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Die Antifragilität von Bitcoin

Antifragilität nach Taleb

Mit seinem 2013 erschienen Buch Antifragilität versuchte Nassim Taleb zu erklären, welche Auswirkungen zufällige Ereignisse auf das gesellschaftliche Leben haben. Er kam zu dem Entschluss, dass das Gegenteil von fragil nicht robust oder stabil ist, sondern antifragil. Ein solches System zeichnet sich dadurch aus, dass es in Stresssituationen robuster wird. Ein gutes Beispiel für ein fragiles System ist das Bankensystem. Die letzte große Bankenrettung fand 2009 statt, als nur eine Pleite einer Investmentbank beinahe alles in den Abgrund riss. Der Staat musste intervenieren und sie retten. Nach Taleb dürfte sowas in einem System niemals passieren. Es ist schädlich für das ganze System, wenn ein einzelner Bereich so wichtig wird, dass das Gesamtsystem nicht mehr darauf verzichten kann. Seine Lösung ist mehr Dezentralisierung. Sollte in einem dezentralen System eine Entität ausfallen, würde das Gesamtsystem weiterhin operabel bleiben. Genau das ist bei Bitcoin der Fall.

Probleme vergangener fragiler Systeme

Seit Jahrtausenden beschäftigen sich Herrscher großer Nationen damit, wie sie ihr Land am besten beschützen können. Großartige Bauten sind dadurch entstanden z.B. der Limes oder die Chinesische Mauer. Diese Werke haben nur einen einzigen Sinn: Den Feind fern und die Ordnung in ihrem Land beizubehalten. So sind zwar architektonische Meisterleistungen entstanden, aber das Ziel haben sie nicht dauerhaft erfüllt. China wurde 1215 von dem bekannten mongolischen Führer Dschingis Khan eingenommen. Die Chinesische Mauer hatte ein großes Problem: Sie hatte einen Torhüter. Es reichte aus, einen Torhüter zu manipulieren und das gesamte Bauwerk der Chinesen war sinnlos. Sobald der Feind einmal das Landesinnere erreichte, war die Schlacht schon verloren. Die Geschichte hat gezeigt, dass jedes System fragil wird, sobald eine zu große Abhängigkeit von einer Person besteht.

Unterschied von fragilen und antifragilen Systemen

Was unterscheidet nun ein antifragiles System von einem scheinbaren sehr robusten System wie der Chinesischen Mauer? Es ist die Fähigkeit sich an seine Feinde anzupassen. Eine alte Militärweisheit besagt, dass die beste Defensive zugleich die beste Offensive ist. Eine Voraussetzung ist die adaptive Strategie. Es ist wichtig, dass sich der Verteidiger zu jeder Zeit an den Angreifer anpassen kann. Das war das Problem der Mauer. Sie war eine statische Konstruktion und an einen Ort gebunden. Antifragile Systeme können sich also an die Umgebung anpassen und werden dadurch stärker. Ein gutes Beispiel für ein weiteres antifragiles System ist der Körper. Nach einer Viruserkrankung bildet der Organismus Antikörper und kann die Krankheit in Zukunft abwehren. Er wird robuster und stärker.

Antifragilität von Bitcoin

Bitcoin kann als das antifragilste System aller Zeiten bezeichnet werden. Es kommt komplett ohne eine zentrale Instanz wie einer Zentralbank oder Regierung aus und braucht damit keinen Torhüter. In einem dezentralen Proof-of-Work Netzwerk kann es keinen Torhüter geben. Bitcoin ist das erste komplett dezentrale System, das jemals erfunden wurde. Viel wurde spekuliert, wieso der Erfinder Satoshi Nakamoto verschwunden ist. Eine Theorie besagt, dass Satoshi verschwunden ist, um die Dezentralität zu bewahren. Satoshi könnte von Angreifern als ein Torhüter gegen das Bitcoin Netzwerk eingesetzt werden. Eine einzelne zentrale Instanz könnte dazu führen, dass Bitcoin fragil wird und in sich zusammenbricht wie die chinesische Mauer.

