Die mobile Bitcoin-Wallet Phoenix, bei der man als Nutzer auch ohne eigene Node Zahlungen im Lightning-Netzwerk tätigen kann - und zwar ohne dabei seine Schlüssel aus der Hand geben zu müssen - soll ein umfangreiches Update mit einer besonderen neuen Funktion erhalten: Splicing. Damit wird es zukünftig möglich sein, Zahlungskanäle dynamisch anzupassen, beispielsweise um Liquidität hinzuzufügen, ohne den Kanal dafür ständig schließen und neu öffnen zu müssen. Dies führt neben geringeren Gebühren zu einer allgemein besseren Nutzererfahrung und ermöglicht auch einfacheres Auszahlen aus einem Lightning-Kanal (Swap-out), ohne einem Dienstleister vertrauen zu müssen.

Aktuell befindet sich die neue Version der Phoenix Wallet noch in einer Beta-Testphase und ist nur für Android verfügbar. Die iOS-Version soll aber bereits in wenigen Wochen nachfolgen. Genauere Angaben zum vollständigen Release sind noch nicht bekannt.

Vorstellung des neuen Phoenix, eine self-custodial Lightning-Wallet der dritten Generation.

Splicing verändert alles: einzelner dynamischer Zahlungskanal, keine 1% Gebühr für eingehende Liquidität mehr, bessere Vorhersehbarkeit und Kontrolle, vertrauenslose Swaps. [...]

@PhoenixWallet auf Twitter

Eine neue Generation?

Das Verwalten von eigenen Zahlungskanälen im Lightning-Netzwerk kann für viele schnell kompliziert werden. Die Phoenix-Wallet bezeichnete sich aus diesem Grund bisher als Lightning-Wallet der "zweiten Generation", da sie diese komplexe Verwaltung automatisiert im Hintergrund für den Nutzer übernahm, während dieser trotzdem vollständige Kontrolle über seine Bitcoin behalten konnte. Hinter dieser innovativen Funktion versteckten sich aber auch einige Probleme. Mit der nun vorgestellten "dritten Generation" sollen einige davon, unter anderem die Ansammlung von vielen kleinen Lightning-Kanälen, welche sowohl für den Nutzer als auch Phoenix selbst einen Nachteil darstellen können, beseitigt werden.

Mit Splicing kann einem Lightning-Kanal jederzeit dynamisch Liquidität hinzugefügt (oder auch wieder weggenommen) werden. Jeder Nutzer der Phoenix-Wallet wird daher in Zukunft nur noch einen einzigen Zahlungskanal verwalten. Wenn also bisher mit einer Transaktion ein neuer Kanal geöffnet werden musste, was neben den höheren Kosten auch häufig zu Verwirrung beim Nutzer führte, wird künftig mit einer Bitcoin-Transaktion der zusätzliche Beitrag einfach in den bestehenden Kanal "eingespleißt".

Darstellung eines Splice-in | Quelle: ACINQ

Das bisherige Gebührenmodell kann daher angepasst werden und Nutzer müssen bei einem solchen Splice-in lediglich für die anfallende Netzwerkgebühr aufkommen.

Wir glauben, dass die Effizienzgewinne, die durch Splicing erzielt werden, so phänomenal sind, dass letztendlich alle Wallets es implementieren werden. Aus diesem Grund markiert diese technologische Verbesserung den Beginn einer neuen Generation für self-custodial Wallets.

Aus der Ankündigung

Vertrauenslose Swaps

Bislang musste man bei einem Swap, also einem Wechsel von Bitcoin aus einem Lightning-Kanal zurück in gewöhnliche Transaktionen, dem Dienstleister, also hier der Phoenix-Wallet, vertrauen. Auch das ist nun mithilfe von Splice-outs, also dem genauen Gegenteil des oben gezeigten Beispiels, ganz ohne Vertrauen möglich. Die Grenzen zwischen off- und on-chain Bitcoin verschwimmen an dieser Stelle, da sozusagen direkt aus einem Lightning-Kanal eine ganz normale Bitcoin-Transaktion getätigt werden kann - ohne auf Dritte angewiesen zu sein.

Fazit

Die neue Version der Phoenix-Wallet ist mehr als ein einfaches Update. Mit einer ersten Implementierung von Splicing stehen viele neue Möglichkeiten und Verbesserungen vor der Tür, und zwar nicht nur für Nutzer von Phoenix selbst. Von einer dritten und neuen Generation von Lightning-Wallets zu sprechen, ist unter dem Gesichtspunkt, dass auch andere Entwickler von Lightning-Wallets auf den Zug mit aufspringen können, keine Übertreibung.

Das Lightning-Netzwerk spielt eine entscheidende und führende Rolle in der Frage der Skalierung von Bitcoin. Ein häufig genannter Kritikpunkt ist allerdings auch die häufige Nutzung von Custodial-Dienstleistern, wie beispielsweise Wallet of Satoshi, denen blind vertraut werden muss. Auch wenn diese Dienste natürlich sehr praktisch sein können, stellen sie für Nutzer auch ein Risiko dar und widersprechen sämtlichen Grundsätzen der Bitcoin-Community. Die aktive Entwicklung an Alternativen mit Selbstverwahrung sind vor allem aus diesem Grund umso entscheidender.


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