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Vom Goldstandard zum Bitcoin Standard

In unserer Blocktrainer 1×1-Reihe sind wir bereits auf Geld per se, dessen Historie sowie auf die Eigenschaften von gutem Geld eingegangen und welche Probleme damit gelöst werden (Stichwort: Tauschhandel/ “doppeltes Zusammentreffen von Bedürfnissen”). Wir haben auch besprochen, dass Gold eine relativ gute Form von Geld ist, da es alle wichtigen Eigenschaften mitbringt. Es ist also wenig verwunderlich, dass Volkswirtschaften irgendwann damit begonnen haben, Gold als Geld zu verwenden beziehungsweise ihre Währungen an Gold zu binden. Aus Gründen, auf die im Laufe dieses Artikels noch eingegangen wird, wurde dieser sogenannte “Goldstandard” jedoch wieder abgeschafft. Wie Prof. Dr. Saifedean Ammous in seinem Buch “der Bitcoin Standard” beschreibt, ergibt es aus heutiger Sicht auch keinen Sinn mehr zu einem mit Gold gedecktem Geldsystem zurückzukehren, wenn eine Volkswirtschaft wieder ein gutes Geld als Landeswährung nutzen möchte. Es ergibt deswegen keinen Sinn, weil wir in der heutigen Zeit mit Bitcoin eine Art digitales Gold haben, welches gegenüber dem physischen Edelmetall einige weitere Vorteile mit sich bringt.

Vom Metall zum Papier

Das erste Geld, das dem Kleingeld in eurer Brieftasche ähnelte, entstand bereits vor Christi Geburt, als die Schmiedekunst bzw. das Einschmelzen von Metallen entdeckt wurde. So konnten kleine, leichte metallische Münzen gegossen werden, welche für die Verwendung als Geld sehr praktikabel waren. Gold war aufgrund seiner Seltenheit und Langlebigkeit ein beliebtes Metall, um es in Münzform zu bringen. Dadurch, dass es so schwierig zu finden/beschaffen ist und auch nicht chemisch hergestellt werden kann, steigt auch das Angebot an verfügbarem Gold nur sehr langsam an. Kombiniert man all diese Eigenschaften, dann hat man ein Material, das sich als Wertaufbewahrungsmittel eignet. Es hat natürlich nicht lange gedauert, bis die Leute das herausfanden. So kam es, dass König Krösus bereits vor über 2500 Jahren in Griechenland Goldmünzen in Auftrag gab und für seinen sagenhaften Reichtum berühmt wurde.

Auch der römische Feldherr Gaius Julius Caesar war bereits im ersten Jahrhundert v. Chr. der Herausgeber einer Münze, die einen Teil Gold enthielt. Findige Betrüger begannen jedoch damit kleine Teile dieser Münzen abzufeilen um diese zu neuen Münzen zu gießen. Dies führte schlussendlich zu einer hohen Inflation und dem Wertverlust dieser Münzen.

Die römische Goldmünze “Aureus”.

Auch wenn es (Gold-)Münzen also bereits seit langer Zeit gab, so dauerte es bis ins 18., 19. und 20. Jahrhundert, bis die Verbindung zwischen Gold und Geld wirklich bedeutsam wurde. Diese Jahrhunderte waren geprägt von rasanten Fortschritten in den Bereichen Kommunikation und Transport. Technologien wie der Telegraf und die Eisenbahn machten es für die Menschen und Güter leichter denn je, von A nach B zu kommen. Daraus resultierte wiederum das Bedürfnis nach bequemeren Zahlungsmöglichkeiten wie zum Beispiel Schecks oder Rechnungen. Die Schwierigkeit war jedoch sowohl die Händler als auch die Verbraucher davon zu überzeugen, dass das Papier, welches sie nun in den Händen hielten, tatsächlich auch einen Wert hatte. Wie geht man dieses Problem also an?
Die Antwort der Regierungen weltweit war die Herausgabe von Papiergeld, welches mit wertvollen Metallen – allem voran Gold – besichert war. Britannien war hierbei einer der Vorreiter und führte im Jahr 1717 den “Goldstandard” ein. Das bedruckte Papier durfte in diesem System bei einer Bank gegen das physische Gold eingetauscht werden. Es war also als eine Art Gold-Gutschein zu sehen. Im Jahr 1900 hatten bereits mehr als 50 weitere Nationen diesen Standard adaptiert, was dazu führte, dass der Wert von Gold im Laufe der Zeit immer weiter anstieg, da mehr und mehr Volkswirtschaften ihr Geld damit absicherten. Diese Form von Geld wird als “hartes/solides/gutes Geld bezeichnet”.

