In einem Interview bei Yahoo Finance äußerte sich der ehemalige CEO von MicroStrategy, Michael Saylor, zu den Ereignissen der inzwischen insolventen Krypto-Handelsbörse FTX. Der 57-Jährige ging in dem Interview dabei auf die Regulierungssituation in den Vereinigten Staaten ein und äußerte dabei scharfe Kritik an FTX und dem ehemaligen CEO Sam Bankman-Fried (SBF).

Saylor kritisiert FTX und SBF

Michael Saylor galt in der Vergangenheit bereits als großer Kritiker der Krypto-Industrie. So bezeichnete dieser etwa den Ethereum Merge und die Umstellung des Konsensmechanismus von Proof-of-Work auf Proof-of-Stake als „moralisch und ethisch falsch“.

Saylor fordert bereits seit Längerem einen sinnvollen Regulierungsrahmen der Bitcoin- und Krypto-Industrie im US-amerikanischen Raum. Die Geschehnisse um FTX stärkten die Positionen von Saylor. So erklärte er, dass das Kernproblem der Krypto-Industrie der Handel von unregulierten Wertpapieren auf unregulierten Handelsbörsen sei. Denn anders als am Aktienmarkt sind diese Unternehmen nicht dazu verpflichtet, wichtige Informationen den Investoren öffentlich zugänglich zu machen.

Den ehemaligen CEO von FTX, Sam Bankmann Fried (SBF), bezeichnete Saylor im Interview als den Jordan Belfort der Krypto-Industrie. Belfort wurde Ende der 1990er-Jahren aufgrund von Wertpapierbetrug und Geldwäsche zu vier Jahren Gefängnis verurteilt.

Weiter erwartet Saylor, dass die Geschehnisse die Regulierungsdebatte verschärfen wird. Gleichzeitig spricht er von einem Weckruf für die Krypto-Industrie selbst. Saylor forderte zudem die Krypto-Industrie auf, „erwachsen zu werden“. Denn obwohl sich diese noch in ihren Anfangstagen befindet, besitzt die Krypto-Industrie nach Saylor dennoch moralische Verpflichtungen gegenüber den Investoren.

Saylor ist nicht die einzige Stimme, welche nach der FTX-Insolvenz eine schärfere Regulierung fordert. Der von der FTX-Insolvenz betroffene Investor Kevin O'Leary kündigte in einem CNBC-Interview an, sich persönlich um die notwendige Regulierung der Krypto-Industrie zu kümmern.

Saylor fordert schärfere Regulierung

Saylor schlägt in dem Interview vor, dass sich die Betreiber von digitalen Krypto-Wertpapierbörsen bei der amerikanischen Börsenaufsichtsbehörde (SEC) für den Handel von digitalen Wertpapieren registrieren müssen. Dasselbe soll auch für die Herausgeber von Krypto-Wertpapieren gelten, welche auf den regulierten Handelsplattformen gehandelt werden dürfen.

„Wenn die eine digitale Handelsplattform betreiben wollen, auf der eine Vielzahl von Krypto-Wertpapiere gehandelt werden, dann sollten die eine transparente, regulierte Handelsplattform sein, die vertrauenswürdig ist. Ich denke, die Regulierer und die Politiker verstehen das.

Michael Saylor

Durch die Registrierung bei der SEC wären die Handelsplattformen und die Herausgeber von Krypto-Wertpapieren verpflichtet, wichtige Informationen den Investoren zugänglich zu machen. Hier muss aber auch erwähnt werden, dass FTX US bereits ein in den Vereinigten Staaten reguliertes Unternehmen war. Ob mehr Regulierung wirklich die langfristige Lösung für Betrügereien im Krypto-Markt ist, bleibt abzuwarten.

Die Regulierung der Kryptoindustrie ist in den Vereinigten Staaten ein Dauerthema. Die amerikanische Börsenaufsichtsbehörde (SEC) und die Commodity Futures Trading Commission (CFTC) befinden sich in einem Clinch, welche Behörde welche Entscheidungsbefugnisse erhält. Die FTX-Insolvenz wird zusätzlichen Druck auf die Behörden ausüben, zügig zu einer endgültigen Entscheidung zu gelangen.

Abschließend unterstellte Saylor SBF, mit dem veruntreuten Geld seiner Kunden aktiv Lobbyarbeit gegen Bitcoin und Proof-of-Work betrieben zu haben und kritisierte dabei die Ausgabe von sogenannten Luft-Tokens (engl. Air Tokens), welche künstlich von den Börsen aufgebläht werden. Auch FTX verwendete mit dem hauseigenen Token FTT einen illiquiden Luft-Token, welcher als Sicherheit für Kredite diente. Saylor bezeichnete dieses Vorgehen als eine „ethische Entgleisung“ und prophezeite, dass 99% dieser Luft-Tokens in sich zusammenstürzen werden.