In dem ersten Teil dieser Artikelreihe haben wir uns einige Beispiele angesehen, in denen in Europa gezielte Münzverschlechterungen durch Regierungen vorgenommen wurden, um Kriege zu finanzieren. Zudem haben wir einen Blick auf die Entstehung von Zentralbanken sowie die ersten Anläufe von Fiatgeldausgaben im Zusammenhang mit Kriegen geworfen.

Der Schwerpunkt des zweiten Teils der Reihe ist die Ausgabe von ungedecktem Papiergeld zur Kriegsführung. Dafür gibt es in dem Zeitraum vom 17. bis zum 19. Jahrhundert bereits etliche Beispiele.

Da damals die Zeit begann, in der die USA entstanden und an Relevanz gewonnen haben, lohnt sich ein Blick über den Atlantik. Auch hier ist ein Zusammenhang von Fiatgeld und Kriegen unschwer zu erkennen:

Fiatgeld in Neuengland

Vor dem Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg respektive der Entstehung der USA führten die amerikanischen Kolonien bereits Papiergeld zur Kriegsfinanzierung ein. Beispielsweise während des Pfälzischen Erbfolgekrieges bzw. King William’s War (1689 – 1697), um einen Angriff auf Kanada zu finanzieren:

Im Jahr 1690 führte Massachusetts versehentlich eine [...] Art von Fiatgeld, ''Bills on Credit'', ein, als die Kolonie Zertifikate - kurzlaufende Staatsanleihen - ausgab, um ihre Attacke auf Quebec während King William’s War (1689 – 1697) zu finanzieren. Die Kolonialregierung beabsichtigte, die Zertifikate schnell durch Steuereinnahmen zu tilgen [...].
Humpage: "Paper Money and Inflation in Colonial America" (Cleveland Fed)

Zu Zeiten des Spanischen Erbfolgekrieges bzw. Queen Anne’s War (1702 – 1713) gaben die Kolonien ebenfalls, angeführt von Massachusetts, Papiergeld aus, um die Kriegskosten zu stemmen – die Geldmenge vervielfachte sich:

Massachusetts gab mehrfach Papiergeld aus, um seine Beteiligung am Queen Anne's War (1702 – 1713) zu finanzieren. In den nächsten 10 Jahren stieg der Bestand an Papiergeld in Massachusetts um unglaubliche 39 Prozent pro Jahr (jährliche Wachstumsrate). Zwischen 1703 und 1713 war die Menge des in Neuengland zirkulierenden Papiergeldes um mindestens das 34-fache gestiegen.
Humpage: "Paper Money and Inflation in Colonial America" (Cleveland Fed)

Die Ausgabe von ungedecktem Papiergeld wurde schließlich während des Österreichischen Erbfolgekrieges bzw. King George's War (1743 – 1748) auf die Spitze getrieben – dagegen waren die vorherigen Papiergeldausgaben und deren Folgen ein Witz. Die Periode wird im Nachhinein auch als die große Inflation Neuenglands bezeichnet.

Die Inflation wurde in Neuengland zu einem zunehmenden, schädlichen Problem, das jedoch während King George’s War (1743 – 1748) explodierte. Um den Konflikt zu finanzieren, griffen die Kolonien Neuenglands erneut auf die Ausgabe riesiger Mengen an Papiergeld zurück. In diesen Jahren wuchs der Bestand an Papiergeld um 24,3 Prozent pro Jahr (jährliche Wachstumsrate). 
Humpage: "Paper Money and Inflation in Colonial America" (Cleveland Fed)

Als Reaktion auf die große Inflation verabschiedete das Parlament in Neuengland im Jahr 1751 den Currency Act. Dieser sollte dafür sorgen, dass Papiergeld nur begrenzt ausgegeben und staatlich besichert wird. Zudem mussten die Geldhalter für einen auftretenden Kaufkraftverlust ihres Geldes kompensiert werden.

Während des Siebenjährigen Krieges in Nordamerika bzw. French and Indian War (1754 – 1763) gaben die Kolonien zwar wieder große Mengen an Papiergeld zur Kriegsfinanzierung aus. Da diese dann jedoch mit Hypotheken- und Steuerzahlungen besichert waren, blieb eine große Inflation aus.

