Nachdem Bitcoin in der gestrigen Nacht die 40.000 US-Dollar Marke durchbrochen hat und aktuell knapp unterhalb von 42.000 USD pro BTC notiert, kursiert derzeit ein Gerücht in den sozialen Medien, das vom bekannten Bitcoin-Befürworter und mittlerweile Wahl-Salvadorianer Max Keiser angeheizt wurde. Er behauptete, dass es ernst zu nehmende Gerüchte gebe, wonach der katarische Staatsfonds ("Sovereign Wealth Fund") kurz davor stünde, rund 500 Milliarden US-Dollar in Bitcoin zu investieren.

Ich habe ein Wort für euch 100.000 $ #Bitcoin God Candle Fans...

KATAR

Die Gerüchte verdichten sich in dieser Sache.

Ihr Staatsfonds will Gerüchten zufolge [für eine] 1/2 Billion [US-Dollar] Bitcoin kaufen.

Max Keiser bei Twitter

Was spricht dafür?

Ein wesentliches Indiz, das die Glaubwürdigkeit dieser Gerüchte untermauern könnte, ist ein Treffen, das im September zwischen dem katarischen Emir Tamim bin Hamad Al Thani und dem (mittlerweile ehemaligen) Präsidenten El Salvadors, Nayib Bukele, stattfand. Keiser spielte mit seinem Tweet ebenfalls auf dieses Treffen an, da er im weiteren Verlauf auch Bilder der beiden Staatsmänner postete.

Berichten salvadorianischer Medien zufolge, wurden bei diesem Treffen zum einen "bedeutende gemeinsame Initiativen zwischen Katar und El Salvador" diskutiert, zum anderen wollte man "die wichtigste Neuigkeit aber erst bald enthüllen".

Handelt es sich bei dieser Neuigkeit möglicherweise um den angekündigten Bitcoin-Kauf?

Neben dem erwähnten Treffen zwischen dem katarischen Emir und Nayib Bukele, gibt es weitere Gründe, die für eine mögliche massive Investition Katars in Bitcoin sprechen könnten. Katar ist bekannt für seine expansive und gewissermaßen visionäre Investmentstrategie, primär durch seinen Staatsfonds, der zu den größten und einflussreichsten weltweit zählt. Die katarischen Investoren sind für ihre Bereitschaft bekannt, in großem Stil zu investieren und dabei auch neue, innovative Anlageklassen zu berücksichtigen.

Die Wirtschaft Katars ist traditionell stark vom Öl- und Gasgeschäft abhängig. Eine Allokation des Sovereign Wealth Fund in Bitcoin könnte eine zusätzliche Säule für Stabilität und Wachstumsperspektive darstellen. Insbesondere weil das "digitale Gold" auch in der traditionellen Finanzbranche zunehmend an Bedeutung gewinnt, ist eine solche Investition als strategischer Schachzug durch die Katarer durchaus vorstellbar.

Die "Qatar Investment Authority" (QIA) hat in der Vergangenheit mehrfach gezeigt, dass sie sich nicht nur an etablierten Unternehmen beteiligt, sondern auch bereit ist, in innovative Technologien und zukunftsweisende Projekte zu investieren. Die von Keiser geschilderte Entscheidung, etwa eine halbe Billion US-Dollar in Bitcoin zu investieren, würde zumindest zu dieser Tendenz passen.

Was spricht dagegen?

Trotz der aufregenden Spekulationen und potenziellen Gründe, die für eine solche Investition sprechen könnten, gibt es auch gewichtige Argumente, die gegen die Gerüchte um Katars angebliche 500-Milliarden-Dollar-Investition in Bitcoin sprechen. Ein entscheidender Punkt ist das Gesamtvolumen des Staatsfonds Katars. Laut offiziellen Angaben, die auf der Wikipedia-Seite des Fonds zu finden sind, beträgt das Gesamtvolumen des Fonds nur 475 Milliarden US-Dollar. Eine Investition in dieser Höhe würde somit einen erheblichen Teil, wenn nicht sogar das gesamte Vermögen des Fonds beanspruchen, was höchst unwahrscheinlich erscheint. Sollte die QIA also tatsächlich BTC kaufen, dann höchstwahrscheinlich in einem geringeren Ausmaß als angekündigt. Alternativ könnte ein Teil der Gelder natürlich auch aus anderen Quellen fließen.

Ein weiterer wichtiger Aspekt, der gegen die Glaubwürdigkeit dieser Gerüchte spricht, ist die Quelle selbst. Max Keiser, der diese Behauptung in Umlauf gebracht hat, ist in der Bitcoin-Community zwar eine bekannte Persönlichkeit, aber auch dafür berüchtigt, oft spekulative und unbegründete Aussagen zu treffen. In der Vergangenheit wurden bereits einige seiner Prognosen und Behauptungen später als übertrieben oder sogar falsch entlarvt. Dass gerade er es ist, der solche Gerüchte streut, wirft ernsthafte Zweifel an der Zuverlässigkeit der Aussagen auf.

Max Keiser ist ein umstrittener Bitcoin-Befürworter, der sich sehr positiv über Bitcoin äußert, aber nicht zögert, Lügen, Propaganda und seine eigene Agenda zu verbreiten.

Chaya M. Dilara, Reddit-User

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die finanziellen Rahmenbedingungen der Qatar Investment Authority und die fragwürdige Glaubwürdigkeit der Max Keisers starke Argumente gegen die Wahrscheinlichkeit einer solch massiven Bitcoin-Investition durch Katar darstellen. Es erscheint in jedem Fall ratsam, diese Gerüchte mit einer ordentlichen Portion Skepsis zu betrachten, bis sie durch zuverlässigere Quellen bestätigt oder eben widerlegt werden.