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Welches ist der echte Bitcoin? Craig Wright verklagt Kraken und Coinbase

Am von
Craig Wright Kraken

Craig Steven Wright (CSW) ist in der internationalen Bitcoin- und Krypto-Community vor allem für zwei Dinge bekannt. Zum einen die Aufstellung von abstrusen Behauptungen, wie etwa der, dass er selbst Satoshi Nakamoto und somit der Erfinder des Bitcoins sei, zum anderen dafür, zu versuchen, diese wilden Fantasien notfalls auch mit sinnlosen Gerichtsklagen als rechtliche Wahrheit durchzudrücken. In einem aktuellen Fall entspricht „Faketoshi“, wie Wright abwertend auch genannt wird, einmal mehr den Erwartungen an ihn. Über eine Londoner Anwaltskanzlei ließ er beim englischen High Court formell Klage gegen die beiden Handelsplattform Coinbase und Kraken einreichen. Wright ist der Meinung, dass die beiden Kryptobörsen seit Jahren Personen in die Irre führen, da diese ein Projekt (BTC) als „Bitcoin“ bewerben, welches nicht dem „von ihm im Whitepaper beschriebenen Bitcoin-System“ entspricht. Er sieht sich und das „echte Bitcoin“, mit welchem er die von ihm geschaffene Nischen-Währung „Bitcoin Satoshi Vision“ (BSV) meint, im Wert von mehreren hundert Milliarden Pfund geschädigt und fordert sowohl Schadensersatz als auch eine einstweilige Verfügung, die Coinbase und Kraken daran hindert, weiterhin BTC als Bitcoin zu listen. Obwohl dies für einen Großteil der Leserinnen und Leser zunächst absurd erscheinen mag, so könnte der Prozess dennoch einen großen Einfluss auf den gesamten Krypto-Markt haben.

Welcher Bitcoin ist der echte?

Wrights Anwälte argumentieren, dass das System, welches heute als Bitcoin (BTC) gelistet wird, erst im Jahr 2017 entstanden ist, als es im Zuge der sogenannten Blocksize-Debatte zu einer Spaltung des Bitcoin-Netzwerks kam, aus der Bitcoin (BTC) und Bitcoin Cash (BCH) hervorgingen. Während BTC die größte soziale und ökonomische Rückendeckung erfuhr, wurde dieses Projekt weiterhin als Bitcoin bezeichnet und entsprechend auf den Handelsseiten gelistet. Wright selbst, war zunächst Anhänger des BCH, spaltete jedoch im Jahr 2018 ein weiteres Projekt von diesem ab, das seiner Meinung nach als einziges die wahre Vision Satoshi Nakamotos (er spricht von seiner eigenen Vision) fortführt. So entstand im November 2018 schließlich das Projekt Bitcoin Satoshi Vision (BSV) welches nach Ansicht von CSW und seinen Anwälten der „echte“ Bitcoin ist.

„BTC hat nichts mit dem System zu tun, das ich in meinem Bitcoin-Whitepaper aus dem Jahr 2008 beschrieben habe. Die Entwickler von BTC Core haben den Code so stark verändert, dass er nicht mehr als Bitcoin angesehen werden kann. BTC wird als Bitcoin ausgegeben. Die Verbraucher müssen vor dieser irreführenden Aktivität geschützt werden, die diese Börsen/Entwickler zu ihrem eigenen finanziellen Vorteil betreiben.“

– Craig Wright

Dass Wright wirklich, wie er behauptet, Satoshi Nakamoto ist, konnte er bisher nicht zweifelsfrei beweisen. Eher im Gegenteil. Von ihm bereitgestellte Beweise wurden in der Vergangenheit von der Community bereits des Öfteren als technisch gut gefälschte Beweise entlarvt, was die starken Zweifel an Wrights Glaubwürdigkeit weiter befeuerte.

Craig Steven Wright. Quelle: bitcoinwiki.org (CC BY-SA)

Klage gegen Coinbase und Kraken

Wie eingangs erwähnt, strebt Wright nun eine Klage gegen zwei der größten und ältesten Kryptowährungsbörsen an, um diese dazu zu bringen, das von ihm unterstützte Projekt BSV als Bitcoin zu listen und ihm einen Schadensersatz zu bezahlen. Mit einer einstweiligen Verfügung sollen die Plattformen daran gehindert werden, BTC als Bitcoin zu bewerben, zum Beispiel „durch missbräuchliche Verwendung des Bitcoin-Symbols oder visuell ähnlichen Zeichen“. Offiziell stellt CSW es so dar, als ginge es ihm lediglich um Verbraucherschutz. Angesichts seiner zahlreichen Vorgeschichten, wie etwa der Klage gegen zahlreiche Bitcoin-Entwickler, kann jedoch vermutet werden, dass wohl eher sein angekratztes Ego sowie Profitgier, die eigentlichen Treiber sind.

„Hier geht es darum, die Verbraucher vor Betrug und Täuschung zu schützen. Die Verbraucher werden täglich in dem Glauben gelassen, dass BTC Bitcoin ist, wie ich im Bitcoin Whitepaper dargelegt habe. BTC ist nicht Bitcoin. Ich möchte die Täuschung, der die Verbraucher ausgesetzt sind, auf dem Rechtsweg korrigieren und von den Betreibern der Börsen verlangen, dass sie BTC nicht mehr als Bitcoin ausgeben, den Namen ändern, in ihrer Kommunikation eindeutig sein und BSV, das Bitcoin ist, auflisten.“

– Craig Wright

Im Gegensatz zu den teilweise ehrenamtlich tätigen Bitcoin-Entwicklern und anderen Privatpersonen, die Wright in der Vergangenheit mit seinen Klagen einschüchtern wollte, werden sich milliardenschwere Unternehmen wie Kraken und Coinbase sicherlich auch rechtlich zur Wehr setzen können. Gleichwohl ist die Brisanz dieses Verfahrens nicht zu unterschätzen. Denn auch wenn moralisch und philosophisch der Fall für einen Großteil der Bitcoin-Community eindeutig erscheinen mag, so gibt es vor Gericht gewisse Verfahrensweisen und Richtlinien, die den Ausgang eines derartigen Prozesses nicht mit Bestimmtheit vorhersagen lassen. Wie heißt es in einem Sprichwort noch so schön: „‚Recht haben‘ und ‚Recht bekommen‘ sind zweierlei Paar Stiefel.“ Es bleibt nur zu hoffen, dass CSW von den Richtern nicht Recht bekommt. Dass er nicht Recht hat, liegt im Grunde auf der Hand.