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Das Wichtigste in Kürze:

  • Das Bisq-Netzwerk ist eine dezentrale Börse zum Kauf/Verkauf von Kryptowährungen
  • Nutzer müssen keine Identitätsnachweise erbringen und können den Handel weitestgehend anonym betreiben
  • Administriert wird das Netzwerk von einer dezentralen autonomen Organisation, der Bisq-DAO

Der folgende Beitrag ist ein Community-Beitrag vom Forum-User “Satoshi”.

Inhaltsverzeichnis

Immer wieder hört man von gehackten Exchanges, gestohlenen Funds, Exit-Scams und missbrauchten KYC-Daten. Dezentrale Exchanges wie Uniswap oder IDEX versuchen all diese “Single Points of Failure” zu vermeiden. Doch wenn man auf den genannten Börsen versucht mit klassischen FIAT-Währungen wie Euro (€), US Dollar ($) oder Pfund (£) an Bitcoin oder andere Kryptowährungen zu kommen, wird man schnell bemerken, dass das nicht so einfach möglich ist. Meist scheitert man an der Einzahlung von FIAT-Währungen oder herkömmliche Handelspaare wie BTC/EUR (Bitcoin gegen Euro) oder BTC/USD (Bitcoin gegen US DOLLAR) sind schlichtweg nicht vorhanden.

Seit 2016 setzt Bisq und die dazugehörige Entwickler-Community alles daran diese Probleme als dezentrales Trading-Netzwerk zu beseitigen.

Was ist Bisq?

Bisq wurde entwickelt, um auf eine sichere, private und dezentralisierte Art Staatswährungen gegen Bitcoin und andere Kryptowährungen zu tauschen. Mittlerweile können auch schon unzählige Altcoins gegen Bitcoin getauscht werden. Es wird keine Registrierung und kein KYC (Identitätsprüfung) benötigt und alle Informationen werden lediglich lokal auf deinem Rechner gespeichert. Der Handel findet ausschließlich über das Bisq P2P-Netzwerk statt und es verfügt keine zentrale Entität oder dritte Partei über deine Funds – weder über deine FIAT – noch über deine Kryptowährungen. Der gesamte Quellcode ist open-source und wird auf Keybase, GitHub und in diversen Foren öffentlich diskutiert.

Wenn das Motto von Bitcoin „sei deine eigene Bank“ ist, ist das Motto von Bisq „sei deine eigene Exchange“.

Wer kümmert sich um die Weiterentwicklung?

Wie genau funktioniert die Entwicklung einer dezentralen Plattform und was hat es mit dem BSQ Token auf sich? Wer entscheidet ob Änderungen am Protokoll vorgenommen werden und wer arbeitet daran diese umzusetzen? Wie werden die Mitwirkenden vergütet? Damit die Weiterentwicklung der Plattform reibungslos und dezentral funktioniert gibt es die Bisq DAO, eine dezentrale und autonome Organisation.

Diese baut auf dem Bitcoin Netzwerk auf und wird benötigt, um das Bisq Netzwerk zu administrieren. Denn Bisq ist im Grunde nur Software und keine Firma, keine traditionelle non-profit Organisation und kein Rechtskörper. Es gibt also keinen CEO nach dessen Willen und Entscheidungen sich die ganze Handelsplattform richtet. Dieser Aspekt der Dezentralität war den Erfindern von Bisq immer besonders wichtig. Denn egal wie einwandfrei der Code funktioniert, wenn die Plattform von einer zentralen Entität betrieben wird, bringt ein derartiges Netzwerk im Grunde keinen Vorteil.

Aus diesem Grund wurde die Bisq DAO mit dem eigens kreierten BSQ Token ins Leben gerufen. Auf diese Weise kann die Community das Projekt trotz der dezentralen Struktur gemeinsam und organisiert verbessern und weiterentwickeln. Auch eine gerechte Entlohnung für wertvolle Beiträge kann auf Basis des Tokens gewährleistet werden.

Was ist der BSQ Token?

Für einen normalen Nutzer hat der BSQ Token nur einen einzigen Nutzen: Günstigere Trading-Gebühren.

