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Cameron Winklevoss erhebt schwere Vorwürfe gegen die Digital Currency Group

Am von

„Der 2. Januar markierte den 47. Tag, seitdem Genesis die Auszahlungen eingestellt hatte“, erklärte Cameron Winklevoss, Co-Founder der Handelsbörse Gemini, in einem offenen Brief an den CEO der Digital Currency Group (DCG) Barry Silbert. Genesis ist ein Tochterunternehmen von DCG, welches aufgrund des Contagion-Effekts im November seine Auszahlungen aussetzte. Nun scheint der Streit zwischen DCG und Gemini in die nächste Runde zu gehen.

Vorgeschichte

Genesis verwaltete im letzten Jahr Kredite in Höhe von 2,8 Milliarden US-Dollar und galt als einer der wichtigsten Liquiditätsanbieter für die Krypto-Industrie. Das Unternehmen wurde allerdings schwer von den Ereignissen auf den Krypto-Märkten im vergangenen Jahr getroffen. Unter anderem wurde Genesis als Gläubiger der inzwischen insolventen Unternehmen Three Arrows Capital und FTX gelistet.

Daraufhin setzte Genesis im November die Auszahlungen aus. Als Grund nannte das Krypto-Unternehmen eine „noch nie da gewesene Krisenlage“ auf dem Krypto-Markt, ausgelöst durch die Insolvenz von FTX. Die Folgen waren sofort spürbar. Die Handelsplattform Gemini, welche für das Gemini Earn Programm die Dienstleistung von Genesis in Anspruch genommen hatte, stellte fast zeitgleich die Auszahlungen ein. Nun veröffentlichte Cameron Winklevoss einen offenen Brief, in dem er schwere Anschuldigung gegen den CEO des Mutterkonzerns erhob.

Winklevoss erhebt Anschuldigungen

Laut dem auf Twitter veröffentlichten Brief schuldet Genesis Gemini 900 Millionen Dollar, die Gemini dem Unternehmen im Rahmen des Gemini Earn-Programms geliehen hatte. „In den letzten sechs Wochen haben wir alles in unserer Macht Stehende getan, um in gutem Glauben und auf kooperative Weise mit dir [Barry Silbert] zusammenzuarbeiten, um eine einvernehmliche Lösung für die Rückzahlung der 900 Millionen US-Dollar zu erreichen, die du uns schuldest“, schrieb Winklevoss und fügte hinzu:

„Jedes Mal, wenn wir dich um eine persönliche Anteilnahme an den Verhandlungen bitten, versteckst du dich hinter deinen Anwälten.“

Cameron Winklevoss, Co-Founder Gemini

Weiter führte Winklevoss fort, dass DCG seiner Tochterfirma 1,675 Milliarden US-Dollar schulde und dies ein Grund sei, weshalb Genesis seine Verpflichtungen gegenüber Gemini nicht nachkommen könnte. Genesis schuldet Gemini 900 Millionen US-Dollar, während die DCG bei Genesis Schulden in Höhe von 1,675 Milliarden US-Dollar besitzt.

Welche Folgen kann das besitzen?

Nach dem Auszahlungsstopp von Genesis wurde bereits über die finanzielle Lage des Mutterkonzerns spekuliert. Die Forderung von Genesis in Höhe von 1,675 Milliarden US-Dollar gegenüber der Digital Currency Group würde tatsächlich darauf hindeuten, dass sich das Mutterunternehmen in finanzieller Schieflage befindet.

Interessant könnte hier die Rolle des Grayscale Bitcoin Trusts (GBCT) werden. Dieser wird von der Digital Currency Group verwaltet und besteht aus insgesamt 643.572 Bitcoin. DCG selbst besitzt rund 28 Millionen GBTC-Anteile und ist somit der größte Anteilseigner an dem Bitcoin Fonds.

