Die amerikanische Zentralbank hat zum ersten Mal seit Ende des Jahres 2018 den Leitzins um 0,25% angehoben. Das gab der Vorsitzende der Federal Reserve (FED), Jerome Powell, auf dem gestrigen FOMC-Meeting bekannt. Gleichzeitig signalisierte die FED weitere Schritte, um die anhaltend hohe Inflation in den Griff zu bekommen.

Weitere monetäre Schritte geplant

Mit der Zinserhöhung leitet die Zentralbank eine Trendwende ein. Ende des Jahres 2018 beendete die Federal Reserve ihre Nullzinspolitik der Finanzkrise 2008 und hob den Leitzins auf 2,5% an. Im März 2020 senkte die FED den Leitzins wieder auf das vorherige Niveau, um die wirtschaftlichen Folgen der Corona-Pandemie abzufangen. Aufgrund der anhaltend hohen Inflation war die Federal Reserve aber jetzt zum Handeln gezwungen. Im Februar dieses Jahres stieg die US-Inflation auf 7,9% und erreichte damit den höchsten Wert seit 40 Jahren.

Im Zuge der hohen Teuerungsrate setzte die FED auch ihre diesjährigen Inflationsprognosen von 2,5% auf 4,2% nach oben. Wie auch bereits beim letzten FOMC-Meeting gestand sich der Vorsitzende Powell ein, dass die inflationären Tendenzen nicht so temporär seien wie zunächst angenommen. Auch der Ukraine-Krieg könnte laut der Zentralbank einen zusätzlichen Aufwärtsdruck für die Inflation erzeugen. Dennoch glaubt die FED, dass die Inflation bis Mitte dieses Jahres hoch bleiben wird, bevor sie dann auf ein Niveau von 2% zurückgeht.

Im Laufe des Jahres sollen die Zinsen schrittweise angehoben werden. Aktuell rechnen die Märkte mit acht aufeinander folgenden Zinserhöhungen, welche den Leitzins bis Ende des Jahres auf knapp 2% anheben würden. Auch soll die Bilanzsumme der FED verkleinert werden. Im Zuge der Corona-Pandemie weitete die Zentralbank ihr Ankaufprogramm von US-Staatsanleihen und durch Hypotheken besicherten Wertpapieren stark aus. Aktuell liegt die Bilanzsumme der FED bei knapp 8.87 Billionen US-Dollar.

Die Bilanzsumme der FED. Quelle: FRED

Gefahr einer Rezession

Höhere Zinsen bringen durch die steigenden Kosten für Kapital die Gefahr mit sich, die Wirtschaft abzuwürgen. Die USA haben bereits ihre Wachstumsprognosen für dieses Jahr von 4% auf 2,8% gesenkt. Dennoch sieht Powell das Wachstum der amerikanischen Wirtschaft positiv. Er glaubt nicht, dass die Gefahr einer Rezession erhöht sei. Er bezog sich hier auf die Arbeitsmarktdaten, die in den letzten Monaten einen starken Beschäftigungszuwachs und einen Rückgang der Arbeitslosenquote verzeichneten.

Der Anleihenmarkt spricht hier jedoch eine andere Sprache. Die Zinsstrukturen der US-Anleihen haben sich in den letzten Wochen stark verändert und deuten auf eine Abkühlung der Wirtschaft hin. Emittierte Staatsanleihen mit einer längeren Laufzeit besitzen normalerweise eine höhere Rendite als Anleihen mit kurzen Laufzeiten. Bei rezessiven Tendenzen dreht sich dies um. Anleihen mit kurzen Laufzeiten versprechen eine höhere Rendite als Anleihen mit langen Laufzeiten. Dies wird als sogenannte invertierte Zinskurve bezeichnet.

Die US 10-Jahres-Staatsanleihe mit 2,147% besitzt bereits eine geringere Rendite als die 7-Jahres-Staatsanleihe (2,184%) und die 5-Jahres-Staatsanleihe (2,151%). Eine invertierte Zinskurve ist jeder Rezession seit den 1960er-Jahren vorausgegangen. Die Märkte beginnen eine Rezension der amerikanischen Wirtschaft einzupreisen.

Fazit

Der Schritt der FED, die Zinsen anzuheben, ist von den meisten Marktakteuren bereits erwartet worden und spiegelte sich auch in der Reaktion wider. Der Bitcoin reagierte wie die meisten Märkte kaum auf die Ankündigung der FED. Die größte Herausforderung dürfte jetzt für die FED noch bevorstehen. Sie muss die richtige Balance zwischen der Bekämpfung der Inflation und einer Vermeidung der Rezession finden. Die Zentralbank blickt zwar bei ihren wirtschaftlichen Prognosen immer noch optimistisch in die Zukunft, allerdings darf nicht vergessen werden, dass im letzten Jahr zu den Inflationsprognosen ähnliches behauptet wurde.