Kriege kosten Geld

Wie bereits oben erwähnt, waren frühe Münzen nicht wirklich fälschungssicher und konnten von Betrügern dazu benutzt werden, sich Geld in die eigene Tasche zu schaufeln. Jedoch hatte auch das Papiergeld während des Goldstandards einen großen Fehler, denn das Gold, welches eigentlich zur Absicherung diente, lag verborgen in den Tresoren der (Zentral-)Banken.

Dies erleichterte zwar den Austausch von Papiergeld gegen Gold, aber es schuf auch ein hochgradig zentralisiertes System, in dem die Regierungen den Wert des Papiergeldes kontrollierten. Wenn sie wollten, konnten sie jederzeit das Geldangebot erhöhen, ohne die entsprechende Goldmenge zu erhöhen. Mit anderen Worten, der reelle Wert des Papiergeldes war ihnen völlig ausgeliefert.

Mit Beginn des Ersten Weltkriegs im Jahr 1914 entschieden sich nahezu alle großen europäischen Mächte dazu, diese Tatsache auszunutzen, um ihre Kriegsmaschinerie zu finanzieren. Um den Krieg zu finanzieren, haben die kriegstreibenden Länder einfach neues Geld gedruckt. Allerdings mit dem Haken, dass während die Druckerpressen brummten, nicht gleichzeitig auch die entsprechende Menge an Gold in den Tresoren hinterlegt wurde. Innerhalb weniger Wochen führte dies dazu, dass die am Ersten Weltkrieg beteiligten Länder den Eintausch von Papiergeld in Gold untersagten und den Goldstandard abschafften.

Dies hatte zweierlei Auswirkungen:
Erstens ermöglichte diese Quelle von Bargeld den Regierungen ihre Kriegsanstrengungen noch vier weitere Jahre lang zu finanzieren und somit vier weitere Jahre Blut zu vergießen.
Das zweite Ergebnis dieser Gelddruckerei war, dass der Wert der bestehenden Währungen stark herabgesetzt wurde. Die österreichisch-ungarische Krone zum Beispiel fiel um fast 70% gegenüber dem Schweizer Franken – einer Währung, die dank der Entscheidung der Schweiz, neutral zu bleiben und den Krieg auszusitzen, an Gold gebunden blieb. Beide Faktoren würden weiterhin eine wichtige Rolle bei der Gestaltung des Wirtschaftslebens im Nachkriegseuropa spielen.

Vom Goldstandard zum Regierungsstandard

Als der Erste Weltkrieg 1918 zu Ende ging, standen die an den Kämpfen beteiligten europäischen Mächte vor der problematischen Herausforderung, ihre Währungen aufzuwerten.
Die offensichtliche Lösung war die Rückkehr zum Goldstandard, aber eine faire Aufwertung im Vergleich zum Gold wäre ein äußerst unangenehmes Eingeständnis gewesen, wie wenig die Währungen nun noch wert waren. Eine Rückkehr zu den alten Wechselkursen war ebenfalls nicht möglich, da die Papierwährungen überbewertet gewesen wären. Die Folge wäre eine Flut von Bürgern gewesen, die für ihr Papiergeld Gold verlangt hätten, das sie wiederum gewinnbringend ins Ausland hätten verkaufen können.

Dies veranlasste die Regierungen dazu, sogenanntes “Fiatgeld” einzuführen. Fiatgeld ist Geld, welches nur durch Versprechungen der herausgebenden Regierung(en) und nicht mehr durch Gold oder andere Wertgüter gedeckt bzw. besichert ist. Die Einführung des Fiatgeldes führte zu einem Zeitalter des “unsoliden” Geldes, das durch die Bestrebungen der Regierungen, ihre Währungen relativ stabil zu halten, durch immer größere Eingriffe in die Wirtschaft geprägt war und bis heute ist.

