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Wirtschaftsbericht der US-Regierung: Bitcoin und Krypto-Assets im Fokus

Am von
Weißes Haus Bitcoin

Das Weiße Haus veröffentlichte Anfang dieser Woche seinen jährlichen Wirtschaftsbericht. Der Bericht behandelt verschiedene Themen, darunter die wirtschaftlichen Auswirkungen des Ukraine-Krieges als auch der COVID-19-Pandemie sowie die derzeitige Situation auf dem amerikanischen Arbeitsmarkt. Aber auch digitale Vermögenswerte spielten in diesem Jahr eine relativ große Rolle in dem Bericht des Weißen Hauses.

Die Versprechen von Kryptowährungen

Ab Seite 237 geht der Bericht auf die verschiedenen Funktionen von Krypto-Assets ein, wie die finanzielle Inklusion, schnellere digitale Zahlungen oder die Geld-ähnliche Funktion. Eine Unterscheidung zwischen Bitcoin und den Altcoins wurde hier nicht vorgenommen.

Das Ergebnis fällt ernüchternd aus. So erklärte der Bericht, dass Kryptowährungen kein effektives Tauschmittel wie der US-Dollar seien und fügt hinzu: „Die Stärke des US-Dollars ergibt sich aus mehreren wichtigen Faktoren, wie dem Vertrauen in Regierungsinstitutionen und das Rechtssystem. Kryptowährungen fehlen diese Faktoren.“

Der Bericht listet zudem die Volatilität von Kryptowährungen als einen weiteren Nachteil auf. Weiter identifiziert der Bericht ein mögliches Run-Risiko bei Stablecoins, welches entstehen würde, wenn eine große Anzahl von Anlegern ihre Stablecoins wieder in den US-Dollar umtauschen würden. Hier zieht der Bericht ein Vergleich zu den Bankeneinlagen in den Vereinigten Staaten:

„Ein wichtiger Unterschied zwischen Stablecoins und den Bankeneinlagen besteht darin, dass die Bankeneinlagen in den Vereinigten Staaten einer umfassenden Reihe von regulatorischen und aufsichtsrechtlichen Anforderungen unterliegen.“

Wirtschaftsbericht des Weißen Hauses

Auch kritisiert der Bericht die Vielzahl von Betrügereien im Kryptomarkt, die für die Nutzer und Investoren schädlich sind. Besonders DeFi-Anwendungen bergen in den Augen des Weißen Hauses Gefahren für die Anleger. Dies liegt daran, dass die dezentralen Plattformen ihren Nutzern oft ermöglichen, mit einer zu hohen Hebelwirkung zu handeln sowie Finanzdienstleistungen anbieten, die in der traditionellen Finanzwelt regulatorischen Rahmenbedingungen unterliegen. Insgesamt sieht das Weiße Haus „bisher kaum wirtschaftliche Vorteile der Distributed Ledger Technology.“

Das Weiße Haus erklärt die Technik hinter Bitcoin

Nachdem im ersten Teil keine Unterscheidung zwischen Bitcoin und dem Kryptomarkt vorgenommen wurde, geht der Bericht anschließend explizit auf die Funktionsweise des Bitcoins ein. Unter dem Titel „How does Bitcoin Work“ widmete sich die Biden Administration auf insgesamt 4 Seiten dem Bitcoin und erklärte dabei die technischen Details, wie Hashfunktionen, Noncen und die Funktionsweise der Private Keys.

Obwohl es so scheint, dass das Weiße Hause die technische Funktionsweise des Bitcoins verstanden hat, fällt das Fazit des Abschnitts dennoch negativ aus. So wird der Mining-Mechanismus des Bitcoin-Netzwerks als energieintensiv bezeichnet. Auch wird ein Vergleich zu der Kryptowährungen Ethereum gezogen, die im vergangenen Jahr auf den Proof-of-Stake-Konsensmechanismus wechselte und damit den Stromverbrauch reduzierte. Allerdings fügte das Weiße Haus hinzu, dass die technischen Optionen und die Diskussion über den Stromverbrauch des Bitcoins den Rahmen des Berichts sprengen würden und deshalb eine verkürzte Version veröffentlicht wurde.

Zum Energieverbrauch des Bitcoin

Unter dem Titel „Crypto Asset Mining as a Risk to the Environment“ wurden anschließend zwei Seiten dem Bitcoin-Mining gewidmet, bei dem bekannte Kritikpunkte aufgegriffen wurden. So verbraucht laut dem Bericht das Bitcoin-Mining mehr Energie als die Länder Finnland und Belgien. Der steigende Anteil der regenerativen Energiequellen im Bitcoin-Netzwerk wurden im Bericht nicht weiter thematisiert. Laut einer Forschung besteht der Energiemix des Bitcoin-Netzwerks mindestens zu 52,6% aus regenerativen Energiequellen.

