Wende in China: Doch kein Bitcoin-Verbot!
Wie auch vor wenigen Tagen in Indien, scheint es so, als würde sich auch in China das Blatt in Sachen "Bitcoin-Verbot" wenden. In den vergangenen Wochen gab es, wie schon so oft in der Vergangenheit, viel Kritik seitens der chinesischen Regierung am Bitcoin bzw. allgemein an Kryptowährungen. In einer Regierungserklärung war gar die Rede davon, künftig hart gegen das Bitcoin-Mining und den Handel vorgehen zu wollen, um die Bevölkerung vor den Risiken zu schützen. Immer wieder gab es vor allem von der staatlichen Nachrichtenagentur Xinhua starke Kritik gespickt mit abschreckenden Beispielen, die die chinesische Öffentlichkeit von einem Handel mit Kryptowährungen abhalten sollten.
Freiheit auf das eigene Risiko zu handeln
In einem nun veröffentlichten Artikel des Regierungs-Sprachrohrs Xinhua wird näher auf die Hintergründe eingegangen, wie und warum die chinesische Regierung Antipathie gegenüber Bitcoin und anderen Kryptowährungen hegt.
Allerdings machen die Autoren Yu, Jian, et al. auch klar: Es gibt kein Verbot, welches besagt, dass der Kauf oder Handel von Bitcoin verboten sei. Sie betonen sogar, dass jeder Bürger die Freiheit hat, einen Handel auf eigenes Risiko einzugehen.
"Wenn nur virtuelle Währungen wie Bitcoin als virtuelle Waren gekauft und verkauft werden, haben die einfachen Bürger die Freiheit, auf eigenes Risiko an diesen Transaktionen teilzunehmen."
Staatliche Chinesische Nachrichtenagentur "Xinhua"
Auch auf das Bitcoin-Mining wird in dem Artikel eingegangen. Da es sich jedoch nur um die üblichen "Energieverschwendungs-Floskeln" wie auch hierzulande handelt, wollen wir an dieser Stelle nicht noch einmal näher darauf eingehen.
Die kritische Haltung der chinesischen Behörden rührt jedoch daher, dass sie ein großes Risiko im gesamten Markt sehen, vor allem dann, wenn Projekte und Handelsplattformen mit großen Gewinnversprechen Investoren anlocken wollen. Dann "sei es notwendig die Regularien enger zu schnüren, um die Interessen der Bürgerinnen und Bürger zu schützen", so Xinhua.
Air Coins
Besonders hervorgehoben werden die sogenannten "Air Coins", also Coins die wie "Luft" sind, keinerlei Anwendungswert haben und oft nur dazu dienen, den Herausgeber reich zu machen. Sobald der Preis solcher Spekulationsobjekte zusammenbricht und die Flut an Neuinvestoren zurückgeht, werden die Anleger große Verluste erleiden und es schlussendlich bereuen. Darüber hinaus sind nach der aktuellen Rechtspraxis in der Volksrepublik China Verträge über Transaktionen mit virtuellen Währungen nicht gesetzlich geschützt und die Folgen und verursachten Verluste müssen von den betreffenden Parteien selbst getragen werden.
"Doge Coins, Cat Coins, Pig Coins, Aal Coins… "Air Coins" sind wie Luft, unsichtbar, nicht greifbar, ohne physischen Träger und ohne Anwendungswert. [...] Jene Gründer, die darauf aus sind, Geld durch "Air Coins" zu verdienen, registrieren oft zuerst eine Briefkastenfirma und geben Geld aus, um ein externes Team zu finden, das ihnen eine "virtuelle Währung" entwirft; durch Werbung, Vorträge, Prominente, Webcasts usw. wird das Projekt groß gemacht; [...]Die Inhaber manipulieren den Preis in die Höhe, ziehen mehr Mittel an, um Leute zum eintreten zu bewegen und zu verkaufen. Sie "ernten" das hart verdiente Geld der Investoren."
Staatliche Chinesische Nachrichtenagentur "Xinhua"
Die Autoren monieren, dass in der Vergangenheit bereits viele Investoren durch hohe Renditen getrieben und durch gute Rhetorik getäuscht wurden. Oft würden Menschen zu einer Zocker-Mentalität verleitet und Schritt für Schritt in die von Betrügern aufgestellte Fallen tappen. Hier sehen Yu, Jian und Kollegen jedoch auch einen Grund, warum so viele regierungsnahe Berichte und Artikel immer wieder an die Spekulationsrisiken erinnern und die chinesische Öffentlichkeit darin ermahnt sich von derartigen Investitionen fern zu halten.
Fazit
Wenn man sich den derzeitigen Krypto-Markt anschaut und sieht wie die ganzen Air Coins nur so aus dem Boden schießen und die Kommentare von vielen Neuinvestoren in den sozialen Netzwerken liest, kann man die Haltung der chinesischen Regierung durchaus nachvollziehen. Es ist definitiv aktuell viel "dummes Geld" im Markt und viele Menschen werden sich sowohl an hochspekulativen Coins, aber vor allem an beabsichtigt betrügerischen Projekten die Finger verbrennen. Ob man als Staat seine Bürger davor schützen muss, oder ob erwachsene Menschen mit ihrem Geld tun und lassen können, was sie wollen, das kann man natürlich diskutieren. Aber wie die Autoren betonen, hat anscheinend die chinesischen Bürgerinnen und Bürger auch weiterhin die Freiheit im kleinen Stil in legitime Projekte zu investieren und die entsprechenden Coins zu handeln. Dass regelmäßig Ermahnungen kommen, dass es sich um hochriskante Spekulation handelt oder dass Air Coins (besser bekannt als "Shitcoins") und deren Herausgeber stark kritisiert werden, dagegen wird wohl kaum jemand im Krypto-Space etwas einzuwenden haben.
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