Dieses System ermöglichte durch die Ausweitung der Geldmenge auch die Finanzierung des Zweiten Weltkriegs. Als sich dieser im Sommer des Jahres 1944 langsam seinem Ende neigte, trafen sich die Finanzminister und Vorsitzende der Notenbanken von insgesamt 44 Staaten der späteren Siegermächte, um über die wirtschaftliche bzw. Währungsordnung für die Nachkriegszeit zu beraten. Da dieses richtungsweisende Treffen in einem kleinen Ort namens “Bretton Woods” im US-Bundesstaat New Hampshire stattfand, wurde das dort beschlossene System als “Bretton-Woods-System” oder “Bretton-Woods-Abkommen” bekannt.

In Bretton Woods wurde die Welt neu geordnet | Wirtschaft | DW | 01.07.2014
Die Konferenz in Bretton Woods vom 1. – 22. Juli 1944
(Quelle: https://www.dw.com/de/in-bretton-woods-wurde-die-welt-neu-geordnet/a-17735230)

Die Grundidee des Bretton-Woods-Systems war es, all die verschiedenen Währungen zu festen Wechselkursen an den US-Dollar zu knüpfen, welcher wiederum zu einem festen Wechselkurs an den Goldpreis geknüpft wird. Zur Festlegung und Überwachung dieser Wechselkurse wurde der IMF (International Monetary Fund – Internationaler Währungsfonds) gegründet. Außerdem waren alle teilnehmenden Länder dazu angehalten, ihre sämtlichen Goldreserven in die USA zu transportieren, damit diese dort eingelagert werden konnte, um als Besicherung für den Dollar zu dienen.

Theoretisch war das Bretton-Woods-System also schon so etwas wie eine erweiterte Kopie des Golddtandards, den es bis 1914 gab, da – angeblich – alle Währungen für Gold hätten umgetauscht werden können. Leider funktionierte dies in der Praxis jedoch nur bedingt. Die USA lockerten die selbst auferlegten Regeln und inflationierten ihre eigene Währung im Vergleich zu Gold, während andere Nationen ihre Währungen im Vergleich zum Dollar inflationierten, um die wirtschaftliche Expansion zu finanzieren. Schließlich wurde diese Heuchelei und Vortäuschung falscher Tatsachen komplett fallen gelassen und Gold wurde als Standard für den US-Dollar völlig aufgegeben, da es unmöglich war, eine sich rasch aufblähende Währung an Gold zu binden. Am 15. August 1971 gab Präsident Nixon bekannt, dass Dollar nicht mehr in Gold konvertierbar sein würden. Von nun an würde der Wert der Währungen frei durch das Zusammenspiel der wichtigsten Fiat-Währungen der Welt bestimmt werden – mit teils schrecklichen Folgen, die durch dieses ungesunde/unsolide Geldsystem herbeigeführt wurden…