Sollte DCG in Zahlungsschwierigkeiten geraten, könnte das Unternehmen zunächst zur Kapitalbeschaffung ihre eigenen GBTC-Anteile verkaufen. Dies würde natürlich auf Kosten des bereits angeschlagenen Fonds passieren und den Nettowert weiter senken. Derzeit wird der Grayscale Bitcoin Trust 46% unter seinem Nettowert gehandelt.

Blocktrainer.de berichtete bereits im November über ein mögliches Worst-Case-Szenario des Fonds, bei dem der Verkauf der GBTC-Anteile nicht ausreicht und DCG tatsächlich vor einer Insolvenz steht. In so einem Fall könnte eine Auflösung des Fonds drohen. Welche Folgen dies für die Bitcoin-Reserven des Fonds hätte, ist nur schwer abschätzbar.

Antwort von Barry Silbert auf den Brief

Barry Silbert stritt in einer Antwort auf den Tweet ab, dass sich sein Unternehmen 1,675 Milliarden US-Dollar von Genesis geliehen habe und warf Gemini gleichzeitig vor, die Verhandlungen zwischen den beiden Unternehmen auszubremsen:

„Earn Update: Ein offener Brief an Barry Silbert“

Cameron Winklevoss, Co-Founder Gemini

„DCG hat sich nicht 1,675 Milliarden Dollar von Genesis geliehen.

DCG hat noch nie eine Zinszahlung an Genesis versäumt und ist bei allen ausstehenden Darlehen aktuell; die nächste Kreditfälligkeit ist im Mai 2023

DCG hat Genesis und deinen Beratern am 29. Dezember ein Angebot vorgelegt, allerdings keine Antwort erhalten“

Barry Silbert, CEO Digital Currency Group

Cameron Winklevoss konterte auf die Antwort von Silber und unterstellte ihn, dass DCG für das Chaos von Genesis verantwortlich sei:

Und jetzt fängst du schon wieder an. Hör auf so zu tun, als seist du und DCG unschuldige Zuschauer und hätten damit nichts zu tun. Du bist für das Chaos verantwortlich. Es ist völlig unseriös.

Cameron Winklevoss

Die Wahrheit liegt vermutlich in der Mitte

Die hitzige Diskussion zwischen Winklevoss und Silbert zeigt vermutlich auch die Verzweiflung beider Parteien. Besonders auf Gemini könnten aufgrund des Auszahlungsstopps weitere rechtliche Folgen warten. So erhoben erste Investoren am 27. Dezember Anklage gegen die Handelsbörse und warfen dem Unternehmen Betrug und Verstöße gegen das Wertpapiergesetz vor.

Die Schuldfrage kann nur schwer beantwortet werden. Bei jedem Kreditgeschäft besteht ein Kontrahentenrisiko, welches im Falle eines Zahlungsausfalls eintritt. Gemini trägt hier die Verantwortung, seinen Kunden diesem Risiko ausgesetzt zu haben. Besonders mit den letztjährigen Geschehnissen in der Krypto-Industrie kann Gemini eine gewisse Fahrlässigkeit unterstellt werden.

Wirst du dich bis zum 8. Januar dazu verpflichten, dass der Schuldschein in Höhe von 1,1 Milliarden US-Dollar auch wie 1,1 Milliarden US-Dollar behandelt wird?

Cameron Winklevoss

„Hey Cameron, hör auf zu versuchen, so zu tun, als ob du und Taylor unschuldige Zuschauer wärt, du hast das Produkt bei Gemini gebaut.

Es gehört dir. Zahl zuerst deine Kunden aus, übernimm die Schulden, aktiviere die Auszahlungen und dann kannst du mit Barry auf Twitter streiten.“

Bitcoin is Saving

Der offene Brief deutet darauf hin, dass das neue Jahr dort beginnt, wo das vergangene geendet hat. Welche Folgen ein möglicher Rechtsstreit bzw. Zahlungsausfall von DCG auf den Bitcoin-Kurs haben könnte, bleibt schwierig einzuschätzen. Eine Auflösung des Bitcoin Trust von Grayscale könnte dagegen tatsächlich zu einem weiteren Abverkauf an den Bitcoin-Märkten führen.


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