Derzeit sind wir mit zwei Mitarbeitern von Blocktrainer.de zusammen mit der salvadorianischen Botschafterin und einer Delegation von Vertretern aus der deutschsprachigen Bitcoin-Community in Mittelamerika, um aus erster Hand Eindrücke gewinnen zu können, welche Verhältnisse in El Salvador hinsichtlich der Adoption von Bitcoin als gesetzlichem Zahlungsmittel vorherrschen. In diesem Reisebericht möchten wir euch durch eine kurze Zusammenfassung der Geschehnisse bereits über einige Erkenntnisse und Erfahrungen, die wir machen durften, informieren. Unsere Tage hier sind lang und das von der Botschaft organisierte Programm ist sehr straff und durchgetaktet. Wir haben leider nur wenig Zeit, um bereits jetzt detaillierter von unserer Reise zu berichten. Bei unserem Blocktrainer-Community-Event in zwei Wochen, werden wir dann aber ausführlich alle Details unserer Zeit in El Salvador präsentieren und darüber diskutieren (und anschließend auch bei Youtube veröffentlichen).

Ankunft und erste Eindrücke

Bereits bei unserer Ankunft am Flughafen in San Salvador, durften wir mit Freude feststellen, dass Bitcoin schon dort sehr präsent ist. In der Ankunftshalle befindet sich ein Bitcoin-ATM (Chivo) und auch die sogenannte "Migrationsgebühr", die für einige Ausländer fällig wird, sowie der Zoll, können mit Bitcoin bezahlt werden.

Chivo Bitcoin-ATM am Flughafen
Bitcoin-Sticker beim Zoll

Was das Land und die Leute betrifft war der erste Eindruck ebenfalls sehr positiv. El Salvador hat wirklich eine umwerfende Landschaft und viele sehr freundliche Menschen zu bieten. Eigentlich wirklich gute Voraussetzungen, für ein Dasein als Tourismus-Gebiet. Wer weiß, vielleicht kommen künftig immer mehr Bitcoiner nach Mittelamerika, um das kleine und wunderschöne Bitcoin-Land zu bereisen. Tatsächlich ist der Ausbau des Tourismus-Sektors ein vorgegebenes Ziel von El Salvador, bei dem das Bitcoin-Gesetz behilflich sein soll. Entsprechende Pläne gibt es bereits und stehen nun zur Umsetzung bereit.

Ein Beispiel für die wunderschöne Landschaft El Salvadors

Zahlen mit Bitcoin

Was die meisten von euch Leserinnen und Lesern sicherlich am stärksten interessieren wird, ist die Frage danach, wie es sich nun mit dem Bezahlen mit Bitcoin in El Salvador verhält. Funktioniert alles reibungslos? Kann man wirklich überall mit Bitcoin bezahlen? Gib es gegebenenfalls Probleme und falls ja, welche?

Nun ja, tatsächlich ist es so, dass, obwohl Bitcoin grundsätzlich ein gesetzliches Zahlungsmittel ist, es hin und wieder vorkam, dass eine Zahlung via BTC an manchen Stellen nicht möglich war. Einige ländliche Tankstellen z.B. boten keine Möglichkeit mit Bitcoin zu bezahlen und auch bei einigen Straßenverkäufern gab es die Option nicht.

Wenn es die Option "mit Bitcoin bezahlen" jedoch gab, kam es eigentlich immer nur dann zu Problemen, wenn die staatliche Chivo-Wallet und/oder ein nicht ausgebildeter Mitarbeiter in den Zahlungsprozess involviert war. Die Chivo App, generiert standardmäßig nämlich keinen Bitcoin- oder Lightning- QR-Code, sondern einen "USD QR-Code", der nur mit einer anderen Chivo-Wallet gelesen und verarbeitet werden kann. Oft muss man die Mitarbeiter erst darauf hinweisen, dass sie die Chivo-Wallet auf "Bitcoin" umstellen müssen. Ein zusätzliches Problem kommt hinzu, wenn man via Lightning Netzwerk bezahlen möchte, denn diese Option ist nur über ein Untermenü in der Chivo-App erreichbar und nicht direkt offensichtlich. Grundsätzlich funktionieren Lightning-Zahlungen an eine Chivo-Wallet zwar, wenn aber der Mitarbeiter den Unterschied zwischen BTC-Onchain und Lightning nicht kennt und die Chivo-App nicht richtig bedienen kann, kommt es oft zu Problemen. Es kam schon einige Male vor, dass wir dem Gegenüber an der Kasse zuerst zeigen mussten, wie er uns eine richtige Invoice erstellt, um uns abzukassieren.