Pennsylvania, New York und South Carolina gaben mit treuhänderischen Standards große Mengen an Papiergeld zur Finanzierung des [Siebenjährigen] Krieges aus.
Wicker: “Colonial Monetary Standards Contrasted: Evidence from the Seven Years' War”

Amerikanischer Unabhängigkeitskrieg (1775 – 1783)

Im Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg, auch Revolutionary War genannt, kämpften die amerikanischen Kolonien um die Unabhängigkeit von England in dem Krieg entstanden die Vereinigten Staaten von Amerika (USA). Vor dem Krieg waren etwa zehn Millionen Dollar in Form von Gold- und Silbermünzen im Umlauf. Aufgrund einer schlechten Kreditwürdigkeit, entschied sich die Regierung dazu, im Jahr des Kriegsbeginns, zwei Millionen Dollar an ungedecktem Papiergeld, Kontinentale genannt, auszugeben, um die Kriegskosten zu tragen. Das fehlende Edelmetall sollte in den nächsten Jahren dann durch Steuern eingetrieben werden.

Zunächst war das Vertrauen in die Kontinentale, die auch noch in Gold und Silber eintauschbar waren, stark. Dies verleitete die Regierung dazu, obwohl eigentlich nur die Ausgabe von zwei Millionen geplant war, immer mehr Kontinentale zu drucken:

Der Kongress gab 1775 sechs Millionen Dollar an Kontinentalen aus, und die Ausgaben [des Papiergeldes] nahmen von Jahr zu Jahr zu. Im Jahr 1779 wurden einhundertvierzig Millionen [Kontinentale] ausgegeben. Als die Preise stiegen, stellte die Regierung fest, dass sie immer mehr Dollar zur Finanzierung ihrer Ausgaben benötigte. Es wurde mehr Geld gedruckt. Dieses zusätzliche Angebot an Dollars führte zu einer weiteren Abwertung in der berüchtigten Spirale der Inflation. Zu Beginn war der Kontinental zum gleichen Wert eines Münz-Dollars im Umlauf. Bis 1780 waren mehr als hundert Kontinentale erforderlich, um einen Münz-Dollar zu ertauschen; der Kongress hatte Kontinentale gedruckt, bis sie fast nichts mehr wert waren.
Murray Rothbard: "Not Worth a Continental"

Mit der im Jahr 1776 unterzeichneten Unabhängigkeitserklärung war der Currency Act von 1751 nicht mehr in Kraft und weil die Kontinentale letztlich so stark an Wert verloren haben, entwickelte sich das Sprichwort "not worth a Continental" (sinngemäß auf Deutsch: "keinen Pfifferling wert").

Die Regierung schob die Schuld für die Geldentwertung von sich weg. Zum einen wurden die ''gierigen Kaufleute, die nur auf Gewinn aus sind'' für die steigenden Preise verantwortlich gemacht. Zum anderen wurden die Menschen, die sich weigerten, das Papiergeld anzunehmen, von staatlicher Seite als ''Feinde des Landes'' verunglimpft. Die USA drifteten in eine Planwirtschaft inklusive Preiskontrollen mit katastrophalen Folgen für die Wirtschaft ab.

Im Jahr 1780 kündigte der Kongress an, dass die Kontinentale zu einem Kurs von 40:1 in Münz-Dollar (Silber) beim Staat via Steuern eingetauscht werden können das war letztendlich aber bei Weitem nicht überall der Fall:

In den schlimmsten Fällen, in Georgia und Virginia, wurde es zur Zahlung von Steuern im Verhältnis von 1.000 Dollar in Papiergeld zu 1 Dollar in Silber akzeptiert. [...] New York war repräsentativer und akzeptierte sein Papiergeld zur Zahlung von Steuern zu einem Kurs von 128 $ in Papiergeld für 1 $ in Silber. In Pennsylvania akzeptierte der Staat sein Papiergeld zu einem Kurs von 175 Dollar für 1 Dollar.
Thies: “Not Worth a Continental”

Die Ära Napoleons

Wie im ersten Artikel bereits angesprochen, ist die Ära Napoleons mit das offensichtlichste Beispiel für die Aussetzung der Konvertibilität bzw. für Einführung von Fiatgeld in Europa, um Kriege zu finanzieren – zumindest in dem Zeitraum bis zum Ersten Weltkrieg.

