Das Blockchainanalyseunternehmen Chainalysis präsentierte letzte Woche das neueste Update zu ihrem bekannten »Crime Report« (dt. Kriminalbericht) zur illegalen Nutzung von Kryptowährungen. Dabei fand das Unternehmen heraus, dass die illegale Nutzung von Bitcoin und anderen Kryptowährungen im Vergleich zum Vorjahr um 15% abgenommen hat.

Illegale Nutzung fällt mit Transaktionsvolumen

Während sich der Bitcoin im letzten Jahr von seinem Sommerloch erholen konnte und daraufhin den Bullenmarkt fortsetzte, hält der Bärenmarkt in diesem Jahr aufgrund der schwierigen Lage der Weltwirtschaft weiter an. Dies macht sich auch in dem Transaktionsvolumen des gesamten Kryptomarktes bemerkbar, welches in den letzten 12 Monaten immer weiter abnahm.

Mit der Abnahme des Transaktionsvolumens fiel ebenfalls die Nachfrage nach Transaktionen für illegale Aktivitäten. Diese gingen im Vergleich zum Vorjahr um 15% zurück. Allerdings sind die Zahlen mit Vorsicht zu betrachten, denn im selben Zeitraum fiel das Transaktionsvolumen des gesamten Kryptomarktes um 36%. Die Nachfrage nach illegalen Transaktionen stieg damit im Verhältnis zum gesamten Transaktionsvolumen des Kryptomarktes.

Aufgrund dieser Zahlen ist es schwierig zu urteilen, ob Kryptowährungen im Vergleich zum letzten Jahr wirklich seltener für illegale Aktivitäten verwendet wurden. Chainalysis untersuchte deshalb die Veränderung innerhalb bestimmter Bereiche, in denen Kryptowährungen häufig für illegale Zwecke benutzt werden.

Das akkumulierte Transaktionsvolumen von legalen Entitäten nahm um 36% ab.
Quelle: Chainalysis
Das Transaktionsvolumen illegaler Entitäten nahm um 15% ab.
Quelle: Chainalysis

In welchen Bereichen die illegale Nutzung gesunken ist

Klassische Betrugsmaschen

Die gesamten Einnahmen aus bekannten Betrugsmaschen beläuft sich in diesem Jahr auf 1,6 Milliarden US-Dollar und damit auf 65% weniger als noch im Vorjahr. Die Einnahmen aus Betrugsmaschen mit Kryptowährungen fielen seit Beginn des Jahres im Gleichschritt mit dem Bitcoin-Preis und wiesen damit eine direkte Korrelation zu diesem auf.

Mit dem Rückgang des Bitcoinpreises fiel auch der Gewinn der Betrüger. Quelle: Chainalysis

Die häufigste Betrugsmasche ist immer noch der sogenannte "Giveaway-Scam". Bei diesem werden arg- und ahnungslose Nutzerinnen und Nutzer dazu verleitet einen bestimmten Betrag X an die Betrüger zu senden, da diese versprechen den Betrag zu vervielfachen und anschließend an den Sender zu retournieren. Die Betrüger kommen ihrem Versprechen natürlich nicht nach und stehlen somit die Kryptowährungen der leichtgläubigen Opfer.

Diese Art des Betrugs ging nach Daten von Chainalysis stark zurück. Dazu untersuchte das Unternehmen die Menge der genutzten Einzahlungsadressen von Giveaway-Sams und fand heraus, dass diese sich auf dem niedrigsten Stand der letzten Jahre befinden. Dies hängt primär mit der derzeitigen Marktlage zusammen. In einem Bullenmarkt kommen vermehrt neue Marktteilnehmer hinzu, welche aufgrund der fehlenden Erfahrung anfälliger für solche Betrügereien sind.

Akkumulierte Menge an Transaktionen, welche auf Betrugsadressen getätigt werden. Quelle: Chainalysis

Darknet-Märkte

Der Gewinn von Onlinehandelsplattformen im Darknet ist im Jahr 2022 ebenfalls deutlich zurückgegangen und liegt derzeit 43 % unter dem Vorjahreswert. Anders als bei den klassischen Betrugsmaschen lag dieser aber zu Beginn des Jahres noch über dem Vorjahreswert. Erst im April nahm der Gewinn rapide ab.