Darüber hinaus gibt es ein weiteres Problem mit der Chivo-App. Teilweise wird, obwohl eine Lightning-Zahlung gesendet wurde, der Eingang dieser Zahlung nicht sofort, sondern erst mit einigen Minuten Verzug bestätigt. So wurde bei Kellnern in Restaurants oft Verwirrung gestiftet, wenn wir ihnen erklärten, dass unsere Zahlung eigentlich bereits bei ihnen auf dem Konto ist, obwohl ihnen ihre App etwas anderes anzeigt. Hoffentlich bessert Chivo an dieser Stelle schnell nach!

Zahlungen via Bitcoin, die mit anderen Systemen angeboten werden (z.B. McDonald's benutzt den Service von OpenNode), funktionieren hingegen reibungslos. Es ist wirklich ein absolut unglaubliches Gefühl, an einem Self-Terminal bei McDonalds zu stehen und seinen Burger über das Lightning Netzwerk mit Bitcoin zu bezahlen. Die Zukunft ist hier!

Vulkan-Mining

Ein anderes Thema, welches mit Spannung erwartet wurde, war unser Ausflug in das Geothermiekraftwerk von LaGeo in der Stadt Berlín. Wir durften uns mit eigenen Augen davon überzeugen, wie ein Schiffscontainer mit Mining-Equipment aus Vulkanenergie betrieben wird und neue BTC für die salvadorianische Regierung erzeugt - und natürlich auch das Bitcoin-Netzwerk sichert.

Wer eine hoch moderne Mining-Farm erwartet hatte, wurde jedoch enttäuscht. Bisher handelt es sich tatsächlich nur um einen einzigen Container, der etwa 300 ASIC Geräte verschiedener Typen beinhaltet. Für den Betrieb, wird ca. 1MW Strom von den insgesamt knapp 110MW, die das Kraftwerk erzeugt, abgezwackt. Das Mining-Projekt wird, nach Aussagen des zuständigen Verantwortlichen, aktuell eher als eine Art "Proof of Concept" angesehen, welche beweisen soll, dass das "Vulkan-Mining" grundsätzlich funktioniert. Aktuell ist geplant die Kapazität und Leistung des Kraftwerks weiter auszubauen und knapp zu verdoppeln. Von den zusätzlich geplanten 95MW sollen dann weitere Teile für das Mining verwendet werden.

Eine geothermische Quelle von LaGeo
Der Mining-Container
Großes Interesse am Innenleben des Containers

Was sagen die Salvadorianer?

Wir hatten bisher auch Gelegenheit mit einigen Salvadorianern zu sprechen und sie nach ihrer Meinung zum Bitcoin-Gesetz zu befragen. Wir konnten mit Kellnern, Polizisten, Hotelangestellten und Behördenmitarbeitern sprechen. Tatsächlich hörten wir bisher wenige kritische Stimmen, was aber eventuell auch daran liegen kann, dass unser Besuch hier für die Regierung einen sehr hohen Stellenwert hat und wir entsprechend auch medial sehr "gehyped" (nahezu täglich gibt es Berichte zu unserer Delegation in Zeitungen, Funk und Fernsehen) werden, was dazu führen könnte, dass wir nicht zu 100% ehrliche Antworten erhalten haben. Wir hoffen in den kommenden Tagen auf weitere Gelegenheiten, um auch mit einigen "einfachen Leuten" sprechen zu können, um deren Meinungen zu erfahren.

Wir werden euch natürlich auch weiterhin so gut es geht auf dem Laufenden halten. Schaut gerne auch hin und wieder auf dem Twitter-Account von @blocktrainer vorbei, um aktuelle Reiseinhalte mitzubekommen.