Heute, am 15. August 2023, jährt sich der sogenannte "Nixon-Schock" zum 52. Mal, ein Ereignis, das die Grundlagen des globalen Finanzsystems erschütterte und die Art und Weise, wie Nationen miteinander handeln, für immer veränderte. Aber was genau geschah an diesem denkwürdigen Tag, und welche Auswirkungen hat er bis heute?

Was war der Nixon-Schock?

Am 15. August 1971 kündigte der damalige US-Präsident Richard Nixon in einer Fernsehansprache an, dass die USA die direkte internationale Konvertibilität des US-Dollars in Gold aussetzen würden. Eigentlich nur "temporär", wie er damals sagte. Heute wissen wir: Dies bedeutete effektiv den Anfang vom Ende des Bretton-Woods-Systems, eines nach dem Zweiten Weltkrieg eingerichteten internationalen Währungssystems, das den Wert des US-Dollars direkt an Gold koppelte.

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Warum war dieser Schritt notwendig?

In den 1960er Jahren befand sich die US-Wirtschaft in einer schwierigen Lage. Das Land sah sich mit wachsenden Handelsdefiziten konfrontiert, was bedeutete, dass die USA mehr importierten als sie exportierten. Dies führte zu einem stetigen Abfluss von US-Dollar ins Ausland. Gleichzeitig wuchs das Misstrauen in die Fähigkeit der USA, den Dollar-Wert zu halten, insbesondere da die Goldreserven des Landes abnahmen.

Das Bretton-Woods-System, das nach dem Zweiten Weltkrieg eingeführt wurde, koppelte den US-Dollar an Gold zu einem festen Wechselkurs von 35 US-Dollar pro Unze Gold. Andere Währungen waren wiederum an den Dollar gebunden. Dieses System sollte für Stabilität in den internationalen Finanzmärkten sorgen. Doch mit der Zeit wuchs die Menge an ausländisch gehaltenen Dollar-Reserven, und viele Länder, insbesondere Frankreich, begannen, ihre Dollar-Reserven in Gold umzutauschen. Dies erhöhte den Druck auf die amerikanischen Goldreserven erheblich.

Die USA standen vor einer Zwickmühle: Entweder sie ließen zu, dass ihre Goldreserven weiter abfließen, was das Vertrauen in den Dollar weiter untergraben hätte, oder sie mussten eine radikale Änderung des Systems in Erwägung ziehen. Nixon und seine Berater kamen zu dem Schluss, dass die Aufrechterhaltung des Goldstandards nicht länger tragbar war. Sie befürchteten, dass ein fortgesetzter Goldabfluss zu einem vollständigen Vertrauensverlust in den US-Dollar und möglicherweise zu einem Zusammenbruch des globalen Finanzsystems führen könnte. Daher sah sich Nixon gezwungen zu handeln und den Dollar von Gold zu entkoppeln, um einen möglichen finanziellen Kollaps abzuwenden.

Die unmittelbaren Auswirkungen

Nach der Ankündigung von Präsident Nixon, die direkte internationale Konvertierbarkeit des US-Dollars in Gold auszusetzen, erlebten die globalen Finanzmärkte erhebliche Turbulenzen. Die Entscheidung, die für viele als Überraschung kam, führte zu einer sofortigen Neubewertung von Währungen und Vermögenswerten weltweit.

Währungen begannen erheblich gegenüber dem Dollar zu schwanken, was zu Unsicherheiten im internationalen Handel führte, da die Preise von Importen und Exporten plötzlich schwer vorhersehbar wurden. In den USA führte dies in den Jahren nach dem Nixon-Schock zu einer erheblichen Inflation. Ohne die Goldbindung gab es weniger Zurückhaltung bei der Geldschöpfung, was zu einem Anstieg der Geldmenge und damit zu Inflation führte. Zudem wurde das Vertrauen in den US-Dollar als Weltreservewährung erschüttert. Viele Länder begannen, ihre Währungsreserven zu diversifizieren und suchten nach alternativen Anlagen.

Geldmenge des USD. Quelle: CEIC Data

Langfristige Folgen des Nixon-Schocks

Der Nixon-Schock legte den Grundstein für das heutige System schwankender Wechselkurse und veränderte die globale Wirtschaft tiefgreifend. Anstatt dass Währungen an Gold oder eine andere "Anker"-Währung (z.B. Energie & Zeit bei Bitcoin) gebunden sind, werden sie jetzt durch Angebot und Nachfrage auf dem offenen Markt bestimmt. Dies hat zwar den internationalen Handel in vielerlei Hinsicht erleichtert, hat aber auch zu Perioden der finanziellen Instabilität geführt. Die Website "WTF Happened In 1971?" stellt eine Reihe von Grafiken und Daten zur Verfügung, die zeigen, wie die Einkommensungleichheit in den USA und anderen Ländern seit 1971 zugenommen hat. Ohne die Goldbindung und mit der Möglichkeit für Zentralbanken, Geld nach Belieben zu drucken, gibt es Argumente, dass dies zu einer Konzentration von Reichtum und Macht bei einer kleinen Elite geführt hat. Zudem haben sich die Anreize für Sparer und Investoren verändert, was zu einer Verschiebung von traditionellen Spar- und Investitionsstrategien hin zu riskanteren Anlageklassen geführt hat.

Übrigens: Das Team von Blocktrainer.de arbeitet gerade an einer deutschen Version von "WTF Happened In 1971?", diese wird schon bald verfügbar sein.

Fazit

Der Nixon-Schock war nicht nur ein Wendepunkt in der Geschichte des globalen Finanzsystems, sondern auch ein entscheidender Moment in der Art und Weise, wie Wirtschaftspolitik gestaltet und umgesetzt wurde. Die Entscheidung, den US-Dollar vom Goldstandard zu lösen, war eine mit weitreichenden Folgen.

Über die Jahre hinweg hat sich gezeigt, dass der Nixon-Schock tiefgreifende langfristige Veränderungen mit sich brachte. Das heutige System schwankender Wechselkurse hat den internationalen Handel und die Investitionen in vielerlei Hinsicht erleichtert, aber es hat auch neue Herausforderungen und Risiken geschaffen, insbesondere in Bezug auf finanzielle Instabilität und Einkommensungleichheit.

Auch heute, 52 Jahre später, sind die Auswirkungen des Nixon-Schocks in vielen Aspekten der globalen Wirtschaft zu spüren. Es ist eine Erinnerung daran, wie eine einzelne politische Entscheidung Wellen von Veränderungen auslösen kann, die Generationen von Menschen beeinflussen.