Analog zur Anwendung der Token bei zentralisierten Exchanges wie Bitpanda (BEST) oder Binance (BNB) kannst du, anstatt mit Bitcoin, deine Trading-Gebühren in BSQ bezahlen und so einiges an Gebühren einsparen.

Die Tokens wurden nicht durch einen ICO an Investoren verteilt. Vielmehr werden sie kontinuierlich an Mitwirkende, die am Projekt mitarbeiten, ausgezahlt. Doch bevor wir darauf näher eingehen, sollten wir uns zunächst das technologische Fundament des Tokens etwas genauer ansehen.

Im Prinzip sind die BSQ Tokens nichts anderes als „angemalte“ Bitcoin (sogenannte colored Coins), um genau zu sein werden 100 Satoshis in einen BSQ Token umgewandelt.

Vielleicht hast du schon einmal von Omni Layer gehört – einer Plattform bzw. Software-Schicht, die auf der Bitcoin Blockchain aufbaut und für die Erstellung und den Handel von benutzerdefinierten digitalen Assets verwendet werden kann. Tether nutzt diese Plattform beispielsweise, um die USDT-Token auf der Bitcoin Blockchain auszugeben. Satoshis werden mit Hilfe des Omni Layer sozusagen „angemalt“ und dann wie eine normale Bitcoin Transaktion zwischen Einzelpersonen und Exchanges hin und her transferiert.

Bisq hingegen nutzt eine eigene Implementation und keinen Layer (wie z.B. Omni) einer externen Organisation. Es wurde eine eigene Lösung mit vielen weiteren Features entwickelt. Die Hauptgründe hierfür waren zum einen die Unabhängigkeit von externen Firmen/Organisationen und die Möglichkeit einer dezentralen Herausgabe des Tokens.

Wie funktioniert die Bisq DAO?

Interessant wird es, wenn man sich die Entstehung des BSQ Tokens ansieht. Ein neuer Token entsteht dann, wenn ein Community-Mitglied für seine Arbeit am Protokoll entlohnt wird. Er dient also als Gehalt der Programmierer und anderen Mitwirkenden, da diese in BSQ ausbezahlt werden. Der genauen Ablauf lässt sich am besten durch ein Beispiel verdeutlichen:

Community Mitglied Stefan ist Programmierer und findet das dezentrale Konstrukt der Bisq DAO und die Möglichkeit ohne die Preisgabe sämtlicher persönlicher Daten an Bitcoin zu kommen richtig klasse.

Doch eine Sache stört ihn wirklich: Das Startfenster der Bisq-Software passt sich nicht korrekt der Bildschirmgröße seiner Geräte an. Er sieht sich darum den Quellcode des Bisq Netzwerks auf Github an und hat sofort eine Lösung parat. Er schlägt seine Änderungen am Programmcode bei Github als Bisq Network Improvement Proposal vor und andere Community Mitglieder geben anschließend ihre jeweilige Meinung dazu ab. Der Prozess ist vergleichbar mit den Bitcoin Improvement Proposals bei Bitcoin. Manchmal werden solche Vorschläge (z.B. Vorschläge für neue Zahlungsmethoden) abgelehnt – aber Stefan hatte Recht: Die Darstellung des Startfensters kann deutlich besser umgesetzt werden.

Er bietet an, das Problem direkt selbst zu beheben und gibt an, dass das ein Arbeitsaufwand im Gegenwert von ca. 1000$ wären. Nachdem er mit den Programmierarbeiten fertig ist, wird die neue Version ausführlich getestet. Anschließend kann der Code implementiert werden und Stefan kann seine Entlohnung beantragen. Ob sein Antrag in Ordnung ist, wird direkt in der Anwendung innerhalb der DAO unter allen BSQ Besitzern abgestimmt. Nachdem sein Antrag freigegeben bzw. bestätigt wurde, erhält er BSQ im Wert von 1000$. Diese kann er anschließend selbst für Trading-Gebühren einsetzen oder an andere Trader auf der Plattform verkaufen.

Auf diese Weise werden auch andere, an der Plattform Mitwirkende, entlohnt. Z.B. Menschen, die Texte übersetzen, Mediatoren sind, Social Media Channels verwalten oder ganze Projekte im Netzwerk leiten.