Die Französische Revolution beginnt mit einem Bürgerkrieg (Aufstand der Vendée (1789 – 1792)), in dem Frankreich ungehemmt Fiatgeld ausgab. Damit hätten wir auch das erste, aber nicht das letzte, Beispiel für Fiatgeldausgaben in Bürgerkriegen. Die Revolution führte schließlich zu den Napoleonischen Kriegen, die wiederum andere Länder dazu brachten, auf das Gelddrucken zur Kriegsfinanzierung zurückzugreifen.

Französische Revolution (1789 – 1799)

Vor der Französischen Revolution befand sich der französische Staatshaushalt in einer prekären Situation. Der Staat gab durchweg mehr aus, als er einnahm und die Staatsschulden erklommen immer neue Höhen. Das lag insbesondere an dem Siebenjährigen Krieg (1756 – 1763) und der Amerikanischen Revolution (1775 – 1784), in die Frankreich verwickelt war. Der Bau und die Instandhaltung des Schlosses von Versailles sowie der verschwenderische Lebensstil des Königshauses verschlimmerten die Situation.

Das alles mündete in hohen Steuern, die ausschließlich die ärmere Bevölkerungsschicht trug. Zudem überwachte die Regierung nahezu jeden Handel, was der Wirtschaft noch weiter schadete. Aufgrund der schlechten wirtschaftlichen Situation sowie der wahrnehmbaren Ungerechtigkeiten brach dann die Französische Revolution bzw. der Aufstand der Vendée aus.

Die revolutionären Kräfte respektive die neuen Machthaber enteigneten geradewegs die Kirche. Daraufhin führten sie den Assignat ein. Das Papiergeld zahlten sie an die Kreditgeber des Staates unter dem Versprechen, dass sie damit das zuvor enteignete Land kaufen können. Die Assignaten wurden zum Zahlungsmittel, die Geldmenge immer weiter ausgeweitet sowie der Besitz von Gold und Silber verboten. Den steigenden Preisen wurde vergeblich versucht, mit Preiskontrollen entgegenzuwirken – eine Hyperinflation war unausweichlich.

Am 17. März 1790 beschloss die revolutionäre Nationalversammlung die Ausgabe einer neuen Papierwährung namens Assignat und im April wurden 400 Millionen Einheiten in Umlauf gebracht. Da der Regierung die Mittel fehlten, gab sie am Ende des Sommers weitere 800 Millionen in Umlauf. Ende 1791 waren 1,5 Milliarden Assignaten im Umlauf und die Kaufkraft war um 14 Prozent gesunken. Im August 1793 war die Zahl der Assignaten auf fast 4,1 Milliarden gestiegen, ihr Wert war um 60 Prozent gesunken. Im November 1795 gab es 19,7 Milliarden Assignaten und bis zu diesem Zeitpunkt hatte die Kaufkraft seit der ersten Ausgabe um 99 Prozent abgenommen. In unter fünf Jahren war das Geld des revolutionären Frankreichs weniger wert geworden als das Papier, auf dem es gedruckt war.
Ebeling: "The Great French Inflation"

Nachdem der Assignat gescheitert war, gab es im Jahr 1796 noch einen weiteren Versuch: Ein neues ungedecktes Papiergeld namens Mandat wurde eingeführt, scheiterte aber wenige Monate später ebenfalls durch eine Hyperinflation. Zeitgleich startete Napoleon den Italienfeldzug (1796 – 1797), der den Revolutionskriegen zuzuordnen ist.

Frankreich reduzierte durch die Revolution zwar drastisch die Staatsschuld, dennoch war die Schuldlast noch zu hoch und die Glaubwürdigkeit Frankreichs verspielt.

Frankreich

Nach der Revolution griff Frankreich unter Napoleon dann einige Länder an, um anderen die neuen französischen Ideale aufzuzwingen. Aufgrund der verspielten Glaubwürdigkeit blieb Frankreich jedoch nichts anderes übrig, als die Napoleonischen Kriege primär durch Steuern zu finanzieren. Frankreich war zur Zeit der Kriege wieder auf einem Gold- und Silberstandard. Während der Kriege, im Jahr 1800, gründete Napoleon die französische Zentralbank Banque de France. Die ausgegebenen Banknoten waren zwar (die meiste Zeit) in Gold und Silber eintauschbar, erleichterten Napoleon aber die Kriegsfinanzierung durch Kreditgewährung.

