarkt um Gelder bemühen, denn die Bonität des mittelamerikanischen Landes lässt sehr zu wünschen übrig, was die Suche nach Finanzmitteln natürlich erschwert. Nachdem sich die "normalen" salvadorianischen Staatsanleihen eher auf Ramschniveau befinden und Zinsen jenseits der 10% bezahlen müssen, ist das Mittel der Emission von Bitcoin-Bonds, die bei einer Laufzeit von 10 Jahren lediglich 6,5% Zinsen bringen, für das Land deutlich lukrativer und unabhängig von der eigenen Bonität (aktuell B-). Erste Treffen mit Investoren, die am Kauf der Anleihe interessiert sind, fanden bereits statt.

Präsident Bukele prophezeite in seinen Vorhersagen für das Jahr 2022 bereits, dass die erste Charge der Bitcoin-Anleihen (EBB1) überzeichnet sein wird. Dies bedeutet, dass das Interesse an der Anleihe das Angebot deutlich übersteigen wird. Je nachdem, wie die Emission der EBB1-Anleihen verläuft, wird die salvadorianische Regierung respektive das Finanzministerium abwägen, welche Strategie man für die Tilgung der Eurobonds wählen wird.

"Wir würden nicht mit dem traditionellen Markt in Konflikt geraten, da es sich um eine Fälligkeit handelt, die bezahlt werden muss, so dass wir einfach bezahlen können, ohne eine weitere Euro-Anleihe auf dem traditionellen Markt auszugeben, oder wir können uns für eine auf Dollar lautende Anleihe entscheiden, die als solche Zahlungen in Bitcoin erhält. Wir denken, dass wir genug Angebote haben. [...]

Wir werden sehen, wie die erste Emission von Bitcoin-Anleihen verläuft, um die gesamte Strategie zu umreißen. Wir werden den traditionellen Markt nicht aufgeben."

Alejandro Zelaya, Finanzminister El Salvador