Ungesundes Geld bringt Schulden in die Welt

Geldpolitik, die auf ungesundem (Fiat-)Geld basiert, geht vor allem mit zwei großen Problemen einher: Rezessionen und der endlosen Anhäufung von Schulden. Die staatliche Einmischung in den Markt erfolgt in Form einer zentralen Planung. Und genau hier liegt der Hund begraben. Keine einzelne Person, Behörde, Abteilung oder Regierung hat jemals Zugang zu allen Informationen, die notwendig sind, um das riesige und sich ständig verändernde Geflecht von Präferenzen, Wahlmöglichkeiten, Kosten und Ressourcen zu verstehen, das eine Wirtschaft ausmacht. Und wenn man diese Informationen nicht hat, ist man gezwungen, schlechte Entscheidungen zu treffen – und genau das tun Regierungen, wenn sie die Geldmenge manipulieren. Ihre Interventionen verzerren die Märkte, insbesondere die Kapitalmärkte, und schaffen auf diese Weise sogenannte “Boom and Bust”-Zyklen, also Zyklen von steilen Aufschwüngen und rasanten Abstürzen. Der Boom wird durch künstlich niedrige Zinsen respektive eine Aufblähung der Geldmenge verursacht, die Leute dazu incentiviert, mehr zu investieren und weniger zu sparen. Eine Blase folgt und sobald diese platzt, gerät die Wirtschaft in eine Rezession.
Die Antwort der Regierungen bzw. Volkswirtschaften auf Rezessionen ist für gewöhnlich, sich der Thesen von John Maynard Keynes, einer der einflussreichsten Ökonomen, zu bedienen. Dieser ging davon aus, dass es nur dann zu Rezessionen kommt, wenn die Ausgaben innerhalb einer Volkswirtschaft zu niedrig sind. Möchte man der Rezession entgegenwirken, so müsse man also die Bevölkerung dazu bringen, mehr Geld auszugeben.
Um dies zu erreichen, könnte man entweder die Steuern senken oder mehr Geld in den Markt pumpen. Da es normalerweise so ist, dass Menschen das Geld, welches sie durch Steuerersparnisse erhalten würden nicht zwangsweise sofort in den Kauf von (Konsum-)Gütern investieren, entscheiden sich Regierungen meistens dafür, die Geldmenge auszuweiten und den Markt mit neu geschaffenem Geld zu fluten. Dies hat zur Folge, dass Sparen weniger attraktiv wird und zu unklugen und opportunistischen Investments in der Bevölkerung führt, was wiederum zur Folge hat, dass die Schulden innerhalb der Volkswirtschaft anwachsen.

Schlussendlich entstehen also aus einem ungesunden Geldsystem, das durch einzelne Entitäten manipuliert werden kann, Rezessionen, denen mit falschen Maßnahmen entgegengewirkt wird, was zu niemals endenden Schuldenbergen führt. Stand heute (Oktober 2020) belaufen sich die weltweiten Schulden auf mehr als 250.000.000.000.000 $ (= 250 Billionen $) – Tendenz steigend.

Bitcoin als neuer Standard?

In “Die Eigenschaften von gutem Geld” sind wir bereits darauf eingegangen, warum Bitcoin basierend auf seiner konzeptionellen Beschaffung eine Art besseres, digitales Gold ist und Geld sein kann. Nichtsdestotrotz muss Bitcoin noch ein paar Hürden nehmen, um eine ernsthafte Alternative zu werden. Allem voran gilt es die Preis-Volatilität zu verringern. Allein im Jahr 2017 lag der Preis eines Bitcoins zwischen 750$ und 20.000$. Da das Angebot von Bitcoin auf maximal knapp 21 Millionen BTC begrenzt ist, sind diese großen Schwankungen des Preises einzig und allein ein Resultat der Nachfrage nach Bitcoin. Die Tatsache, dass Bitcoin eine relativ neue Erfindung und dementsprechend ein noch junger Vermögenswert ist, führt dazu, dass die Nachfrage nach BTC (noch) sehr variabel ist. Schenkt man jedoch den Worten von Prof. Dr. Saifedean Ammous Glauben, wird auch dieses Problem mit dem Wachstum des Bitcoin-Marktes immer geringer.
Wenn die Währung BTC ein neuer Standard werden soll, muss sie wachsen. Aber selbst bei Bitcoin würde das Wachstum letztendlich davon abhängen, dass man sich zunehmend auf große, zentralisierte Institutionen stützt. Das ist ein Problem, wenn eine Währung so gestaltet ist, dass sie den Menschen ein Tauschsystem bietet, das nicht von staatlich anerkannten Dritten wie Banken abhängig ist.

Außerdem gibt es natürlich auch technische Schwierigkeiten, die zunächst gelöst werden müssen. Eine Anhebung des Transaktionslimits durch Second-Layer-Technologien und eine Verbesserung der Benutzerfreundlichkeit sind hier z.B. stellvertretend zu nennen. Nichtsdestotrotz bringt Bitcoin zumindest grundlegend alles mit, was benötigt wird, um gutes Geld zu sein.

Das Fahrwerk, für ein zeitgemäßes solides Geldsystem, stellt Bitcoin aufgrund seiner Eigenschaften bereits dar. Nun gilt es eine stabile Karosserie darum zu bauen, um das ganze Konstrukt fahrtüchtig zu machen. Ob uns das gelingt, kann wohl nur der Lauf der Zeit zeigen.

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