Aus dem Quartalsbericht zu Q1/21 des Autoherstellers Tesla geht hervor, dass das Unternehmen bereits einen kleinen Anteil seiner Bitcoin Bestände (etwa 10%) in Höhe von 272 Millionen USD wieder veräußert hat.

Nachdem der Kauf der Bitcoins damals den Kurs stark beflügelte und über die Marke von 40.000 USD verhalf, befürchteten einige Leute nun einen gegenteiligen Effekt, da sie den Verkauf direkt so interpretierten, als würde das Unternehmen Tesla nur zu Spekulationszwecken in Bitcoin investieren und nicht wirklich an dessen Eigenschaft als Wertspeicher glauben. Warum diese Annahme falsch ist, machten sowohl Elon Musk höchst persönlich, als auch sein CFO bzw. "Master of Coin" - wie die korrekte Berufsbezeichnung von Zach Kirkhorn neuerdings ist - deutlich. Auch Auswirkungen auf den Kurs von Bitcoin waren keine zu sehen.

Schönheits-OP für die Bilanz

Ein Grund für den Verkauf der Bitcoin sind laut eines Statements in einem Präsentations-Deck für den Quartalsbericht die Möglichkeit, mit diesen Gewinnen einen positiven Einfluss auf die Bilanz auszuüben.

"Im Jahresvergleich wurden die positiven Auswirkungen des Volumenwachstums, des Umsatzwachstums bei den regulatorischen Krediten, der Verbesserung der Bruttomarge aufgrund weiterer Produktkostensenkungen und des Verkaufs von Bitcoin (positiver Einfluss in Höhe von 101 Mio. USD, abzüglich der damit verbundenen Wertminderungen, in der Zeile 'Restrukturierung & Sonstiges') hauptsächlich durch einen niedrigeren ASP, einen höheren SBC, zusätzliche Kosten für die Lieferkette, F&E-Investitionen und andere Posten ausgeglichen. Die Umstellungskosten für das Model S und das Model X wirkten sich sowohl auf den Bruttogewinn als auch auf die F&E-Ausgaben negativ aus."

Folien zum Q1-Report von Tesla

Ein Beweis für die Liquidität

Der für seine "schwachen Hände" bekannt gewordene Blogger Dave Portnoy, unterstellte Musk und Tesla hingegen öffentlich ein Pump and Dump-Schema zu veranstalten:

Also habe ich das richtig verstanden? @elonmusk kauft #bitcoin. Dann pumpt er sie. Es geht hoch. Dann wirft er es ab und macht ein Vermögen. Hört zu, ich besitze 1 #Bitcoin, aber #bitcoin ist genau das, was wir dachten, was es war. Passt auf, dass ihr nicht die letzten seid, die den Bag #HODLn.

Gegenwind gab es für diese Unterstellung direkt von Tesla-Chef Musk persönlich. Musk antwortete:

Nein, hast du nicht. Ich habe keinen meiner Bitcoin verkauft. Tesla hat 10% seiner Bestände verkauft, im Wesentlichen um die Liquidität von Bitcoin als Alternative zum Halten von Bargeld in der Bilanz zu beweisen.

Die Aussagen Musks sind in vielerlei Hinsicht sehr spannend. Zum einen stellte er klar, dass sein Unternehmen damit beweisen konnte, dass der Bitcoin-Markt dermaßen liquide ist, dass auch ein "Auscashen" von Summen in dieser Höhe keinerlei Einfluss auf den Kurs hat und Bitcoin somit zu einer echten Anlage-Alternative herangereift ist.
Zum anderen kann man seinen Worten entnehmen, dass er wohl auch persönlich im Besitz von BTC ist. Bisher wurde über diese Tatsache nämlich oft gerätselt. Jetzt haben wir Klarheit.

"Wir glauben an einen langfristigen Wert"

Auch Zach Kirkhorn, der Master of Coin bei Tesla bestätigte im Earningscall gegenüber den Aktionären, dass es sich beim Bitcoin-Investment der Firma nicht um eine kurzfristige Geldspritze handeln sollte, sondern, dass sie an einen langfristigen Wert glauben.

Der Grund aus dem das Investment initial gestartet wurde, war weil die Firma im heutigen Niedrigzinsumfeld eine Alternative gesucht hat, um eine Rendite auf überschüssiges Bargeld zu erhalten, aber gleichzeitig die Liquidität zu erhalten. Vor allem im Hinblick auf die neuen Giga-Factories in Austin und Berlin und die Unsicherheit im Halbleiter-Markt setzt voraus, dass das Unternehmen schnell an liquide Mittel kommt. Und Kirkhorn betonte: "Im traditionellen Markt gibt es kaum Möglichkeiten dafür."

"Zu der Zeit sah Bitcoin nach einer guten Entscheidung aus - und es hat sich bis heute auch so bestätigt. Es ist ein guter Platz, um etwas Geld zu parken, welches wir nicht für unser Tagesgeschäft oder z.B. bis Ende des Jahres benötigen. So haben wir die Möglichkeit sogar etwas Rendite damit zu machen. "

Weiter führte er im Hinblick auf das weitere Engagement in Bitcoin aus, dass er eine Menge Gründe sieht, um dem ganzen sehr optimistisch entgegen zu blicken.

"Ich sehe eine Menge Gründe, um optimistisch zu sein. Wir beobachten das alles derzeit sehr genau bei Tesla. Wir beobachten wie der Markt sich entwickelt und hören auf das, was unsere Kunden uns sagen. Aber wenn man es aus Sicht einer Finanzanlage für Unternehmen betrachtet, dann kann man sagen, dass wir echt begeistert sind, wie viel Liquidität im Bitcoin-Markt herrscht. Wir konnten unser Eingangsinvestment relativ schnell umsetzen und auch unseren kleinen Verkauf Ende März konnten wir schnell umsetzen. Und wenn wir nun die globale Liquidität für das Unternehmen und das Risikomanagement betrachten, ist die Möglichkeit schnell in einen Markt ein- und austreten zu können enorm wichtig. Wir glauben langfristig an Bitcoin und unser Plan ist es die Bitcoins, die wir haben langfristig zu halten. Wir planen weitere Bitcoin durch Geschäfte mit unseren Kunden zu akkumulieren, die Fahrzeuge bei uns kaufen."

Zach Kirkhorn, Master of Coin bei Tesla

Hier kannst du dir die Aussagen von Kirkhorn im Original (englisch) anhören:

Fazit

Anders als von vielen befürchtet, ist die Tatsache, dass Tesla einen kleinen Teil ihres Bitcoin-Holdings verkauft hat, keine negative sondern sogar eine positive Nachricht. Sie beweisen damit, dass Bitcoin tatsächlich eine äußerst liquide Alternative als Finanzreserve darstellt, mit der man darüber hinaus noch Rendite auf nicht benötigtes Kapital erhält.
Dies könnte ein weiteres Kaufsignal für Firmen sein, die es Tesla gleich tun möchten.

Wie Kirkhorn bereits sagte: Es gibt eine Menge Gründe um optimistisch in die Zukunft zu blicken :-)