Der Government Pension Investment Fund (GPIF) in Japan erwägt laut eines veröffentlichten Dokuments eine Anpassung seiner Anlagestrategie, die die Einbeziehung von „Bitcoin und ähnlichem“ in Betracht zieht. Der Fonds ist mit 1,4 Billionen US-Dollar an verwaltetem Vermögen der größte der Welt.

Diese Überlegung ist Teil einer Informationsbeschaffungsinitiative, bei der die Fondsbetreiber Daten über verschiedene niedrig liquide Vermögenswerte sammeln. Angesichts der potenziellen Risiken und der vergleichsweise hohen Volatilität von Bitcoin und anderen Kryptowährungen legt der GPIF besonderen Wert auf ein umfassendes Risikomanagement und eine sorgfältige Bewertung der Performance dieser Anlageklassen. Neben Bitcoin werden auch zahlreiche weitere Vermögenswerte in Betracht gezogen.

Wir suchen umfassend nach Informationen […] über wenig liquide Vermögenswerte, die nicht die derzeit von der Behörde in Betracht gezogenen Anlageziele sind (Inlandsanleihen, Inlandsaktien, Auslandsanleihen, Auslandsaktien, Immobilien, Infrastruktur, Private Equity), zum Beispiel über Wälder, Ackerland, Gold, Bitcoin und Ähnliches, sowie über Investitionsbeispiele, Investitionsphilosophien und Organisationsstrukturen ausländischer Rentenfonds und deren Einbindung in das Portfolio.
Auszug aus dem Dokument des GPIF

Dass Bitcoin nun neben etablierten und historisch gewachsenen Vermögenswerten wie Gold als Möglichkeit zur Diversifizierung klassischer Anlageportfolios in Betracht gezogen wird, verdeutlicht dessen zunehmende Relevanz im traditionellen Finanzsektor. Es unterstreicht den gestiegenen Stellenwert von Bitcoin als eine ernstzunehmende Investitionsoption für führende Finanzinstitutionen weltweit und nicht nur in den USA – was durch die dortigen ETFs ebenfalls immer deutlicher wird. Das alles ist Teil einer signifikanten Änderung in der Wahrnehmung von Bitcoin im Bereich der institutionellen Investitionen.

Einfluss der Geldpolitik

Die Überlegung des GPIF, Bitcoin in sein Portfolio aufzunehmen, fällt interessanterweise mit einer signifikanten Änderung in Japans Geldpolitik zusammen. In den letzten Jahren hat Japan eine Niedrigzinspolitik verfolgt. Diese langjährige Vorgehensweise, die ursprünglich eingeführt wurde, um die Wirtschaft zu stimulieren und Deflation zu bekämpfen, wird nun zunehmend hinterfragt.

Dies veranlasste die Bank of Japan (BOJ) in der gestrigen Nacht erstmals seit 17 Jahren, den Leitzins zu erhöhen. Dieser befand sich seit 2016 bei – 0,1 % und damit sogar im negativen Bereich. Mit einer sanften Erhöhung auf die Range von 0 bis 0,1 % will sich Japan schrittweise wieder höheren Zinsniveaus öffnen. Dennoch bleiben die Finanzierungsbedingungen im Land der aufgehenden Sonne weiterhin locker.

Tatsächlich steht Japan vor einer schwierigen Herausforderung. Es dürfte für die BOJ nicht leicht werden, die Zinsen weiter anzuheben, da aufgrund der hohen Staatsverschuldung von über 250 % die Schulden des ostasiatischen Landes nur noch weiter ausufern lassen würde. Doch Japan kämpft derzeit mit Inflationsraten, die über dem Zielwert von 2 % liegen – wenn auch nur noch leicht -, die Zinsanhebungen notwendig machen. Zudem hat die Niedrigzinspolitik zu einer starken Abwertung des Yen gegenüber dem US-Dollar geführt – insbesondere in den letzten Jahren. Und selbst die japanische Regierung macht die schwache Landeswährung für den wirtschaftlichen Abstieg des Landes verantwortlich.

Die geldpolitische Kehrtwende könnte weitreichende Auswirkungen auf die Wirtschaft und die Anlagestrategien von Institutionen wie eben dem GPIF haben. In einem Umfeld, in dem traditionelle Anlageformen möglicherweise weniger attraktiv werden, erscheint die Einbeziehung von einem „alternativen Vermögenswert“ wie Bitcoin in das eigene Portfolio als logische Konsequenz.

Globale Auswirkungen

Die potenzielle Entscheidung des GPIF für Bitcoin könnte ein Vorreiter für ähnliche Strategien anderer großer Pensionsfonds sein. Bereits vor einigen Wochen berichtete Blocktrainer.de, dass auch im US-Bundesstaat Arizona entsprechende Pläne im Raum stehen. Der dortige Senat möchte durch die Einbeziehung von Bitcoin in die Portfolios der Pensionsfonds eine Art progressive Wende in die traditionelle Altersvorsorge bringen. Sollten solche Pläne weiter die Runde machen, könnte dies einen signifikanten Trend in der institutionellen Investition in Bitcoin signalisieren. Dies würde nicht nur die Akzeptanz von Bitcoin als legitime Anlageklasse verstärken, sondern auch die Art und Weise, wie Pensionsfonds weltweit über Diversifizierung und Risikomanagement denken, grundlegend verändern.

Die Einbeziehung von Bitcoin in die Portfolios großer Pensionsfonds würde überdies Auswirkungen auf die Preisstabilität und Marktliquidität des erst 15 Jahre alten Assets haben. Mit zunehmendem institutionellem Kapitalfluss in Bitcoin könnten wir eine Verringerung der Volatilität und davon ausgehend wohl auch ein weiteres Umdenken und stärkere Integration in das traditionelle Finanzsystem erleben. Dies würde Bitcoin möglicherweise zu einer attraktiveren Option für konservative Investoren machen, die bisher aufgrund der starken Preisschwankungen von Bitcoin noch eher zögerlich agieren.

Schließlich könnte die Bewegung hin zu Bitcoin in den Portfolios großer Pensionsfonds auch andere Sektoren des Finanzmarktes beeinflussen, wie etwa Versicherungsgesellschaften und Stiftungsfonds, die in der Regel ähnliche Diversifizierungsstrategien verfolgen. Auch dies würde die Rolle von Bitcoin und dessen globales Ansehen weiter festigen und könnte langfristig zu einer Neubewertung der Rolle von BTC als Vermögenswert in der globalen Wirtschaft führen.