Geld bei der Banque de France zu leihen war wichtig, um den Fluss der Steuerzahlungen zu glätten, aber im Gesamtbild der Staatsfinanzen war es ein relativ geringer Beitrag zur Kriegsfinanzierung. [...] Zwar war die Kreditaufnahme des Kaisers bei der Banque im Allgemeinen begrenzt, doch setzte die Regierung die Bank einmal zu weit unter Druck und erzwang 1805 eine teilweise Aussetzung.
Bordo & White: "British and French Finance During the Napoleonic Wars"

Napoleon gab sich in der Öffentlichkeit als ein Gegner von Krediten und zahlte Soldaten sogar direkt in Münzen. Angesichts des monetären Debakels während der Französischen Revolution ist das wohl kaum verwunderlich.

Napoleon wird von den Historikern traditionell als einfacher, starrköpfiger und ''hard-money''-Mann angesehen. In der Öffentlichkeit sprach er sich vehement gegen jede Neuverschuldung aus. [...] Das Ergebnis seiner neuen Politik war, dass die Franzosen deutlich höher besteuert wurden als vor der Revolution.
Bordo & White: “British and French Finance During the Napoleonic Wars”

England

Nachdem Frankreich bereits im Jahr 1792 den Krieg erklärt hatte, rüstete England auf. 90 Prozent der Ausgaben vor dem Kriegsbeginn konnte das glaubwürdige England durch Kredite decken – Eine Verdopplung der Staatsschulden binnen weniger Jahre war die Konsequenz. Die Angst vor einer Invasion durch Frankreich löste im Jahr 1797 schließlich einen Bankrun aus. Die Bank of England setzte daraufhin die Konvertibilität der Banknoten in Gold aus und verbot Münzzahlungen – Druckerpressen schossen aus dem Boden:

Vor 1797 hatte die Bank of England fünf Druckerpressen betrieben, aber bereits am 16. März 1797 hatte sie 16 Druckerpressen, die Tag und Nacht im Einsatz war, plus 14 weitere, die noch hinzukommen sollten. 
O'Brien & Palma: "The Bank of England and the British economy, 1694–1844"

Es kam zur Inflation und die Banknoten werteten gegenüber anderen Währungen ab. Eine Hyperinflation konnte jedoch abgewendet werden und im Jahr 1821, nach einem erfolgreichen Sieg, waren die Banknoten wieder gegen Gold eintauschbar. Das war möglich, weil die Bank während der Aussetzungsperiode weiterhin Gold einsammelte und die Menschen ihr Vertrauen in die Bank nicht gänzlich verloren hatten. Außerdem nahm die Regierung während des Krieges Maßnahmen vor, um mehr Steuern einsammeln zu können – so wurde zum Beispiel im Jahr 1799 die Einkommenssteuer in England eingeführt.

Deutschland

Nachdem die Deutschen beobachtet hatten, was sich während der Französischen Revolution mit dem Assignaten abgespielt hatte, waren sie dem Papiergeld gegenüber umso skeptischer eingestellt. Im Angesicht des bevorstehenden Krieges änderte die Regierung letztlich dann doch ihre Meinung. Im Jahr 1806 wurde in Preußen das erste Mal Papiergeld ausgegeben. Für die sogenannten Tresorscheine, die vorerst noch in Silbermünzen eintauschbar waren, gab es schließlich auch einen Annahmezwang.

Die Kriege von der Französischen Revolution bis zum Sturz Napoleons zeitigten wiederum verschiedene lokale Notgeldausgaben, wie die Belagerungsscheine von Mainz, Kolberg und Erfurt und geldähnliche Gutscheine
verschiedener Militärstellen. Ab 1806 gab der preußische Staat, veranlasst durch die Kriegsnot, Papiergeld unter dem Namen »Tresorscheine« aus.
Bundesbank

Nach einigen Kriegsniederlagen und der französischen Besatzung Brandenburgs und Schlesiens wurde schließlich die Eintauschbarkeit ausgesetzt. Der Wert des Papiergeldes stieg und fiel mit den Entwicklungen auf dem Kriegsfeld.

