Am vergangenen Freitag staunten Beobachter des Bitcoin-Netzwerks nicht schlecht, als eine Summe von fast 27 BTC, also umgerechnet über eine Million Euro, auf der berühmt-berüchtigten Adresse des Bitcoin-Erfinders Satoshi Nakamoto einging. Eigentlich sind Zahlungen an diese Adresse nichts Besonderes, im Gegenteil: Über 6000 Transaktionen sammeln sich hier bereits, bei denen es sich allerdings meistens um Kleinstbeträge oder sonstige Spielereien handelt.

Wenig überraschend folgten auf diese ungewöhnlich hohe Summe zahlreiche Clickbait-Titel, die bereits eine Rückkehr von Satoshi andeuteten – was natürlich ziemlich weit hergeholt ist. Jeder kann so viele Bitcoin an besagte Adresse schicken, wie und wann er möchte, es gibt also zunächst gar keinen Zusammenhang mit einer Aktivität von Satoshi selbst.

Doch die Frage, was es mit der Transaktion auf sich hat, stellt sich damit erst recht...

Jemand hat Satoshi gerade 26,9 BTC gespendet.

Der Empfänger dieser Transaktion, 1A1zP1eP5QGefi2DMPTfTL5SLmv7DivfNa, ist die P2PKH-Adresse, die zum öffentlichen Schlüssel gehört, der die Belohnung des Genesis Blocks erhalten hat.

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Anonymer Spender

Die Aktivitäten auf der Adresse des „unbekannten Spenders“ sind eigentlich recht unspektakulär. Ungefähr eine Stunde vor der Transaktion an Satoshi zahlte sich dieser den entsprechenden Betrag von der Kryptobörse OKX aus, zumindest deuten die ausgehenden Adressen darauf hin. Im Anschluss folgt die, abgesehen vom Betrag, unauffällige Transaktion an den Bitcoin-Erfinder. Weder die Gebühr, noch sonstige Eigenschaften der Transaktion (z.B. ob diese ersetzt wurde) deuten direkt auf einen Fehler oder einen Diebstahl hin.

Quelle: mempool.space

Trotz dessen gibt es mehrere Erklärungen, die eventuell helfen können, etwas Licht ins Dunkel zu bringen. Da wäre natürlich die offensichtliche Möglichkeit, dass es sich tatsächlich um eine absichtliche und gut gemeinte Spende an Satoshi Nakamoto handelt. Wirklich schlüssig ist dies allerdings nicht, da es Satoshi erstens kaum an Bitcoin mangelt und zweitens jene Bestände ohnehin nie angerührt wurden. Die Adresse, also 1A1zP1..., ist außerdem eher inoffiziell, denn sie wurde erst im Nachhinein aus dem rohen öffentlichen Schlüssel, der in den ersten Bitcoin-Blöcken verwendet wurde, erzeugt. Den heute als "Legacy" bekannten Address-Standard P2PKH (Pay-to-Public-Key-Hash) gab es damals nämlich noch gar nicht.

Diebstahl oder Versehen?

Wahrscheinlicher sind vielleicht eher die Theorien, dass es sich um einen technischen Fehler beim Erstellen der Transaktion handelte oder sogar, dass eine dritte Partei, also ein Angreifer, mit involviert war. Zunächst zur Möglichkeit des technischen Fehlers: Der ausgezahlte Bitcoin-Betrag wurde vollständig, also ohne Wechselgeld-Output, ausgegeben. Das ist entweder so beabsichtigt, oder ein Fehler der verwendeten Wallet-Software. Eventuell wollte der Absender nur einen kleinen Spaß-Betrag auf die Adresse senden, wie es viele andere auch tun, um sich dort zu "verewigen" – und dann war es auch schon zu spät. Dagegen spricht allerdings, dass mit jeder einigermaßen modernen Bitcoin-Wallet ein solcher Fehler nicht passieren könnte. Im Notfall könnte man in einer solchen Situation die Zahlung übrigens auch mithilfe von RBF abbrechen.

Für den Fall, dass die Wallet des "Spenders" kompromittiert, also von einem Angreifer kontrolliert wurde, könnte die Transaktion an Satoshi das letzte Mittel gewesen sein, um dem Angreifer seine Beute zu verwehren. Einen ähnlichen Fall gab es jedenfalls erst kürzlich, als eine Rekordgebühr von 83 BTC an die Bitcoin-Miner bezahlt wurde. Hier sorgten automatisierte Bots von Angreifern dafür, eine extrem hohe Gebühr zu wählen, um sich die Beute sichern zu können. Etwaige Anzeichen sucht man bei der Satoshi-Transaktion aber vergeblich.

Geht man davon aus, dass Satoshi Nakamoto seine Bitcoin-Bestände auch künftig niemals anrühren wird, so kann man die Transaktion auch einfach als Spende an das gesamte Bitcoin-Netzwerk sehen. Sobald Bitcoin aus dem Umlauf verschwinden, egal ob durch Burn-Adressen, verlorene Schlüssel, oder eben eine Transaktion an den verschwundenen Satoshi, wird damit auch das Angebot an verfügbaren Bitcoin knapper. Das Rätsel der Millionenspende bleibt dabei wohl vorerst ungelöst.