Die US-Inflation erreichte im Dezember letzten Jahres einen neuen Höchststand. Mit nun 7% sprang die Inflation auf den höchsten Wert seit 1982. Die US-amerikanische Zentralbank (FED) signalisierte bei ihrem ersten "Beige Book" Meeting dieses Jahres, dass sie auch bereit ist, die Zügel fester anzuziehen als sie es bisher geplant hatte. Die Großbank Goldman Sachs rechnet bereits mit vier anstelle von drei Zinserhöhungen für das Jahr 2022.

Die Inflation verteilt sich

Liest man sich die Meldungen der letzten Wochen zur Inflation durch, findet man schnell einen Schuldigen für die hohen Inflationszahlen: die Energiepreise. Diese tragen zwar tatsächlich einen überproportional hohen Anteil dazu bei, sie sind allerdings nicht der einzige Grund für die hohe Inflation.

Die sogenannte Kerninflation erreicht mit 5,5% ebenfalls den höchsten Wert seit 40 Jahren. Bei der Kerninflation werden die Preisveränderung des Energiesektors sowie der Lebensmittel nicht berücksichtigt. Dieser Wert zeigt, dass auch andere Faktoren bei dem aktuellen Inflationsgeschehen eine große Rolle spielen.

Der Hauptgrund für die steigende Kerninflation ist der Immobilienmarkt in den USA. Die Mieten stiegen letztes Jahr in den USA im Durchschnitt um 17,8%. Die Kosten für das Wohnen sind mit 42,8% im amerikanischen Verbraucherpreisindex besonders stark gewichtet.

Während die Preisveränderungen der Immobilien nicht Teil des Warenkorbs sind, sind es die Mieten schon. Das führt dazu, dass sich die Mietinflation erst mit einer gewissen Verzögerung sich schließlich in den Kerninflationszahlen bemerkbar macht. Dieser Effekt kann aktuell beobachtet werden. Laut der Finanzanalystin Lyn Alden kann noch mit einer zunehmenden Kerninflation bis Mitte dieses Jahres gerechnet werden.

Ist die Situation mit 1982 vergleichbar?

Die hohe Teuerungsrate könnte die Märkte noch weiter beschäftigen. Sollten sich aber die Lieferkettenprobleme lösen und die FED die anfängt, die Zinsen anzuheben, ist auch damit zu rechnen, dass sich der Immobiliensektor zunächst mal abkühlt. Dennoch ist die Situation nicht so einfach, wie sie vor 40 Jahren war, als die letzten Inflationswelle die USA traf.

Als das letzte Mal die Inflation 7% betrug, lag der Zinssatz bei 10% und der reale Zinssatz bei 3%. Gleichzeitig beliefen sich die Renditen für die US 10-Jahres Staatsanleihen auf 14%. Hinzu kommt, dass die FED damals nicht damit begonnen hatte, die Schulden der Regierung zu kaufen. Die damalige Schuldenlast der USA im Vergleich zum Bruttoinlandsprodukt (BIP) lag bei 30%. Dies ermöglichte es der Politik flexibel auf die hohen Inflationszahlen zu reagieren

Dieses Mal befinden wir uns in einer ganz anderen Situation. Der Zinssatz liegt bei 0% und damit ergibt sich ein realer Zinssatz von -7%. Die 10-Jahres Staatsanleihe wird bei 1,75% gehandelt und die amerikanische Zentralbank ist der größte Käufer der Anleihen.

Bei einer Schuldenlast von 122% im Vergleich zum BIP sind der Zentralbank die Hände gebunden. Sie kann es sich nicht erlauben, die Zinsen auf das damalige Niveau anzuheben. Durch die Monetarisierung der Schulden in den letzten 40 Jahren sind alle Marktakteure abhängig geworden von der amerikanischen Zentralbank. Die Volatilität in den letzten Tagen an den Aktienmärkten hat gezeigt, wie vorsichtig die FED mit der derzeitigen Situation umgehen muss.

Reaktion an den Märkten

Überraschenderweise stiegen die Renditen für die US-10-Jahresstaatsanleihen nicht. Normalerweise sind hohen Inflationszahlen ein Vorbote für eine monetäre Straffung, die die Rendite der Anleihen steigen lassen. Das liegt daran, dass die Marktakteure bereits mit diesem Ereignis gerechnet und es eingepreist haben. Innerhalb von einer Woche stiegen die Renditen der Anleihen um 13% und erreichten ein zwischenzeitliches Hoch von 1,8%.

Interessanter ist der US-Dollar Index. Dieser ist eine Kennzahl, welche den Wert des US-Dollars mittels eines Währungskorbs aus sechs Währungen vergleicht. Gestern nach der Veröffentlichung der Inflationszahlen fiel der US-Dollar Index um ein Prozent. Ein fallender US-Dollar Index bedeutet, dass der Dollar gegenüber anderen Währungen schwächelt. Die Vergangenheit hat oft gezeigt, dass Vermögenswerte dann besonders gut performen, wenn der US-Dollar Schwäche zeigt. Auch Bitcoin.

Fazit

Die aktuellen Inflationszahlen der USA nur auf den Energiesektor zu schieben ist nicht richtig. Der Immobilienmarkt heizt die Kerninflation weiter an. Ob diese wieder nachlassen wird, wird davon abhängen, wie sich die Immobilienpreise in den USA in nächster Zeit entwickeln. Hier steht die Federal Reserve mit ihrer monetären Straffung im Mittelpunkt. Die Bank of America rechnet damit, dass im März dieses Jahres die Kerninflation ihren Höhepunkt erreichen wird. Aber ob man sich auf diese Aussagen nach den letzten Inflationsprognosen noch verlassen kann, ist fraglich. Wir befinden uns in einer völlig neuen Situation. Monetäre Taktiken, die vor 40 Jahren angewendet wurden, werden heute höchstwahrscheinlich nicht mehr funktionieren. In ein paar Monaten werden wir dann sehen, wie die Federal Reserve mit der Situation umgehen wird, denn dann werden aller Voraussicht nach, das erste Mal seit langer Zeit die Zinsen angehoben.