Disclaimer: Alle Aussagen in diesem Beitrag spiegeln nur die persönliche Einschätzung des Autors wieder. Die darin enthaltenen Informationen sind nicht als Finanz- oder Anlageberatung zu verstehen. Aktien sind wie Kryptowährungen stets risikobehaftet und ein Investment sollte stets wohl überlegt sein.

UPDATE 19:30 Uhr
Die COIN-Aktie wurde gelistet und startete mit einem Eröffnungskurs von ~400 USD.

Coinbase, eine der größten Handels- & Serviceplattformen im Bereich der Kryptowährungen feiert am heutigen Mittwoch sein Börsen-Listing an der New Yorker NASDAQ.
Nicht nur die Krypto-Welt sondern auch die traditionellen Märkte blicken gespannt auf dieses Ereignis, da es die bis dato eher als Nischen-Ökonomie abgetane Welt von Bitcoin & Co. nun auf die Finanzspielplätze der ganz großen Anleger hebt. Wir möchten euch an dieser Stelle einige Infos dazu mit an die Hand geben, was das für Coinbase per se aber auch für den gesamten Krypto-Markt bedeuten könnte.

Warum geht Coinbase an die Börse?

Zunächst sollte man sich die Frage stellen, warum Coinbase überhaupt den Schritt eines Börsen-Listings geht. Der offensichtlichste Grund ist wahrscheinlich der, dass das Unternehmen dadurch Geld aus den großen Finanztöpfen einsammeln kann und höchstwahrscheinlich auch wird. Konservative (institutionelle) Investoren, denen ein direktes Engagement im Krypto-Sektor zu risikobehaftet ist, scheuten deswegen bisher den Kauf von Coins und Token. Diese erhalten durch das Coinbase-Listing nun die Möglichkeit über ein reguliertes und für sie gewohntes Finanzmittel dennoch an diesem aufstrebenden Markt zu partizipieren und gegebenenfalls zu profitieren.

Ein weiterer Grund könnte der sein, dass sie als erster Player aus dem Krypto-Bereich, der diesen Schritt wagt enorm viel Wirbel erzeugen. In Zeitungen und anderen traditionellen Medien, in Blogs, Foren und sozialen Medien, aber auch bei Youtube - überall wird das Börsen-Listing thematisiert. Coinbase lenkte durch das Börsen-Listing enorm viel Aufmerksamkeit auf das Unternehmen, was wiederum neue Nutzer zu einer Anmeldung auf der Plattform veranlassen wird. Besonders interessant sind an dieser Stelle natürlich wieder die institutionellen Investoren, die auf die Services von Coinbase aufmerksam werden und die dadurch eventuell als Kunden gewonnen werden können. Die Ankündigung des Listings war demnach eine große kostenlose Werbekampagne.

Allgemein könnte der Zeitpunkt für einen Börsengang nicht besser sein als aktuell. Getrieben vom derzeit stattfindenden Bullenmarkt erregen die Assets um Bitcoin & Co. schließlich allerorts viel Aufsehen.

Infos zum Börsen-Listing

Ausgebende Firma: Coinbase Global, Inc.
Typ: Stammaktien der Klasse A
Kennnummer (CUSIP): 19260Q107
Anzahl der ausgegebenen Aktien: 114,850,769
Tickersymbol: COIN

Knapp 115 Millionen Aktien sollen im Laufe des heutigen Tages (eine genaue Zeit ist noch nicht bekannt) bei der NASDAQ gelistet werden. Wichtig ist dabei, dass es sich um die Listung (Direct Listing) bereits bestehender Stammaktien von Coinbase Global Inc. und nicht um die Ausgabe von neu geschaffenen Aktien handelt.

Die Aktien sollen unter dem Kürzel COIN gehandelt werden können und da sie bisher noch nicht öffentlich handelbar waren, obliegt es der NASDAQ zunächst einen Referenzpreis pro Aktie festzulegen. Dieser liegt bei 250,00 USD pro Aktie. Aber Achtung: Ein Referenzpreis ist, wie der Name schon sagt nur eine Referenz und nicht der tatsächliche Angebotspreis bzw. Eröffnungskurs. Dieser wird bei einem Direct Listing im Gegensatz zu einem IPO (Initial Public Offering) mit neu geschaffenen Aktien nämlich auf Grundlage von Kaufs- und Verkaufsaufträgen bzw. Angebot und Nachfrage bestimmt. Interessant ist dabei die Tatsache, dass die Aktien laut Angaben von Coinbase außerbörslich bereits zu einem Preis jenseits der 300 USD gehandelt wurden bzw. werden. Die Referenzschätzung der NASDAQ fällt also eher konservativ aus.

Wie viel ist Coinbase wert?

Es liegt in der Natur der Sache, dass eine Vorabbewertung eher schwierig ist und sich bestenfalls grobe Schätzungen abgeben lassen. Schlussendlich wird der Markt die Bewertung vornehmen. Die Vorhersagen an sich unterscheiden sich je nach dazu herangezogenen Grundlagen jedenfalls deutlich.
Bei einer Menge von ~115.000.000 A-Aktien (+ca. 146.000.000 B-Aktien) und einem Referenzkurs von 250 USD pro Aktie würde sich eine Bewertung von etwas mehr als 65 Milliarden USD ergeben. Nun ist es jedoch so, dass Coinbase in einer Mitteilung im März bekannt machte, dass der Preis im letzten Jahr außerbörslich im Schnitt bei 343,59 US pro Aktie lag, was zu einer Bewertung von sogar knapp 90 Milliarden USD führen würde. Die Prognosen von Analysten bewegen sich sogar im Bereich von bis zu 100 Milliarden USD, was einen Paukenschlag für Coinbase und die gesamte Krypto-Ökonomie bedeuten würde.