Obwohl im Jahr 1810 noch zusätzliche Thalerscheine ausgegeben wurden, wurde die Geldmenge nicht ungehemmt ausgeweitet. Die Einlösbarkeit wurde 1813 wieder hergestellt und das Papiergeld mit der Zeit vernichtet.

Österreich

Österreich führt bereits zum Ende des Siebenjährigen Krieges (1756 – 1763) ein Papiergeld namens Bankozettel ein.

Die Ursache für die Ausgabe von Papiergeld lag in erster Linie in den enormen Kosten des Siebenjährigen Krieges mit Preußen. Die Möglichkeiten, neue Schulden bei in- und ausländischen Banken oder den Ständen der Kronländer aufzunehmen, neigten sich dem Ende zu, die meisten Staatseinnahmen waren bereits verpfändet, und außerdem belasteten die Zinsen das Budget enorm. So galt die Erhöhung des Geldumlaufes durch Papiergeld, das sprichwörtliche Geld drucken, als eine Möglichkeit, zusätzliche Mittel, fast ohne Nebenkosten, zu generieren.
Österreichisches Staatsarchiv

Schon weniger Jahre später gab es weitere Ausgaben von Bankozetteln. Da vorher ausgegebene Bankozettel wieder vernichtet wurden, hielt sich die Geldmengenausweitung erst einmal in Grenzen. Aufgrund von einem immer größer werdenden Staatsdefizit wurden während dem Russisch-Österreichischer Türkenkrieg (1787 – 1792) schließlich Bankozettel im Geheimen ausgegeben und umlaufende Silbermünzen entwertet.

Während der Napoleonischen Kriege geriet die Ausgabe der Bankozettel letztlich gänzlich außer Kontrolle.

[...] durch weitere, unkontrollierte Auflagen 1796, 1800 und v.a. ab 1806 stieg bis 1810 der Gesamtumlauf der emittierten Bankozettel auf über eine Milliarde Gulden, der Weg in den Staatsbankrott war vorgezeichnet. Der Kurs gegenüber dem Münzgeld verfiel rasant, der Wertverfall erreichte über 80 Prozent gegenüber dem Nominale.
Österreichisches Staatsarchiv

In der Zeit der starken Geldentwertung stiegen die Güterpreise in unermessliche Höhen. Die Österreicher spekulierten auf Immobilien und auch diejenigen, die Schmuck kauften, konnten stark profitieren. Im Jahr 1811 meldete Österreich den Staatsbankrott an und die Bankozettel konnten in einem Verhältnis von 5:1 in das neue Papiergeld (Einlösungsscheine), das trotz Knappheitsversprechen bald ebenfalls stark ausgewertet werden sollte, eingetauscht werden. Erst rund 20 Jahre später war es wieder möglich, das Papiergeld, wie versprochen, gegen Silber einzutauschen.

Amerikanischer Bürgerkrieg (1861 – 1865)

In der Zeit vor dem Amerikanischen Bürgerkrieg etablierte sich in den USA ein System privater Banken, die Papiergeld, eintauschbar in Gold oder Silber, ausgaben. Gab eine Bank zu viel ungedecktes Papiergeld aus, dann war die Wahrscheinlichkeit einer Pleite groß, wenn zu viele Menschen das Geld eintauschen wollten – systemische Bankenrettungen gab es keine. Das privat herausgegebene Papiergeld wurde demnach komplett wertlos, wenn die herausgebende Bank sich verspekulierte. Ein vom Staat ausgegebenes Papiergeld war spätestens seit dem Dilemma mit den Kontinentalen des Unabhängigkeitskrieges höchst unerwünscht.

Im Jahr 1860 wurde der Republikaner Abraham Lincoln Präsident der Vereinigten Staaten. Da Lincoln sich gegen die Sklaverei aussprach, entbrannte ein Konflikt zwischen den Nord- und Südstaaten der USA. Einige Südstaaten, die noch auf Sklaverei setzten, traten aus den USA aus und gründeten im Jahr 1861 die Konföderierten Staaten von Amerika, mit Jefferson Davis als Präsidenten. Lincoln war gegen diese Abspaltung und ein bewaffneter Konflikt war die Konsequenz.

