Der European Systemic Risk Board (ESRB), welchem Christine Lagarde vorsitzt, warnt in einem aktuellen Report davor, dass diverse Mechanismen wie Staking, Verleihen und Hebeltrading ein "systemisches Risiko" für die Stabilität der Finanzwirtschaft darstellen.

Der ESRB wurde als Konsequenz der Finanzkrise 2008 etabliert. Nach eigenen Angaben ist der ESRB

für die makroprudenzielle Aufsicht über das EU-Finanzsystem sowie für die Prävention und Begrenzung des Systemrisikos zuständig. Die Tätigkeit des ESRB erstreckt sich auf eine Vielzahl von Wirtschaftsakteuren (Banken, Versicherer, Vermögensverwalter, Schattenbanken, Finanzmarktinfrastrukturen sowie andere Finanzinstitute und Märkte).

Im Rahmen seines Mandats überwacht und beurteilt der ESRB Systemrisiken und spricht gegebenenfalls Warnungen und Empfehlungen aus.

Auftrag und Errichtung - ESRB

Offenbar geht dem ESRB die Verordnung über Märkte für Krypto-Assets (MiCA) noch nicht weit genug, worüber Blocktrainer.de berichtete.

Laut dem ESRB gibt es keine übergreifende Anforderung zur Identifizierung und Minderung der Betriebs- oder Reputationsrisiken, die sich aus der Bereitstellung von Dienstleistungen wie Handel, Staking, Hebeltrading und Verwahrung ergeben könnten:

Unter Berücksichtigung aller Marktentwicklungen und Erfahrungen mit der Anwendung von MiCA sollte die Aktivität von Krypto-Asset-Konglomeraten in der EU untersucht werden.

Nur weil schwerwiegende Konsequenzen auf die Finanzwirtschaft aufgrund der Volatilität der Krypto-Märkte ausgeblieben sind, heißt das nicht, dass das auch so bleiben muss. Der ESRB verweist in diesem Zusammenhang sogar auf die Finanzkrise von 2008 und den Zusammenbruch von Lehman Brothers, insbesondere wegen der "exponentiellen Wachstumsdynamik" der Dienstleistungen im Krypto-Bereich.

Mögliche Regulierungen

Der ESRB schlägt drei Ansatzpunkte der weiteren Regulierung vor, in der Reihenfolge der Wichtigkeit:

  • Bessere Überwachungsmöglichkeiten für die EU, um die Verwicklungen der bestehenden Finanzindustrie und des Krypto-Sektors zu untersuchen, inklusive standardisiertem Reporting.
  • Regelmäßige Risikoanalysen von Krypto-Anbietern im Rahmen von MiCA, insbesondere von Hebeltrading-Produkten.
  • Regelmäßiges Reporting von Akteuren, die Verbindungen zum Krypto-Markt aufweisen.
  • Bessere Kenntnis des Krypto-Markts von allen relevanten Akteuren in der EU, insbesondere im Bereich DeFi, Staking und Lending.

Wie es scheint, ist der ESRB hinsichtlich der großen Skaleneffekte im Bereich Krypto besorgt, und schätzt an der Stelle richtig ein, dass sich bestehende Finanzakteure den Kuchen vom DeFi-Markt nicht wegnehmen lassen wollen. Je mehr Hebel- und Staking-Produkte angeboten werden, umso größer ist das Risiko auf allen Seiten.

Bedenklich ist nur die allgemeine Argumentation, "Krypto" über einen Kamm zu scheren und Bitcoin als "Teil von Krypto" zu sehen. Von einer Ausweitung von künftigen Maßnahmen dahingehend, dass auch Bitcoin betroffen werden könnte, ist auszugehen.


[partnerlink kategorie='premiumpartner']