Der ehemalige CEO von MicroStrategy Michael Saylor, ist bekannt für seine positive Haltung zu Bitcoin. Auch rief der 57-Jährige schon mehrfach zum Kauf der Digitalwährung auf. In einer Podcastfolge letzten Jahres forderte er die Zuhörer sogar auf, ihre Häuser zu verpfänden, um von diesem Geld weitere Bitcoins zu kaufen. Dieses aggressive Anwerben für den Kauf eines Vermögenswertes wirft Fragen über die rechtliche Legitimität von Saylors Aussagen auf. Denn schließlich ist Saylor privat und mit MicroStrategy einer der größten "Wale" im Bitcoin-Teich und könnte seine einflussreiche Position für die Manipulation des Bitcoinpreises missbrauchen, so behaupten es die Kritiker von Saylor.

Hintergrund der Diskussion

Diese Woche verdonnerte die amerikanische Börsenaufsichtsbehörde (SEC) die Unternehmerin Kim Kardashian zu einer Zahlung in Höhe von 1,26 Millionen US-Dollar. Der Grund: Kardashian warb auf ihrem privaten Instagram Profil für die Kryptowährung EthereumMax, ohne anzugeben, dass sie im Gegenzug für die Werbung 250.000 US-Dollar von den Entwicklern von EthereumMax erhalten habe.

Dieser Vorfall sorgte auf Twitter für viel Aufsehen. Auch der bekannte Bitcoin-Kritiker Peter Schiff äußerte sich zu diesem Ereignis. Schiff ging auf die Rolle von Michael Saylor ein und forderte die SEC auf, ebenfalls gegen Saylor eine Ermittlung zu starten, da dieser den Bitcoinpreis mit seiner Medienpräsenz manipuliere.

Saylor reagierte auf die Anschuldigung von Peter Schiff gelassen und erklärte, dass Bitcoin ein Rohstoff und kein Wertpapier eines Unternehmens sei. Das Bewerben von Bitcoin ist damit laut Saylor ähnlich dem Bewerben von „Stahl, Aluminium, Beton, Glas oder Granit" zu bewerten und er verglich den Nutzen von Bitcoin mit modernen Erfindungen wie dem Radio oder dem Internet:

„Die SEC verhängt eine Geldstrafe für Kim Kardashian in Höhe von 1,2 Millionen US-Dollar für das Pumpen von Kryptos. Was ist mit den echten Manipulatoren? Michael Saylor hat viel mehr zu gewinnen als Kim. Oder zahlt CNBC Millionen für die Anzeigen von Krypto-Unternehmen und pumpt den Bitcoin ohne Unterbrechung, während sie den Industrie-Manipulator [Michael Saylor] mit Sendezeit versorgen?“

@PeterSchiff

„Bitcoin ist ein Rohstoff und kein Wertpapier. Das Bewerben eines Rohstoffs ähnelt dem Bewerben von Stahl, Aluminium, Beton, Glas oder Granit. Das Bitcoin-Netzwerk ist ein offenes Protokoll, das nützliche Vorteile bietet, ähnlich wie Straßen, Schienen, Radio, Telefon, Fernsehen, Internet oder Englisch.“

@saylor

Bitcoin ist ein Rohstoff

Peter Schiff spricht hier aber tatsächlich einen wichtigen Punkt an. Entwickler von Altcoin-Projekten haben oft ein großes finanzielles Interesse daran, mithilfe von aggressivem Marketing den Preis der selbst kreierten Kryptowährung steigen zu lassen.

Die Struktur der meisten Altcoin-Projekte ähnelt dem Aufbau von modernen FinTech-Unternehmen. Dies ist der fundamentale Unterschied zu Bitcoin. Bitcoin ist ein dezentrales Projekt mit keiner zentralen Entität, welche Saylor anwerben könnte, für das Projekt Werbung zu machen und damit den Bitcoinpreis zu manipulieren. Saylor spricht in seiner Antwort diesen Punkt an und erklärt, dass Bitcoin kein Wertpapier von einem Unternehmen sei, sondern ein digitaler Rohstoff.