Die Nordstaaten (Union) waren finanziell deutlich besser aufgestellt als die Südstaaten (Konföderation). Nichtsdestotrotz unterschätzte man im Norden die Kriegskosten enorm. Zuerst versuchte die Union den Krieg durch Steuererhöhungen und Kredite zu finanzieren – Im Jahr 1861 waren jedoch die Ausgaben der Regierung bereits mehr als zehnmal so hoch wie vor dem Krieg.

Union

Im Juli 1861 gab die Regierung schließlich das erste Papiergeld seit dem Unabhängigkeitskrieg aus. Zuerst sogenannte Demand Notes im Gegenwert von 50 Millionen US-Dollar – diese sollten ''auf Anfrage'' gegen Münz-Dollar eintauschbar sein. Im Dezember gleichen Jahres wurde aber bereits die Eintauschbarkeit ausgesetzt und die Demand Notes verloren an Wert. Im nächsten Jahr wurden sie zum offiziellen Zahlungsmittel gemacht.

Da die Demand Notes nicht reichten, um die Kriegskosten zu stemmen, wurden im Jahr 1862 noch zusätzlich sogenannte United States Notes ausgegeben. Diese waren letztlich gänzlich ungedecktes Papiergeld.

In einem Kabinettstreffen schlug Lincoln spaßhaft vor, die United States Notes nicht wie die Dollar-Münzen mit ''In God We Trust'', sondern mit dem Bibelzitat ''Silver and Gold I have none, but such as I have I give to thee'', das so viel bedeutet wie ''Silber und Gold habe ich nicht, aber was ich habe, das gebe ich dir'' zu beschriften.

Da sowohl die Demand als auch die United States Notes, im Gegensatz zu dem Papiergeld privater Banken, auch auf der Rückseite bedruckt waren – und zwar in grün – nannte man sie Greenbacks.

[...] am 25. Februar 1862 verabschiedete der Kongress den Legal Tender Act, mit dem das Finanzministerium ermächtigt wurde, United States Notes im Wert von 150 Millionen Dollar auszugeben. Diese waren nicht durch Gold gedeckt und außerdem "gesetzliches Geld und ein gesetzliches Zahlungsmittel zur Begleichung aller öffentlichen und privaten Schulden in den Vereinigten Staaten". [...] Da die Greenbacks nicht durch Gold gedeckt waren, konnte das Finanzministerium sie fast zum Nulltarif drucken und sie dann zur Bezahlung von Soldaten und zum Kauf von Waren verwenden, ohne sich Sorgen machen zu müssen, dass die Leute versuchen könnten, die Greenbacks in Gold umzutauschen. 
Wang: "Running the Machine: How Greenbacks Funded the Union and Nationalized Its Currency"

Die Greenbacks wurden schließlich zu einem gesetzlichen Zahlungsmittel, das nicht nicht angenommen werden durfte – und selbstverständlich wurde die Geldmenge zur Kriegsfinanzierung weiter ausgeweitet.

Im Jahr 1864 zirkulierten im gesamten Norden US-Noten im Wert von 415 Millionen Dollar, mehr als doppelt so viel wie die Banknoten der ganzen Nation zu Beginn des Krieges.
Wang: "Running the Machine: How Greenbacks Funded the Union and Nationalized Its Currency"

Der US-Kongress autorisierte letztlich eine Ausgabe von United States Notes bis zu einem Volumen von 450 Millionen US-Dollar.

Konföderation

Aber auch die andere Kriegspartei, die Konföderierten Staaten von Amerika, griffen im Rahmen des Krieges auf die Ausgabe von ungedecktem Papiergeld zurück. Sie gab die Banknoten erstmals im Jahr 1861, unmittelbar vor Ausbruch des Krieges, aus. Umgangssprachlich nannte man sie Greybacks, um sie von den Greenbacks zu unterscheiden. Auf einigen Banknoten stand sinngemäß, dass sie nach dem Krieg in Münzen eingetauscht werden können.

