Auf einer Podiumsdiskussion in Singapur warnte die ehemalige amerikanische Außenministerin, Hillary Clinton, vor einem Aufstieg der Kryptowährungen. Clinton sieht die Gefahr, dass Kryptowährungen das Potenzial besitzen, die Rolle des Dollars als Weltreservewährung in Zukunft zu untergraben.

Nationalstaaten in Gefahr

Clinton sieht das Konstrukt der Nationalstaaten immer mehr durch "asymmetrische Machtzentren" gefährdet. Darunter fallen vor allem nicht-staatliche Akteure, die mithilfe von künstlicher Intelligenz und Cyberangriffen versuchen, die Regierung anzugreifen. Clinton selbst wurde 2016 im Wahlkampf Opfer eines vermeintlichen russischen Hackangriffes.

Ein Bereich, der laut Clinton hier unterschätzt wird, ist die Rolle von Kryptowährungen. Kryptowährungen hätten das Potenzial, Währungen zu schaden, die Rolle des Dollars als Reservewährung zu untergraben und Nationen zu destabilisieren, so Clinton. So seien vor allem die Währungen kleinere Länder in Gefahr, meinte Clinton.

Clinton scheint Chinas Ansatz in Bezug zur scharfen Regulierung der Kryptoindustrie zu bewundern und glaubt, dass andere Staaten den gleichen Ansatz wählen sollten:

Es scheint, als würde China verhindern, dass externe Zahlungssysteme, wie die Entwicklung von Kryptowährungen, eine zu große Rolle in China spielen. Ich denke, sie erkennen, vielleicht früher als andere Nationen, aufgrund ihres Nationalismus, dass dies eine direkte Bedrohung der Souveränität sein könnte.

Hillary Clinton

Hillary Clinton im Präsidentschaftswahlkampf 2016. Quelle: Spiegel

Reaktion der Bitcoin Community

Auf Twitter war man sich innerhalb der Community nicht ganz sicher, wie auf diese Nachricht reagiert werden sollte. Viele stellten zugleich heraus, dass nur Bitcoin als wirklich einziges dezentrales System einen Angriff nationaler Tragweite verkraften kann. Jede andere Kryptowährung hat es aufgrund ihrer fehlenden Dezentralität schwierig sich gegen einen solchen Angriff erfolgreich zu wehren. Auch sah man es als Erfolg, dass eine so große Politikerin wie Clinton die Gefahr durch Bitcoin wahrnimmt.

In den letzten Monaten hat sich das "Bitcoin-gegen-Dollar-Narrativ" ein bisschen gewandelt. Während das erklärte Ziel lange war, den Dollar als Weltreservewährung zu ersetzen, zeigten sich Teile der Bitcoin Community ein bisschen kooperativer. Michael Saylor sieht Bitcoin nicht als den Endgegner für den Dollar. Er ist der Ansicht, dass es eine Zeit geben wird, wo der Bitcoin und der Dollar parallel als Währung existieren können. Bis dahin wird Bitcoin immer weiter wachsen und andere Vermögenswerte wie Gold und Immobilien zuerst demonetarisieren.

„Am Ende des Jahrzehnts wird es Gold überholt haben und dann wird es Währungsindexes, ein bisschen Anleihen, ein bisschen Immobilien, ein bisschen Eigenkapital aufsaugen und zu einer Anlageklasse von 100 Billionen US-Dollar aufsteigen“, sagt @saylor zu #bitcoin . "100x von dem, wo es gerade ist."

Auch kann es durchaus sein, dass sich Saylor bewusst ist, dass der Ansatz den Dollar zu demonetarisieren nicht zielführend ist. Keine Technologie lässt sich durch Regulierungen verhindern, aber verlangsamen. Die Aussagen von Clinton zeigen, dass einige Politiker die Gefahr durch Bitcoin bereits erkennen. Eine kooperative Haltung kann hier von Vorteil sein.

Fazit

Clinton hat Bitcoin nicht verstanden. Sonst würde sie erkennen, dass einige Probleme, die sie beschrieben hat, direkt mit dem Geldsystem zusammenhängen. Ihre Aussagen sind teilweise beunruhigend. In China einen Vorreiter für den Erhalt des Nationalstaates zu sehen, ist sehr fragwürdig. Schließlich ist China ein totalitärer Überwachungsstaat. Generell ist die Entwicklung von Bitcoin schwer vorherzusagen. Wie der Wandel von einem Fiat-Standard zu einem Bitcoin-Standard aussehen soll, ist noch unklar. Es scheint aber, dass immer mehr und mehr Politiker wahrnehmen, dass still und heimlich hier ein neues monetäres System entsteht.