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In den letzten Tagen hat sich im Bitcoin-SV-Ökosystem (BSV) einiges getan, das in gewisser Weise auch für die gesamte Bitcoin-Community von Relevanz ist. Christen Ager-Hanssen, der bis vor kurzem CEO der Firma nChain war, hat seinen Rücktritt bekannt gegeben. Da nChain das Unternehmen ist, das im Grunde genommen die komplette BSV-Infrastruktur betreibt, hat seine Bekanntgabe im BSV-Lager zunächst für viel Aufsehen gesorgt. Doch nicht nur das: Da Ager-Hanssen darüber hinaus auch schwere Anschuldigungen gegen den angeblichen Bitcoin-Erfinder Craig Wright erhoben und diesen des Betrugs bezichtigt hat, wurde auch der Rest der "Krypto-Welt" auf das aktuelle Geschehen aufmerksam.

Verschwörung im BSV-Land

In einem Tweet bestätigte Ager-Hanssen seinen Rücktritt und erklärte, er habe dem Vorstand der nChain Group mehrere ernsthafte Probleme gemeldet, darunter unter anderem eine Verschwörung zum Betrug von nChain-Aktionären, die von einem bedeutenden Aktionär orchestriert wurde. Er äußerte auch Bedenken hinsichtlich der wirtschaftlich Berechtigten und der wahren Personen hinter dem auf den Cayman Islands registrierten DW Discovery Fund, der zur nChain Gruppe gehört. Um welche Art von Verschwörung es sich genau handelt, ist bislang leider noch nicht bekannt, aus einem anderen Tweet geht jedoch hervor, dass womöglich der Vertraute von Wright, Calvin Ayre, die Hauptrolle darin spielt. Ager-Hanssen bezeichnet Ayre als "Schatten-Direktor" und denjenigen, der eigentlich die Fäden im Hintergrund zieht. Näheres ist bis dato aber nicht bekannt.

Der nun ehemalige CEO fügte außerdem hinzu, dass er überzeugende Beweise gefunden habe, dass Craig Wright Dokumente manipuliert hat, um das Gericht zu täuschen, dass er Satoshi ist. Seinen Whisteblower-Bericht mit dem Titel "The Fairway Brief" hat er bereits angeteasert, jedoch bislang nicht veröffentlicht. Den Titel hat Ager-Hanssen wohl in Anspielung auf den bekannten Film "Die Akte" gewählt, der im Original "The Pelican Brief" heißt.

Er ist heute selbst davon überzeugt, dass Dr. Craig Wright NICHT Satoshi ist und glaubt, dass dieser er all seine rechtlichen Auseinandersetzungen verlieren wird, erklärte der ex. CEO.

Bis vor Kurzem war dies jedoch noch anders und Ager-Hanssen sehr fest davon überzeugt, dass Wright, wie er behauptet, tatsächlich der Bitcoin-Erfinder Satoshi Nakamoto ist. Vor kurzem schrieb er noch bei Twitter "wenn Dr. Craig Wright sagt, dass er Satoshi ist, dann weiß ich, dass er Satoshi ist". Nachdem ihn ein User auf diese Aussage hingewiesen hatte, gab der Norweger nun zu: "Ich lag falsch".

Craig Wright, der seit Jahren behauptet, der Erfinder von Bitcoin zu sein, wird mittlerweile oft nur noch "Faketoshi" genannt. Diese Bezeichnung hat insbesondere in der Bitcoin-Community über die Jahre an Popularität gewonnen, da Wright bereits mehrfach der Lüge überführt wurde und viele deswegen konsequenterweise seine Behauptungen infrage stellen. Mittlerweile wohl auch einige seiner einstigen Weggefährten und engsten Vertrauten.

Der Vorstand hat nichts unternommen, und mein Job ist eindeutig unzumutbar geworden. Ich habe dem Vorstandsvorsitzenden unter anderem empfohlen, Dr. Craig Wright zu entlassen.

Es tut mir leid für all die großartigen Menschen, die in dem Unternehmen arbeiten, aber ich möchte nicht Teil von etwas sein, an das ich eindeutig nicht glaube. #faketoshi

Christen Ager-Hanssen.

nChain entfernt auch Wright

Neben Ager-Hanssen wurde nun auch Craig Wright, der dort als "Chief Scientist" gelistet war, von der nChain-Webseite entfernt. Hat sich der Vorstand die Vorschläge des ehemaligen CEO doch zu Herzen genommen und den mutmaßlichen Betrüger gefeuert? Die tatsächlichen Gründe sind bislang unklar. Wright selbst behauptet jedoch auch weiterhin für nChain tätig zu sein, jedoch nur in einer extern-beratenden Rolle. Inwiefern man den Worten Wrights Glauben schenken kann, ist natürlich ebenfalls ungewiss.

Es tut mir leid, meine Anti-Fans zu enttäuschen. Ich bin nicht verschwunden, ich bin immer noch hier und berate Bitcoin-Unternehmen, einschließlich nChain. Ich habe beschlossen, dass es nicht notwendig ist, eine offizielle Rolle bei nChain zu haben, da es dort hervorragende Akteure gibt, die diese übernehmen können, und ich kann mit mehreren BSV-Unternehmen zusammenarbeiten, um Bitcoin voranzubringen.

Im Moment habe ich einen Prozess zu gewinnen.

Craig Wright

Tabula rasa bei CoinGeek

Der bekannte Bitcoin "hodlonaut", der sich seit geraumer Zeit in einem Rechtsstreit mit Craig Wright befindet, wies darauf hin, dass das BSV-spezifische Portal CoinGeek, das unter der Kontrolle von Wright und seinem Freund Calvin Ayre steht, alle Artikel über den kürzlich zurückgetretenen CEO Ager-Hanssen entfernt hat. Mehrere Links sind mittlerweile nicht mehr aufrufbar. Dabei stellt sich natürlich die Frage nach dem Warum. Es ist definitiv einiges faul im Staate BSV, und erste Zusammenhänge sind bereits zu erkennen.

Letzten Endes werden aber erst die angekündigten Enthüllungen durch Ager-Hanssen mehr Licht ins Dunkel bringen. Obwohl Wright und Ayre sich nach außen hin gelassen geben, zeigen die Aktionen, wie die Löschung alter CoinGeek-Artikel, dass sie den Ernst der Lage durchaus erkennen. Sie werden mit Sicherheit alles dafür tun, ihr Kartenhaus aufrechtzuerhalten, wenn nötig vermutlich auch in einer dreckigen Schlammschlacht. Als unbeteiligter Bitcoiner, kann man jedoch entspannt an der Seitenlinie stehen und zusehen, wie sich die BSV-Akteure und -Community selbst zerfleischen.

Sollte Christen Ager-Hanssen, wie er behauptet, tatsächlich eindeutige Beweise vorlegen können, die belegen, dass Craig Wright ein Lügner und Betrüger ist, dann hätte der Spuk um Faketoshi hoffentlich endlich ein für alle Mal ein Ende.