Das Anwerben für den Kauf von Krypto-Projekten wäre im traditionellen Finanzsystem vergleichbar mit dem Anwerben von Aktien. Saylor betonte in vergangenen Interviews bereits, dass er den Kauf von MicroStrategy Aktien oder anderen Tech-Aktien nicht auf die Art und Weise bewerben dürfte, wie er es bei Bitcoin macht. Denn damit würde nach eigener Aussage gegen die amerikanischen Wertpapiergesetze verstoßen.

Regulatorischen Rückenwind erhält Saylor hier vermutlich von der SEC. Der SEC Vorsitzende Gary Gensler betonte bereits mehrfach, dass Bitcoin ein Rohstoff sei, während die meisten Altcoins die Eigenschaften eines Krypto-Wertpapiers erfüllen. Sollte die SEC künftig einen Großteil der Kryptowährungen als Krypto-Wertpapier klassifizieren, würden strengere regulatorische Vorschriften für das Anwerben einer Kryptowährung gelten. Der Fall Kardashian könnte ein Vorgeschmack darauf sein.

Saylor besitzt dennoch Pflichten

Saylor hat ein finanzielles Interesse an einer positiven Preisentwicklung des Bitcoins, kann aber dennoch kaum rechtlich dafür belangt werden, wenn er den Kauf der Digitalwährung öffentlich bewirbt. Dennoch besitzt Saylor moralische Pflichten. Es gibt nur wenige Personen in der Bitcoin-Community, welche einen so großen Einfluss haben wie Michael Saylor. Damit geht auch eine moralische Verantwortung für den Unternehmer einher.

Sein aggressives Anwerben für den Kauf von Bitcoin kann kritisch betrachtet werden. Hier sei etwa noch einmal auf seinen Aufruf verwiesen, sein Haus zu verpfänden für den Kauf weiterer Bitcoins. Saylor forderte damit Zuhörer auf, sich zu verschulden und damit gehebelt Bitcoins zu kaufen.

An dieser Stelle muss aber auch erwähnt werden, dass die Aussage von Saylor häufig aus dem Kontext gerissen wird. Der 57-Jährige spielte darauf an, dass der Dollar über die letzten Jahrzehnte einen Großteil seiner Kaufkraft verloren hat, während der Bitcoin immer weiter an Wert gewinnt. Es kann deshalb sinnvoll sein, sich in einer weichen Währung wie dem US-Dollar zu verschulden, um davon eine harte Währung wie den Bitcoin zu kaufen.

Es darf aber nicht vergessen werden, dass der Milliardär Saylor finanzielle Privilegien besitzt, welche für den Großteil der Bevölkerung nicht zugänglich sind. Für ihn dürfte es tatsächlich kein Problem sein, eine seiner Immobilien zu verpfänden und davon Bitcoin zu kaufen. Für Personen mit einem durchschnittlichen Einkommen ist dies dagegen ein riskantes Unterfangen. Denn niemand weiß, wie sich der Bitcoinpreis kurzfristig entwickeln wird.

Dennoch ist das Bewerben von Bitcoin durch Saylor moralisch vermutlich leichter zu vertreten als das Anwerben von Altcoins wie häufig in der Krypto-Industrie beobachtet werden kann. Denn dort ist es leider fast schon Alltag, dass mithilfe von dubiosen Werbeaktionen versucht wird, den Preis der eigenen Kryptowährung zu manipulieren. Am Ende ist letztlich jede Person für seine finanziellen Entscheidungen selbst verantwortlich und jeder muss für sich entscheiden, ob er den Empfehlungen von Saylor folgen möchte. Saylor selbst befindet sich aber in einem rechtlich sicheren Bereich. Die regulatorische Einordnung des Bitcoins als Rohstoff wird Saylor auch in Zukunft die Möglichkeit geben, in der Öffentlich den Kauf von Bitcoin zu bewerben. Ob man das nun gutheißen möchte, oder nicht, bleibt ebenfalls jedem selbst überlassen.