Die Teuerungsrate in den USA ist im Juni (für viele) überraschend auf 9,1% gesprungen und erreichte damit den höchsten Wert seit dem Jahr 1981. Die Prognose von 8,8% wurde damit deutlich übertroffen. Aufgrund der anhaltenden hohen Inflation ist mit weiteren Zinserhöhungen seitens der amerikanischen Zentralbank (FED) zu rechnen. Der Bitcoin reagierte zuerst auf die Meldung mit einem Abverkauf auf unter 19.000 US-Dollar, bevor er sich dann aber auf 20.000 US-Dollar erholen konnte.
Inflation überraschend gestiegen
Im März, April und Mai lag die US-Inflation mit 8,5%, 8,3% und 8,6% innerhalb eines relativ konstanten Bereichs. Wirtschaftsexperten rechneten deshalb damit, dass die Inflation den Peak erreicht haben könnte. Mit dem Anstieg der Inflation um 0,5% zum Vormonat nahm die Inflationsdynamik nun deutlich zu.
Die Preise stiegen dabei auf breiter Front. Energie wurde um 41,6% teurer und verzeichnete damit den größten Anstieg seit dem Jahr 1980. Kraftstoff verteuerte sich gar um 59,9%. Für den Wohnraum musste im Vergleich zum Vorjahr 5,6% mehr bezahlt werden. Auch Lebensmittelpreise legten mit 10,4% überdurchschnittlich zu. Die Kerninflation, die Lebensmittel und Energie nicht berücksichtigt, betrug im Jahresvergleich 5,9%.
Die Kerninflation nahm damit das dritte Mal in Folge leicht ab und verliert damit etwas an Dynamik. Die anhaltende Energiekrise lässt aber vermuten, dass weitere hohe Energiepreise zu erwarten sind, weshalb auch in den kommenden Monaten mit einem anhaltenden hohen Inflationsniveau zu rechnen ist.
Bitcoin doch ein Inflationsschutz?
Der Bitcoin reagierte zunächst negativ auf die Inflationsmeldung der USA und korrigierte auf 19.000 US-Dollar, bevor er sich erholte und die Marke von 20.000 US-Dollar knacken konnte. Dennoch kann Bitcoin noch nicht als ein Inflationsschutz bezeichnet werden. Die Reaktion von Bitcoin zeigt viel mehr, wie schwierig die derzeitige Lage der amerikanischen Zentralbank ist.
Die FED wird weiter die Zinsen erhöhen. Hierbei sind sich alle Marktteilnehmer einig. Nach den gestrigen Inflationsdaten preist der Markt eine Zinserhöhung von 100 Basispunkten (1%) für das nächste FOMC-Meeting Ende Juli ein. Bis Ende dieses Jahres soll der Leitzins laut den Märkten auf 4% angehoben werden.
Diese Zinserhöhungen könnten aber nur von kurzer Dauer sein. Die Federal Funds Futures der CME Group preisen eine Zinssenkung von 25 Basispunkten im ersten Quartal nächsten Jahres ein. Grund sind die steigenden Rezessionsängste in den USA.
Zinsanhebungen führen zu einer Belastung der Wirtschaft aufgrund der steigenden Kapitalkosten für die Unternehmen. In Q1 dieses Jahres schrumpfte das Bruttoinlandsprodukt der USA um 1,5% auf Jahresbasis. Auch in Q2 wird mit ähnlichen Werten gerechnet, weshalb anzunehmen ist, dass sich die USA bereits am Anfang einer Rezession befinden.
Zinssenkungen durch die Zentralbanken bedeuten mehr Liquidität für den Markt und sind damit ein positives Signal für die Preise von Vermögenswerten. Solange ein Großteil der Investoren die Performance von Bitcoin in US-Dollar bemisst, ist dieser abhängig von der monetären Politik der amerikanischen Zentralbanken.
Sollte wirklich Anfang 2023 die quantitative Lockerung seitens der FED folgen, könnte Bitcoin einer der Vermögenswerte sein, der besonders davon profitiert, ähnlich wie zu Zeiten von Corona. Nach dem Corona-Schock stieg der Bitcoin Kurs innerhalb von 12 Monaten von 3800 US-Dollar auf knappe 65.000 US-Dollar.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Inflation zwar noch hoch ist, die Märkte aber immer mehr das Vertrauen in die FED verlieren. Die US-Zentralbank reagierte mit ihren Maßnahmen sehr entschlossen zur Bekämpfung der Inflation, allerdings zeigen diese bisher kaum Wirkung. Die FED wird höchstwahrscheinlich mit ihrer Zinspolitik eine Rezession auslösen und diese mit weiteren Zinserhöhungen verschlimmern. Von der darauffolgenden quantitativen Lockerung könnte primär der Bitcoin als der einzige begrenzte Vermögenswert profitieren.