Jeder Teilnehmer des Netzwerkes kann Bitcoin spüren. Sollte eine große Handelsseite bankrottgehen oder eine Wallet gehackt werden, würde dies zu einem kurzfristigen starken Vertrauensverlust führen. Der Preis fällt und alle Bitcoin Nutzer sind davon betroffen. Das führt dazu, dass alle Bitcoiner bemüht sind ihr System vor solchen Ereignissen zu schützen. Als 2014 die größte Handelsseite Mt. Gox Insolvenz anmeldete, war das nur ein kurzfristiger Schock. Es entstanden neue und bessere Plattformen.  Die Börsenlegende Charlie Munger sagte: „Zeig mir den Anreiz und ich zeig dir das Ergebnis.“ Jeder Bitcoiner hat einen Anreiz, dass das System weiterhin operiert. Ein Argument, das immer wieder gegen Bitcoin gebracht wird, ist der Quantencomputer. Es ist unwahrscheinlich, dass Bitcoiner, für die viel auf dem Spiel steht, nicht eine Lösung dafür finden. Das zu glauben, ist wie gegen die Natur des Menschen zu wetten und dass er die Umwelt innerhalb der physikalischen Gesetze so anpassen kann wie er will. Bei der Chinesischen Mauer hatte niemand die Möglichkeit das „Protokoll“ der Steine anzupassen. Sie war ein toter Organismus. Bitcoin dagegen lebt. Tausende von Bitcoiner verteidigen ihre Vision. Das ist der Grund wieso auch Bitcoin nach einem großen Bullenzyklus nur 80-90% und keine 100% fällt. Es gibt eine Gruppe von Menschen für die ist Bitcoin mehr als nur eine Onlinewährung zum Spekulieren. Für sie ist Bitcoin ihre Vision die Welt zu einem besseren Ort zu machen.

In diesem Artikel sehen wir uns die Fragilität alter Systeme an und wieso Bitcoin das antifragilste System ist, das jemals erfunden wurde.
„Wenn du mich niederringst, werde ich mächtiger werden als du dir vorstellen kannst“

Antifragilität von Gold vs. Bitcoin

Wie sieht es nun mit Gold aus? Gold hat ähnliche Probleme wie alle statischen Systeme. Es kann sich nicht an seine Umwelt anpassen und hat keine adaptive Verteidigungsstrategie. Die Geschichte des Geldes ist geprägt von Angriffen auf das Gold von Seiten des Staates. Die letzte große Attacke fand 1933 statt als Präsident Roosevelt den privaten Besitz von Gold verboten hat. Gold verlor immer weiter seine monetäre Rolle bis es 1971 komplett seinen Status als Weltreservewährung abgegeben hat. Aber schon in der Antike und im Mittelalter gab es immer wieder solche Vorfälle. Gold konnte das Problem, dass es einen zentralen Mechanismus zur Abwicklung seiner Transaktionen braucht, nicht bewältigen. Seit 5000 Jahren existiert Gold in derselben Form wie heute. Die Infrastruktur wurde zwar mit der Zeit verbessert, indem Papiergeld als Gegenwert zum Gold herausgegeben wurde und dadurch der langsame und mühevolle Transport von Gold verbessert wurde, allerdings führte das zu immer mehr Zentralisierung. Auf der anderen Seite gibt es ein dezentrales offenes monetäres Netzwerk. Bei jedem Angriff auf das Netzwerk entwickelt es sich weiter. Tausende von Programmierern arbeiten an der Software von Bitcoin und updaten diese. Aber nicht nur die Software, sondern auch die Hardware ändert sich ständig. Am Anfang reichte noch eine normale CPU zum Bitcoin Mining, dann wechselte man auf GPU und der aktuelle Standard ist der ASIC-Chip. Wie viele Software bzw. Hardware Updates hatte Gold in seiner 5000 Jahre alten Geschichte? Kein einziges. Bitcoin ist dagegen programmierbares Geld. Die Möglichkeiten sind unbegrenzt.

