Die Bitcoin-Mining-Unternehmen Hut 8 und US Bitcoin Corp wollen fusionieren und zu einem der größten nordamerikanischen Mining-Unternehmen werden.
Die Unternehmen im Krypto-Winter
Der Krypto-Winter und der damit zusammenhängende Preisabsturz von Bitcoin von seinem Allzeithoch von mehr als 69.000 US-Dollar im November 2021 zwangen einige Mining-Unternehmen dazu, Insolvenz anzumelden. Andere Unternehmen haben Equipment veräußert oder mehr Bitcoin verkauft als sie produzierten, um den Betrieb weiterzuführen.
Laut Analysen von TheMinerMag verfügt das kanadische Unternehmen Hut 8 über ein gesundes Betriebskapital und eine negative Nettoverschuldung und hatte keinen aggressiven Expansionsplan für das Bitcoin-Mining. Mit mehr als 9000 Bitcoin in der Bilanz ist das Unternehmen finanziell gesünder als andere. Die Bitcoin-Produktion nahm seit November 2022 zwar weiter ab, das Unternehmen musste aber keine großen Bitcoin-Reserven verkaufen.
US Bitcoin Corp hingegen hat in den letzten Jahren viel Fremdkapital genutzt, um mehr als 70.000 neue Miner zu bestellen. Außerdem hat es einige Mining-Anlagen aus dem Konkursverfahren von Celsius übernommen. Zudem unterscheiden sich die Produktionskosten pro Bitcoin bei den beiden Firmen stark, wobei Hut 8 die höchsten und US Bitcoin Corp eine der geringsten Produktionskosten vorzuweisen hat.
Nachdem 2022 ein schweres Jahr für die Bitcoin-Mining-Industrie war, scheint sich 2023 der Trend umzukehren. So verkündete US Bitcoin Corp, dass es für mehrere Jahre 150.000 ASIC-Miner für großen Firmen wie Marathon Digital Holdings hosten wird. Auch Hut 8 hatte bereits im März circa 1000 ASICs aus ihrer Anlage im kanadischen North Bay in die Anlage in Alberta überführt und wird in der Mining-Anlage in Texas bis Ende Juli 6400 ASICs anschließen. Damit wird die Hashrate des Unternehmens auf 3,2 EH/s gesteigert.
Es ist Zeit zu minen! Wir werden ~6.400 Maschinen in Texas in Betrieb nehmen, unsere installierte Kapazität um 600 PH/s erhöhen und unsere gesamte installierte Hashrate auf ~3,2 EH/s bringen.
Hut 8 auf Twitter
Fusion
Hut 8 und US Bitcoin Corp haben sich außerdem für eine Fusion entschieden. Bereits Anfang Februar gaben die beiden börsennotierten Unternehmen bekannt, dass sie sich zusammenschließen wollen. Demnach würde das neue Unternehmen Hut 8 Corp. heißen, seinen Sitz in den USA haben und von Jaime Leverton als CEO geleitet werden. Die Mining-Kapazität in fünf Anlagen in den USA und Kanada würde 5,6 Exahashes pro Sekunde (EH/s) und die verfügbare Gesamtenergie 244 Megawatt (MW) betragen – laut der US-Börsenaufsichtsbehörde SEC sind diese Zahlen sogar noch größer (7,5 EH/s und 253 MW). Vergleicht man diese Zahlen mit den aktuellen realisierten Anteilen der Hashrate der Mining-Unternehmen, würde Hut 8 Corp. sich zwischen dem dritten und fünften Platz der größten Mining-Unternehmen Nordamerikas einordnen.
Die beiden Unternehmen führen jedoch noch weitere Anlagen. Insgesamt soll das neue Unternehmen in allen Anlagen über eine Infrastruktur mit einer Leistung von 680 MW verfügen. Diese Energie wird aber nicht ausschließlich für das Bitcoin-Mining verwendet.
Diversifizierung
Hut 8 besitzt schon jetzt einige Anlagen, die nichts mit Bitcoin-Mining zu tun haben und die eine vom Krypto-Markt unabhängige Einnahmequelle darstellen. Dazu hat das Unternehmen auch eine Vereinbarung mit dem kanadischen Gesundheitsunternehmen Interior Health getroffen, wonach die beiden Unternehmen fünf Rechenzentren in British Columbia und Ontario gemeinsam nutzen. Laut CEO Leverton sollen die Rechenzentren auch für das High Performance Computing (HPC) der Künstlichen Intelligenz, des maschinellen Lernens oder der VFX-Rendering-Dienste verwendet werden. Die Einnahmen in diesem Segment stiegen bei Hut 8 seit 2022 stetig an. Die Integration dieses Segments könnte das Unternehmen ohne große Verluste auch durch den nächsten Krypto-Winter führen.
Blocktrainer.de hatte bereits über das direkte Konkurrenzmodell für Bitcoin-Miner berichtet, das auf kurzfristigen schnellen KI-Berechnungen in mobilen und modularen Rechenzentren beruht. Genauso wie durch das Bitcoin-Mining könnte durch derartige Rechenzentren der Ausbau der regenerativen Energieformen gefördert werden.
Man hat verschiedene Dienstleister, die versuchen nach Bedarf Rechenzentren aufzubauen […], mit Rechenleistung für AI oder Bitcoin-Mining, und eben diese Form von Stromverbrauch immer dort anzusetzen, wo gerade zu viel Strom anfällt.
Roman Reher, Gründer von Blocktrainer.de
Die Fusion und das breitere Aufstellen im Bereich der temporären Berechnungen zeigt, dass sich neben der Finanzelite nun auch die Mining-Unternehmen auf die zukünftige Entwicklung von Bitcoin einstellen – und das trotz (oder gerade wegen?) der aktuellen Regulierungsversuche in den USA.