BSQs, die zum Bezahlen von Trading-Gebühren verwendet werden, werden sofort verbrannt und können nicht wiederverwendet werden.

Durch diese Vorgehensweise benötigt Bisq keinen Projektleiter oder zentralisierte Projektteams. Die Community schafft es, sich selbst zu managen.

Doch wie wird sichergestellt, dass Mitwirkende mit hoher Verantwortung sich auch wirklich korrekt verhalten und keinen Unfug treiben?

Gewisse Kanäle von Bisq werden nie komplett dezentralisiert sein können. Besitzern der Domains, Mediatoren oder Social Media Account-Betreibern (z.B. Twitter) muss immer ein gewisses Level an Vertrauen geschenkt werden. So ist es auch in der Privatwirtschaft: Wenn Mitarbeiter in einem großen Konzern das Vertrauen der Firma missbrauchen, haben sie meist sehr viel zu verlieren. Die Entlassung kann sowohl finanzielle Einbußen bedeuten als auch dem eigenen Ruf schaden.

Durch sogenanntes „bonding“ versucht Bisq einem Vertrauensmissbrauch vorzubeugen. Es muss beispielsweise von Mediatoren ein Pfand in Form von BSQ Token hinterlegt werden. Wenn der Mediator seine Position missbraucht und zu einer Schädigung anderer Nutzer beiträgt, können alle anderen BSQ-Besitzer in der DAO abstimmen, ob der besagte Mediator etwas unrechtes getan hat. Sollten die Stakeholder mehrheitlich der Meinung sein, dass dem so ist, würde der Mediator sein hinterlegtes Pfand verlieren und finanzielle Einbußen erleiden.

Wieso sollte ich Bisq benutzen?

Das Verhältnis von Bisq zu zentralisierten Börsen könnte man theoretisch mit den Verhältnis von Bitcoin zu herkömmlichen Banken vergleichen. Analog zu „sei deine eigene Bank“ lautet das Credo hier:
„Sei deine eigene Börse!“

Du musst keiner Drittpartei vertrauen, dass sie z.B. sorgsam mit deinen Daten umgeht oder, dass dir deine Gelder bei Bedarf auch wirklich ausgezahlt werden. Hier einige Vorteile im Überblick:

  • Keine Benutzerkonten
  • Kein CEO
  • Keine Firma, die dahinter steckt
  • Keine Datenspeicherung
  • Keine Investoren
  • Kein ICO
  • Keine Rechtsbefugnis
  • Keine Server, die gehackt werden können
  • Kein Standort-Block möglich
  • Keine Regulierungen
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Das Buy-Order Buch von Bisq. Aktuell können 51 Angebote zum Verkauf von Bitcoin angenommen werden. Die beliebteste Zahlungsmethode sind normale SEPA-Überweisungen.

Wie funktioniert das Bisq Netzwerk?

Bisq ist eine Open-Source Community Software, die auf deiner eigenen Hardware läuft und dadurch den Status-Quo in Frage stellt. Die Anwendung kann hier kostenlos heruntergeladen werden.

Wie man es schon von klassischen Hardware-Wallets kennt, muss man zuerst die generierten Seed-Wörter notieren, da man alleiniger Besitzer der Funds sein wird. Das hat zwar den Vorteil, dass du komplett unabhängig bist und deine Bitcoin nicht gestohlen werden können, aber auch den Nachteil, dass dir keine zentrale Entität und kein Kundensupport helfen kann, wenn du deinen Seed vergisst oder verlierst.

Anschließend kann man unterschiedliche Konten erstellen und seine Details je nach Zahlungsmethode (z.B. Bankverbindung) hinzufügen. Das hört sich erstmal etwas suspekt an, ist es aber nicht. Denn deine sensiblen Informationen werden ausschließlich lokal und auf keinem Server gespeichert. Nur so kann die versprochene Privatsphäre beim Trading auf Bisq gewährleistet werden. Eine aktuelle Liste der unterschiedlichen Zahlungsmethoden findest du hier.