Ist eine Schätzung von 100 Milliarden gerechtfertigt?

Auf diese Frage wird es zunächst kein hundertprozentig zutreffendes JA oder NEIN geben. Wir können uns jedoch die Zahlen aus dem Quartalsbericht für Q1/2021 ansehen, den Coinbase kürzlich veröffentlichte. In diesem glänzt das Unternehmen nämlich mit beeindruckenden Zahlen, die jedem Investor das Wasser im Mund zusammen laufen lassen werden.

Bei über 56 Millionen verifizierten und über 6 Millionen Nutzern, die mindestens einmal monatlich eine Transaktion tätigen konnte das Unternehmen von Januar bis März 2021 einen Umsatz von 1,8 Milliarden USD, einen vorsteuerlichen Gewinn von 1,1 Milliarden USD und einen Nettogewinn von ca. 800 Millionen USD erwirtschaften.

Die Assets die Coinbase auf der eigenen Handelsplattform verwaltet belaufen sich laut Quartalsbericht auf ca. 223 Milliarden USD, was einem Anteil von ca. 11,3% des gesamten Kryptomarktes ausmacht.

Angesichts dieser Fakten wäre eine Bewertung von 100 Milliarden USD tatsächlich durchaus gerechtfertigt.

Trügt der Schein?

Ein Reingewinn von 800 Millionen USD innerhalb von drei Monaten ist natürlich enorm. Hochgerechnet auf das komplette Kalenderjahr würde man damit auf mehr als 3 Milliarden USD kommen, die in Coinbase Tasche fließen würden. Allerdings sollte man diese Zahlen durchaus auch kritisch betrachten. Die Monate Januar bis März 2021 waren natürlich getrieben von Hype und Bullenmarkt, was die Nutzer der Plattform zu einem übermäßigen Handel verleitete und dem Unternehmen dadurch die großen Gewinne bescherte. Man sollte nicht davon ausgehen, dass sich diese Zahlen auf das gesamte Jahr bzw. gar auf eine längere Zeitspanne extrapolieren lassen.

Während der Phasen im Bärenmarkt war das Unternehmen weit weniger lukrativ und im Jahr 2019 wurde im Jahresbericht sogar ein Minus von mehr als 30 Millionen USD ausgewiesen. Deswegen legte auch Brian Armstrong, der CEO von Coinbase, kürzlich in seinen Aussagen immer Wert darauf, zu betonen, dass der aktuelle Höhenflug keine sichere Einschätzung für die Zukunft zulässt und sich Investoren bewusst sein sollten, dass der Erfolg des Unternehmens auch immer mit den Kursen und Handelsvolumina des Krypto-Marktes steht und fällt. Man sollte sich also auch künftig auf Schwankungen einstellen, aber dennoch das große Ganze betrachten. Langfristig könnte sich ein Investment in COIN durchaus als rentabel herausstellen, gerade im Hinblick auf die zunehmende Adoption von Bitcoin und Co. im Mainstream.

Brian Armstrong, CEO von Coinbase
Quelle: www.brianarmstrong.com

Was könnte das Listing für den Krypto-Markt bedeuten?

Viele Bitcoin- und Kryptoinvestoren stellen sich natürlich die Frage ob das Listing auch Auswirkungen auf den Kryptomarkt haben kann und wird. Sollte es tatsächlich zu einer Bewertung von ca. 100 Milliarden USD kommen, wäre das Coinbase DPO (Direct Public Offering) einer der größten Börsengänge der letzten Jahre und würde als Paukenschlag die gesamte Finanzbranche auf den bisherigen Nischenmarkt aufmerksam machen. Wenn die traditionelle Finanzelite die Chance auf große Gewinne wittert, wird sie sich dem Thema sicherlich annehmen. Bei den beeindruckenden Quartalszahlen von Coinbase erst recht.

Die Kryptowelt hat mit Coinbase nun außerdem einen Vertreter der (hoffentlich) die Interessen dieses modernen Marktes auch in der öffentlichen Wahrnehmung repräsentiert. Da Coinbase in den Augen vieler Bitcoin- und Kryptoanhänger jedoch nicht gerade das beste Vorzeigeunternehmen ist, sollte dieser Punkt sowohl positiv als auch negativ betrachtet werden. Schließlich fiel das Unternehmen in der Vergangenheit durch den Verkauf von Identitätsdaten, Rassismusvorwürfe, Sammelklagen und eingefrorener Nutzerkonten auf.

Nichtsdestotrotz werden sich andere Schwergewichte wie Binance, Kraken und Co. den Börsengang sehr genau ansehen und abwägen, ob ein derartiger Schritt auch für sie in Frage kommt. Bei einem Erfolg von Coinbase sind weitere Börsengänge von Krypto-Unternehmen jedenfalls sehr wahrscheinlich, was den gesamten Markt wieder ein Stück weiter in die Akzeptanz des Mainstream heben würde.

Pro und Kontra für Investoren

PRO CONTRA
Erste und einzige Krypto-Exchange an der Börse Stark abhängig von den Kursen und Handelsvolumina des Kryptomarktes
Nutzerzahlen werden wahrscheinlich künftig weiter steigen Konkurrenz im Markt wächst stetig
Das Geschäftsmodell ist profitabel Regulatorische Unsicherheiten im gesamten Kryptomarkt
Coinbase könnte zum Gateway für institutionelle Investoren werden Skandale in der jüngeren Vergangenheit