Sechs Monate nach der Ratifizierung eines Friedensvertrags zwischen den Konföderierten Staaten und den Vereinigten Staaten werden die Konföderierten Staaten von Amerika dem Inhaber den Betrag auszahlen oder auf Verlangen den Rechnungsbetrag zahlen. 
Das Versprechen auf den Greybacks

Der Wertverfall der Greybacks war enorm und vergleichbar mit dem der Kontinentale aus dem Unabhängigkeitskrieg. Sie verloren deutlich mehr an Wert als die Greenbacks. Das hatte mehrere Ursachen: Zum einen, weil der Krieg zugunsten der Union verlief und weil die Konföderation ihre Banknoten, im Gegensatz zur Union, nicht als offizielles Zahlungsmittel erklärte. Hinzu kommt, dass die Konföderation die Geldmenge weit stärker ausweitete, als die Union es tat.

Dadurch, dass die Konföderation mehr als doppelt so viel Papiergeld druckte wie die Union, erlebte sie eine exponentiell höhere Inflation. Am Ende des Krieges betrug die Inflation in der Union nur 80 %, während sie in der Konföderation 9.000 % betrug.
Wang: "Running the Machine: How Greenbacks Funded the Union and Nationalized Its Currency"

Durch die starke Entwertung der Greybacks nutzten die Menschen in den Südstaaten sogar teilweise lieber die feindliche Währung. Auch wollte kaum noch einer überhaupt sein Gold gegen Greybacks verkaufen. Präsident Davis fiel nichts Besseres ein, als seine Bürger dazu aufzufordern, Produkte stark rabattiert anzubieten, um dem Preisverfall der Greybacks entgegenzuwirken.

Neues Währungssystem entsteht

Auch wenn die Greybacks ein weit größeres Desaster als die Greenbacks waren, mussten im Tiefstpunkt 258 Einheiten des letzteren für 100 Gold-Dollar auf den Tisch gelegt werden – eine Abwertung von über 60 Prozent. Es dauerte mehr als 20 Jahre bis die Greenbacks zu einem Wechselkurs von 1:1 in Gold eingetauscht werden konnten – die Greybacks, die Währung der Kriegsverlierer, wurde gänzlich wertlos.

Den Krieg und die staatliche Fiatgeldausgabe nahmen die USA letztlich als Gelegenheit dafür, das Währungssystem zu zentralisieren. Die US-Zentralbank wurde zwar noch nicht gegründet, dennoch riefen die USA während des Krieges der National Bank Act ins Leben gerufen – ein entscheidender Schritt weg vom Free Banking in Richtung eines staatlichen Bankensystems.

Am 25. Februar 1863 unterzeichnete Präsident Lincoln den National Currency Act. Mit diesem Gesetz wurde das Office of the Comptroller of the Currency (OCC) eingerichtet, das für die Organisation und Verwaltung eines Systems von staatlich gecharterten Banken und einer einheitlichen nationalen Währung zuständig war. Im Juni 1864 wurde das Gesetz grundlegend geändert und zum National Bank Act. Der National Bank Act wurde im Laufe der Jahre geändert sowie ergänzt und bildet auch heute noch den grundlegenden Rahmen für das nationale Bankensystem.
Office of the Comptroller of the Currency

Zwischenfazit

Die staatliche Ausgabe von Papiergeld hängt stark mit der Kriegsfinanzierung zusammen – selbst bei Bürgerkriegen. Das sollten die Beispiele aus dem zweiten Teil der Artikelreihe gezeigt haben. Ob das Fiatgeld nach dem Krieg komplett wertlos wurde oder wieder zum Gegenwert in Gold oder Silber eingetauscht werden konnte, hing neben dem Ausmaß der Geldmengenausweitung auch vom Kriegsausgang ab.

Mit den ganzen Beispielen sind wir immer noch bei der Untermauerung des ersten Argumentes, dass ein hartes Geld, oder selbst die nicht zu verhindernde Konkurrenz durch jenes, die staatliche Mittelbeschaffung für die Kriegsführung auf beiden Seiten ungemein erschweren könnte. Bitcoin unterscheidet sich in dieser Hinsicht fundamental von Gold: Bitcoin ist weit schwieriger zu verbieten sowie in seiner Grundform besser für Transaktionen geeignet. Das zeigt auch das Scheitern von Gold als Geld im 20. Jahrhundert.

Um diese Argumentation fertig zu stellen, werfen wir in dem nächsten Artikel auch einen genaueren Blick auf den Ersten und Zweiten Weltkrieg. Bei diesem einen Argument wird es aber nicht bleiben, soviel können wir bereits verraten.