Vergleich der Antifragilität von Bitcoin und Altcoins

Es gibt drei Faktoren, die berücksichtigt werden müssen, wenn Bitcoin mit anderen Kryptowährungen verglichen wird. Bitcoin ist ein monetäres Netzwerk. Die Hashrate ist ein guter Indikator dafür, wie sicher das Netzwerk ist. Andere Kryptowährungen können hier nicht mithalten und das ist auch nicht schlimm. Falsch ist aber anzunehmen, dass die Bitcoin Dominanz nach der Marktkapitalisierung berechnet werden kann. Ein monetäres Netzwerk braucht zur Absicherung einen Proof-of-Work Mechanismus. Vergleicht man die Bitcoin Hashrate mit anderen Proof-of-Work Kryptowährungen ergibt sich ein Bitcoin Marktanteil von ca. 75% und nicht 50%. Bitcoin mit anderen Proof-of-Stake Projekten zu vergleichen macht daher wenig Sinn.

Bitcoin löst die antifragilen Probleme von Gold. Das ist auch der Vergleich, den man heranziehen sollte. Gold ist ebenfalls ein monetäres Netzwerk. Die Energie, die Goldminer aufwenden müssen, um Gold zu schürfen, kann als ein Vorgänger des Proof-of-Work Mechanismus von Bitcoin bezeichnet werden. Allerdings ist Gold kein verifizierbares Netzwerk. Es ist unmöglich zu bestimmen, wie sicher das Netzwerk ist. Ein Vergleich mit anderen Proof-of-Work Kryptowährungen macht erst dann Sinn, wenn diese mit der Netzwerkpower von Bitcoin konkurrieren können. Aktuell sind sie davon aber weit entfernt. Bitcoin ist mit Abstand das größte dezentrale Computernetzwerk auf der Welt.

Der letzte Punkt ist, dass viele Kryptowährungen nicht dezentral sind. Oft stehen ganze Unternehmen dahinter. Damit sind die anfällig für das Torhüter Problem. Diesen Unternehmen muss ich als Besitzer der Kryptowährung vertrauen, dass sie in meinem Namen richtig handeln. Die Geschichte ist leider aber voll mit solchen Vertrauensbrüchen. Nur mit der Eliminierung jeder zentralen Instanz kann das zu 100% vermieden werden.

Fazit

Bitcoin erfüllt alle Eigenschaften eines antifragilen Systems. Es ist dezentral und ermöglicht durch die Vermeidung von Torhütern eine Korruption des Systems. Viele Menschen arbeiten täglich an der Version Bitcoin. Jeder von ihnen setzt dabei immer seine Haut auf das Spiel. Kleine Fehler können große Auswirkungen auf den Preis von Bitcoin haben. Aber auch, wenn solche Fehler mal passieren, hat jeder von ihnen einen sehr starken Anreiz aus dem Fehler zu lernen und das System zu optimieren. Bitcoin lernt aus seinen Fehlern. Bitcoin ist aus der historischen Sicht sehr eindrucksvoll. Es hat die beste offensive Defensive, die jemals erfunden wurde. Michael Saylor hat den Verteidigern von Bitcoin den Namen „Cyber-Hornissen“ gegeben. Sie sind viele, agieren wie ein Schwarm und verteidigen bei einem Angriff gnadenlos. Wird eine Hornisse getötet kommen zehn weitere. Das vergessen viele Skeptiker, die Bitcoin als ein Spekulationsobjekt sehen. Sie übersehen mit welch einer Leidenschaft die Hornissen ihr System verteidigen. Wenn es sein muss, gehen sie mit dem Projekt unter. Das sind alles beste Voraussetzungen, um ein wirklich antifragiles System zu erschaffen. Ein Fundament für ein System, das über Jahrhunderte hinweg existieren kann.