Nun kann man ein Angebot erstellen (Bitcoin verkaufen oder kaufen) oder auch ein bestehendes Angebot annehmen. Bei jedem Trade muss von beiden Handelspartnern eine Sicherheit hinterlegt werden. Im folgenden Video siehst du im Detail wie so ein Trade von beiden Seiten aussehen kann.

Ein großer Unterschied zu traditionellen Börsen ist, dass es keine automatischen Trades gibt: Wenn es ein Angebot (buy/sell offer) gibt, muss dieses auch von jemandem angenommen werden. Bisq unterscheidet sich auch dadurch, dass nicht direkt mit Banken interagiert wird: Das Trading-Protokoll sorgt lediglich dafür, dass bei FIAT Trades die Banküberweisung Peer-2-Peer abgewickelt wird und nicht über eine dritte Partei.

AltBuy
Der Ablauf eines Trades beim Kauf eines Altcoins. Zuerst wird auf die Bestätigung der BTC Transaktion gewartet.

Ist Bisq sicher?

Wie wir schon mehrmals gelernt haben, ist nichts zu 100% sicher. Auch bei Bisq wurde bereits die ein oder andere Sicherheitslücke entdeckt und sogar ausgenutzt. Im April 2020 wurden zum Beispiel 4000 Monero von Bisq gestohlen. Aus diesem Grund schreitet die Entwicklung von Bisq nur sehr langsam voran und das Programm ist möglichst einfach gestrickt. Jedes neue Feature wird von der Community ausgiebig und so gut es geht getestet.

Grundsätzlich bietet Bisq mehrere Sicherheits-Features:

  • Bisq läuf über Tor – so können die IP-Adressen der Netzwerkteilnehmer verschleiert werden
  • Bisq ist Open-Source; aus diesem Grund kann der Code von jedem Nutzer verifiziert werden
  • Bisq ist zu 100% non-custodial, das heißt, dass jeder Nutzer die Kontrolle über seine Funds hat
  • Bisq nutzt für jeden Trade eine 2-of-2 Multisignatur-Lösung
  • Um Betrug vorzubeugen, muss jeder Käufer und jeder Verkäufer eine Kaution (in BTC) hinterlegen – natürlich erhält man diese Kaution nach Abschluss des Trades wieder zurück
  • Sollte es zu Problemen während des Trades kommen, kommt ein dezentrales Konfliktlösungsverfahren mit Mediation und Arbitration ins Spiel
  • Bei Fiat-Trades herrscht ein gewisses Rückbuchungsrisiko – daher unterstützt Bisq nur vertrauenswürdige Zahlungsarten und keine Kreditkarten oder Paypal-Zahlungen
  • Des Weiteren gibt es ein spezielles Verifizierungssystem – je nach Alter des Kontos werden die Limits erhöht, diese können sich auch je nach Zahlungsmethode unterscheiden; bei SEPA Überweisungen startet man mit einem 0,01 BTC Kauflimit und über TransferWise kann man bereits bis zu 0,25 BTC kaufen

Welche Nachteile hat Bisq?

Eine große Hürde ist aktuell noch die Kaution, die vor jedem Trade hinterlegt werden muss. So werden Neulinge leider schnell abgeschreckt und wenn man noch nie Bitcoin gekauft hat, kann man auch nicht auf Bisq handeln.

Derzeit ist das absolute Limit (mit höchster Verifizierungsstufe) pro Trade bei 0,25 BTC. Wer höhere Summen kaufen oder verkaufen möchte, muss dieses Vorhaben in mehreren Trades oder auf anderen Exchanges abwickeln.

Außerdem ist zu erwähnen, dass die Preise im Regelfall auch überdurchschnittlich hoch sind.

Wenn du Bisq einmal ausprobieren möchtest, solltest du dich ausreichend über die Domain www.bisq.network informieren und auch nur auf dieser Seite die Anwendung downloaden.

Ein umfangreiches FAQ gibt es hier: https://bisq.wiki/Frequently_asked_questions

Offizieller Support-Chat: https://keybase.io/team/bisq
Der offizielle Twitter Kanal: https://twitter.com/bisq_network
Das offizielle Bisq Forum: https://bisq.community/

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