Brian Armstrong, der CEO der zweitgrößten Krypto-Börse, Coinbase, äußerte sich auf Twitter positiv über das Lightning Netzwerk und kündigte sogar eine Integration an. Doch wie ernst ist diese Ankündigung in Wirklichkeit zu nehmen?

"Es ist seltsam, wie @brian_armstrong aktiv das Bitcoin Lightning Netzwerk ignoriert. Er hat nie darüber getweetet. Kein einziges Mal."

@w_s_bitcoin

"Meine Tweets werden nach einer bestimmten Anzahl an Monaten automatisch gelöscht, also gibt es keinen Suchverlauf.

Lightning ist großartig und etwas, das wir integrieren werden."

@brian_armstrong

Coinbase und das Lightning Netzwerk

In der Bitcoin-Community wird Coinbase seit Jahren mit kritischen Augen betrachtet. Daran schuld sind nicht nur Vorwürfe, dass bewusst KYC-Daten, also sensitive Kunden-Informationen, an Dritte verkauft wurden. Die grundsätzliche Haltung des Unternehmens zu Debatten in der Bitcoin-Community stieß in der Vergangenheit bei vielen negativ auf.

So vor allem die Positionierung von Coinbase, damals auch schon unter der Leitung von Brian Armstrong, im Blocksize War, also der Diskussion über eine Erhöhung der maximalen Blockgröße, welche über Jahre hinweg die Bitcoin-Community in die zwei Lager der Small- und Large-Blocker spaltete. Armstrong selbst war damals den Large-Blockern zuzuordnen und überzeugt, große Unternehmen wie Coinbase, die für die wirtschaftliche Nutzung von Bitcoin besonders relevant seien, müssten die wichtigsten Entscheidungsträger bei Änderungen von Bitcoin sein.

Das Whitepaper des Lightning Netzwerks, welches eben während dieser Debatte im Jahr 2016 veröffentlicht wurde, war den Large-Blockern entsprechend ein Dorn im Auge. Es widersprach schließlich ihren Argumenten, dass Bitcoin ohne Erhöhung der Blockgröße nicht skalieren könne.

Die Aussage Armstrongs, Lightning sei "großartig" kommt vor allem deshalb etwas überraschend daher.

Keine Ahnung von Lightning?

Die Frage verbleibt, wie ernst der Coinbase CEO es mit seiner Aussage wirklich meint. Will er Börsen wie Kraken, die seit längerem Ein- und Auszahlungen mit Lightning akzeptieren, wirklich in die Fußstapfen treten, oder die kritischen Stimmen aus der Bitcoin-Community nur mit leeren Aussagen ruhig stellen? Sein knapper Kommentar zur Integration lässt hier noch viel Spielraum zur Interpretation offen.

Man könnte ihm jedenfalls unterstellen, dass er sich mit dem Lightning Netzwerk und seinen vielen Möglichkeiten noch nicht sonderlich viel beschäftigt hat: Auf Twitter rief er dazu auf, Videos zu teilen, wie Kryptowährungen in Afrika genutzt werden. Die besten Beispiele würden 100 USD von ihm erhalten.

Auf ein Video von @JoeNakamoto, das die Nutzung von Lightning Zahlungen in Afrika zeigt, reagierte Armstrong erfreut und kündigte die versprochenen 100 USD an:

"Super! Habe $100 an joe@coincorner.io geschickt.

Cheers."

@brian_armstrong

Doch Joe Nakamoto berichtete, das Geld sei auf seiner Lightning Adresse nie angekommen. Gut möglich, dass Brian Armstrong diese gar nicht als solche erkannt hat und dachte, es handle sich um eine normale E-Mail Adresse. Auf Coinbase ist es nämlich möglich anderen Kunden "auf ihre E-Mail Adresse" Bitcoin und andere Kryptowährungen zu schicken. Dabei handelt es sich natürlich nur um eine simple Dienstleistung von Coinbase, die mit der dezentralen Natur von Lightning Zahlungen nichts gemein hat.

Es bleibt also vorerst abzuwarten, wie sich die Haltung von Coinbase zum Lightning Netzwerk und einer potenziellen Integration weiter entwickelt. In jedem Fall ist es positiv zu bewerten, dass die Meinung von Brian Armstrong, trotz Vergangenheit als Large-Blocker, nicht in Stein gemeißelt zu sein scheint, und er grundsätzlich offen für neue Entwicklungen ist.


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