Derzeit kursiert in den sozialen Medien eine alte Videoaufnahme von einem Gespräch zwischen dem heutigen SEC-Vorsitzenden Gary Gensler, und der SEC-Kommissarin Hester Peirce. Peirce war auch schon damals bei der Securities and Exchange Commission beschäftigt. Gensler hingegen war zu dieser Zeit Professor am MIT, hatte zuvor jedoch die Rolle als Vorsitzender der Schwesterbehörde CFTC inne. Das Gespräch fand im Rahmen der "Bitcoin Expo 2019" am MIT statt und ist deswegen so brisant, weil einige Aussagen, die Gensler damals getroffen hat, nicht mit seinen heutigen Taten als "Chefregulierer" im Einklang stehen.

Futures vs. Spot-ETFs

Die derzeit wohl am heißesten diskutierte Frage im Kryptomarkt ist die, ob und wann ein Spot Bitcoin-ETF zugelassen wird. Die SEC hat bisher alle bisherigen Anträge abgelehnt oder die Entscheidung vertagt.

Insbesondere weil die Behörde bereits sogenannte Futures-ETFs zugelassen hat, ist die Verwunderung groß, wieso sie sich bei den Spot-ETFs so querstellt, obwohl beide zugrundeliegenden Märkte und die herrschenden Gesetze relativ ähnlich sind. Interessanterweise erklärte Gary Gensler dies bereits vor rund fünf Jahren, was dem aktuellen Handeln der SEC komplett widerspricht. Damals sagte er:

Dass Bitcoin-Futures [...] existieren und [Spot] Bitcoin-ETFs nicht, fühlt sich etwas inkonsequent an. [...] Auch wenn die Gesetze nicht exakt dieselben sind, sind sie doch sehr ähnlich.

Gary Gensler

Diese Aussage wirkt natürlich recht seltsam in Anbetracht dessen, wie er und seine Behörde heute agieren. Der SEC-Chef reagierte im Rahmen einer kürzlichen Kongress-Anhörung, bei der er auf diese Aussagen angesprochen wurde, recht verhalten. Allerdings wies er darauf hin, dass sich Einstellungen über mehrere Jahre hinweg ändern können. Es ist jedoch noch immer nicht gänzlich klar, was genau seine Behörde davon abhält, die zahlreichen Spot-ETF-Anträge zu genehmigen.

Gründe für die Ablehnung

Wichtige Faktoren könnten jedoch die Punkte Custody/Verwahrung und Infrastruktur sein. Im Rahmen des Gesprächs am MIT ging Gensler schon auf deren Bedeutung näher ein.

Ich denke, dass viele Institutionen auf gute Verwahr-Möglichkeiten, gute Börsen und Infrastruktur warten. Ich würde mich nicht zu sehr auf die SEC oder CFTC fokussieren [...], sondern auf gute Infrastruktur.

Gary Gensler

Nun stellt sich die Frage, ob es vielleicht daran liegt, dass ihm und seinen Kollegen die Infrastruktur noch immer nicht gut genug ist, um einen Spot-ETF zu genehmigen. Da diese in den vergangenen fünf Jahren enorme Fortschritte gemacht hat, ist das Argument (sofern es überhaupt eines ist) für viele Beobachter jedoch mehr Schein als Sein.

Der Druck auf Gensler und die SEC nimmt immer weiter zu und solche alten, widersprüchlichen Aussagen, tragen sicherlich nicht zu einer Auflockerung dessen bei. Seitdem BlackRock, Fidelity und andere Finanzgiganten sich aktiv um eine ETF-Zulassung bemühen, wird es zusehends schwerer für die Regulierungsbehörde, sich aus der Genehmigung herauszuwinden. Zahlreiche Experten schätzen die Wahrscheinlichkeit, dass noch in diesem Jahr einer oder gar alle Anträge zugelassen werden auf über 90%.