Entwicklung des Bitcoin-Energiemix (Prognose) – Quelle: Daniel Batten Twitter

Ebenfalls wird hier noch einmal der Ethereum Merge und die Umstellung auf PoS aufgegriffen. Hier erkennt das Weiße Haus aber auch an, dass es Unterschiede bezüglich der Sicherheitsmerkmale der beiden Konsensmechanismen gibt:

„Die verschiedenen Konsensmechanismen haben Vor- und Nachteile und weisen unterschiedliche Energie-, Transparenz- und Sicherheitsmerkmale auf. Trotz der Umstellung von Ethereum auf Proof-of-Stake hat Bitcoin keine Pläne für eine ähnliche Änderung angekündigt.“

Wirtschaftsbericht des Weißen Hauses

Dieses Zitat lässt darauf schließen, dass das Weiße Haus zwar die technischen Details des Bitcoins verstanden hat, die Bedeutung der Dezentralität des Bitcoin-Netzwerks dagegen kaum. Das Weiße Hause impliziert mit seiner Aussage, dass das Bitcoin-Netzwerk ähnlich wie Ethereum seinen Konsensmechanismus ändern könnte. Im Bitcoin-Netzwerk gibt es aber keine zentrale Instanz, die eine solche Änderung entgegen dem Willen der Netzwerkteilnehmer auch durchsetzen könnte.

Das Weiße Haus erklärt die Vorteile einer CBDC

Anschließend geht der Bericht auf die Vor- und Nachteile einer amerikanischen Zentralbankwährung (CBDC) ein. Wie zu erwarten, positionierte sich das Weiße Haus pro CDBC. So erklärte der Bericht, dass eine amerikanische CBDC effizienter sei und ein Fundament für weitere technologische Innovationen darstellen könne. Auch wird das Zentralbankengeld als „die sicherste Form von Geld bezeichnet.“

Allerdings geht der Bericht auch auf die möglichen Risiken einer US-amerikanischen CBDC ein, etwa die daraus resultierenden Probleme für die Geschäftsbanken. Sollten die Vereinigten Staaten flächendeckend eine CBDC einführen, würde jeder amerikanische Bürger ein Konto bei der US-Zentralbank haben. Ein Konto bei einer Geschäftsbank wäre damit überflüssig. Potenzielle Gefahren von CBDCs, wie die Überwachung bzw. Privatsphäre, werden in dem Bericht nicht genannt. Abschließend betont das Weiße Haus die Bedeutsamkeit der westlichen Werte und verspricht, dass eine mögliche digitale Zentralbankwährung mit den demokratischen Werten im Einklang stehen wird:

„Das CBDC-System der USA sollte, wenn es umgesetzt wird, die Verbraucher schützen, das Wirtschaftswachstum fördern, die Zahlungssysteme verbessern, Interoperabilität mit anderen Plattformen bieten, die finanzielle Inklusion fördern, die nationale Sicherheit schützen, die Menschenrechte achten und mit demokratischen Werten in Einklang stehen.“

Wirtschaftsbericht des Weißen Hauses

Fazit

Die Aussagen des Weißen Hauses bezüglich einer möglichen Umstellung des Bitcoin-Netzwerks auf Proof-of-Stake lassen darauf schließen, dass das Weiße Haus die sozialen Implikationen, die sich aus der Unveränderbarkeit des Bitcoin-Netzwerks ergeben, nicht verstanden hat. Auch im nächsten Jahr, wenn das Weiße Haus den nächsten Wirtschaftsbericht veröffentlichen wird, lässt sich mit ziemlicher Sicherheit sagen, dass das Bitcoin-Netzwerk dann immer noch nach den gleichen Regeln operieren wird. Unabhängig davon, ob die USA eine digitale Zentralbankwährung einführen wird oder nicht. Folgendes Zitat aus dem Bericht fasst die Haltung des Weißen Hauses gegenüber digitalen Vermögenswerten treffend zusammen:

„Obwohl die zugrundeliegenden Technologien eine clevere Lösung für das Problem darstellen, wie Transaktionen ohne eine vertrauenswürdige Instanz durchgeführt werden können, bieten Krypto-Assets derzeit keine weitreichenden wirtschaftlichen Vorteile. Sie sind größtenteils spekulative Anlageformen und stellen keine wirksame Alternative zu Fiat-Währungen dar. Außerdem sind sie derzeit zu riskant, um als Zahlungsmittel zu dienen oder die finanzielle Inklusion zu fördern. Dennoch ist es möglich, dass die ihnen zugrundeliegende Technologie in Zukunft produktive Anwendungen findet, wenn Unternehmen und Regierungen weiter mit der Technologie experimentieren. In der Zwischenzeit scheinen einige Krypto-Assets zwar auf Dauer zu bestehen, aber bergen weiterhin Risiken für die Finanzmärkte, Anleger und Verbraucher.“

Wirtschaftsbericht des Weißen Hauses