Grund dafür ist die Schließung des Darknet-Markts Hydra Markteplace, welcher über Jahre hinweg die größte Onlinehandelsplattform im Darknet war und im April dieses Jahres schließlich von den Behörden geschlossen wurde. Während die Gesamteinnahmen der Darknet-Märkte nach der Schließung zunächst zurückgingen, verzeichneten die verbleibenden Märkte einen deutlichen Anstieg der eingehenden Zahlungen. Wie bereits in der Vergangenheit sind die Kunden der offline genommenen Plattform auf eine andere umgezogen.

Währenddessen verliert der Bitcoin immer mehr den Status als Zahlungsmittel im Darknet. Während der erste Darknet-Markt, Silk Road, noch vollständig auf dem Bitcoin als Zahlungsmittel basierte, akzeptieren heute die meisten Handelsplätze im Darknet nur noch Privacy-Coins wie Monero. Der Bitcoin als ein pseudonymes Netzwerk eignet sich nur begrenzt für Zahlungen im Darknet.

Nach der Schließung der Hydra Plattform zogen die Nutzer auf andere Handelsplattformen um. Quelle: Chainalysis

Wo die illegalen Aktivitäten gestiegen sind

Hacks im DeFi-Bereich

Einen deutlichen Anstieg verzeichneten dagegen die gestohlenen Gelder aus verschiedenen Hacks. Bis Juli 2022 wurden 1,9 Milliarden US-Dollar an Geldern gestohlen, verglichen mit 1,2 Milliarden US-Dollar aus dem Vorjahr. Ein Großteil der Hacks basierte laut Chainalysis auf dem Aufstieg von DeFi (Decentralized Finance)-Anwendungen.

DeFi-Anwendungen bieten verschiedene Funktionalitäten wie Yield Farming oder Liquiditity Mining, welche oft mit besonders hohen Renditen werben. Diese bergen jedoch ein häufig unterschätztes Sicherheitsrisiko in sich und es kommt immer wieder zu Angriffen auf die DeFi-Protokolle, bei denen die Gelder der Nutzer gestohlen werden. Laut Chainalysis hat die nordkoreanische Hackergruppe Lazarus bereits mehr als eine Milliarde US-Dollar aus verschiedenen DeFi-Applikationen gestohlen.

Die akkumulierte Menge an gestohlenen Kryptowährungen. Quelle: Chainalysis

Folgen für den Bitcoin

Der Bericht von Chainalysis untersuchte zwar nicht die unterschiedliche Nutzung von Bitcoin und anderen Kryptowährungen, dennoch gibt es hier offensichtliche Unterschiede. Während die Giveaway-Scams meistens Bitcoin verwenden (teilweise auch Ethereum), ist dies bei den restlichen vorgestellten Punkten von Chainalysis nicht der Fall.

Dies liegt zum einen an der Transparenz des Bitcoin-Netzwerkes. Jede Transaktion wird auf der Blockchain für immer gespeichert und ist für jeden und damit auch für die Strafverfolgungsbehörden einsehbar. Deshalb wird die Nutzung von Bitcoin als Zahlungsmittel für den Kauf von illegalen Gütern oder Dienstleistungen immer unattraktiver. Das mediale Bild des Bitcoins als Internetwährung für Geschäfte im Darknet ist schon lange Zeit nicht mehr zutreffend.

Auch von den DeFi-Hacks grenzt sich Bitcoin ab. Die meisten Hacks der DeFi-Protokolle basieren auf Smart Contract Plattformen wie Ethereum und Solana, welche zwar eine höhere Funktionalität auf der Basisschicht des Netzwerks besitzen, dafür aber größere Angriffsvektoren als das Bitcoin-Netzwerk aufweisen. Der ehemalige CEO und Chairman von MicroStrategy, Michael Saylor, kritisierte bereits in der Vergangenheit Ethereum und die darauf basierenden unsicheren DeFi-Protokolle. Die Daten von Chainalysis zeigen, dass die Sicherheitsprobleme der DeFi-Welt nicht gelöst sind. Vielleicht ist doch der Bitcoin das einzige sichere DeFi-Projekt...