Der Krypto-Kreditgeber Genesis Global Capital hat die Auszahlung von Kundengeldern und die Vergabe von neuen Krediten vorübergehend ausgesetzt. Dies gab das Unternehmen in einem gestrigen Tweet bekannt. Als Grund nannte das Krypto-Unternehmen eine „noch nie da gewesene Krisenlage“ auf dem Krypto-Markt, ausgelöst durch die Insolvenz der Handelsplattform FTX.

Genesis stoppt Auszahlungen der Kundengelder

Es ist nicht das erste Mal, dass Genesis von einer Insolvenz eines Krypto-Unternehmens direkt betroffen ist. In ihrer Erklärung verweist Genesis auf die Insolvenz des damaligen Krypto-Hedgefonds Three Arrows Capital (3AC), welcher im Juni diesen Jahres Insolvenz anmeldete. Im Rahmen des Insolvenzverfahrens fordert Genesis 1,2 Milliarden US-Dollar von 3AC ein.

Die Ereignisse um 3AC sorgten für einen Liquiditätsengpass bei Genesis, welcher durch die FTX-Insolvenz verschlimmert wurde. Berichten zufolge hat das Unternehmen Gelder in Höhe von 175 Millionen US-Dollar bei der Krypto-Handelsbörse FTX eingelagert. Als Überbrückungshilfe hat der Mutterkonzern Digital Currency Group bereits 140 Millionen US-Dollar Genesis bereitgestellt.

Diese Hilfen reichten aber nicht aus und das Unternehmen sah sich gezwungen, die Auszahlungen bis auf Weiteres auszusetzen:

„Wir haben die besten Berater der Branche ins Boot geholt, um alle möglichen Optionen auszuloten. Nächste Woche werden wir einen Plan für unser Kreditgeschäft vorlegen. Wir arbeiten unter Hochdruck daran, die beste Lösung für unser Kreditgeschäft zu finden, indem wir zum Beispiel nach neuer Liquidität suchen.“

Genesis Global Capital

Weiter erklärte Genesis, dass nur die Auszahlungen und die Vergabe von Krediten von der Entscheidung betroffen seien. Das Handelsgeschäft und die Verwahrdienstleistungen sind weiterhin „vollständig funktionsfähig“, so das Unternehmen. Auch der Mutterkonzern Digital Currency Group stellte heraus, dass die Ereignisse keine Auswirkungen auf den eigenen Betrieb haben.

Geminin Earn setzt Auszahlungen aus

Dennoch könnte der Auszahlungsstopp von Genesis weitreichende Folgen für die Krypto-Industrie haben. Genesis verwaltet Kredite in Höhe von 2,8 Milliarden US-Dollar und gilt als ein wichtiger Liquiditätsanbieter für die Industrie. Fällt Genesis als Kapitalgeber aus, geraten auch weitere Unternehmen, welche von dem Kapital von Genesis abhängig waren, in Bedrängnis.

Ein solches Unternehmen ist Gemini. Die Handelsplattform, welche von den Winkelvoss-Zwillingen betrieben wird, gab gestern bekannt, die Auszahlungen für das Gemini Earn Programm auszusetzen:

„Wir sind enttäuscht, dass die Vereinbarung von Genesis nicht erfüllt werden können, aber wir sind überzeugt, dass Genesis und die Muttergesellschaft Digital Currency Group alles in ihrer Macht Stehende unternehmen werden, ihren Verpflichtungen gegenüber den Kunden nachzukommen.“

Gemini

Die Handelsplattform versicherte zudem, dass die Kundeneinlagen der Handelsbörse 1:1 gedeckt seien. Auch im Falle eines Bank Runs könnte Gemini damit die Kundeneinlagen der Handelsplattform weiterhin auszahlen.

Contagion Effekt verschärft sich

Mit dem Auszahlungsstopp von Genesis und Gemini Earn verschärft sich der anhaltende Contagion Effekt in der Krypto-Industrie, welcher durch die FTX-Insolvenz ausgelöst wurde. Dylan LeClair, Marktanalyst von Bitcoin Magazin, bezeichnete die derzeitige Situation als den Lehman Brothers Moment der Krypto-Industrie.

Derzeit kann noch nicht abgeschätzt werden, wie viele Handelsplattformen von dem Contagion-Effekt betroffen sind. Die FTX-Insolvenz sorgte für einen massiven Vertrauensverlust in der Krypto-Industrie. Jede Börse steht derzeit unter Verdacht, mit den Kundeneinlagen spekuliert zu haben. Blocktrainer.de ruft deshalb zur Selbstverwahrung auf. Nur wer seine eigenen privaten Schlüssel kontrolliert, kann sich sicher sein, von dem derzeitigen Contagion-Effekt verschont zu bleiben.