Cashu einfach erklärt!
Vor zwei Jahren ins Leben gerufen, erfreut sich das ecash-Protokoll 'Cashu' derzeit wieder großer Beliebtheit in der Bitcoin-Community. Aber was ist eigentlich ecash, und was macht Cashu so besonders? In diesem Gastbeitrag erklärt Egge, ein Cashu Contributor, was hinter diesem Protokoll steckt, woher es kommt und warum es so faszinierend ist.
Was ist eCash?
ECash ist ein elektronisches Zahlungsmittel, das dank ausgefeilter Kryptografie eine Bezahlweise bietet, die mit Bargeld vergleichbar oder sogar besser ist. Ähnlich wie Bargeld wird ecash von einer Institution (z. B. einer Bank, die bei Cashu 'Mint' genannt wird) als eine Art Schuldschein herausgegeben und kann jederzeit wieder eingetauscht werden. Der Kern von ecash besteht aus blinden Signaturen und asymmetrischen Schlüsseln, die gemeinsam für ein hohes Maß an finanzieller Privatsphäre sorgen – sogar gegenüber der Bank.
Ein Blick in die Vergangenheit
ECash ist keine neue Erfindung. Die Idee von eCash existierte bereits viele Jahre, bevor der Tweet veröffentlicht wurde, der das Cashu-Protokoll zum ersten Mal vorstellte. Tatsächlich wurde das wegweisende Paper Blind Signatures for Untraceable Payments vor vier Jahrzehnten veröffentlicht. Damals arbeitete David Chaum an einer digitalen Form des Bargelds, die mindestens genauso privat sein sollte, aber im aufstrebenden Internet reibungslos verwendet werden konnte.
Chaum gründete die Firma DigiCash, die sich dieser Aufgabe widmete und eine Währung basierend auf seiner Kryptografie entwickelte. Diese basierte nicht auf einer Blockchain, wie wir sie heute kennen, sondern war eine digitale Repräsentation von 'normalem' Bargeld. Um diese Idee zu realisieren, mussten Verträge mit Banken geschlossen werden, damit Menschen ihr Fiat-Geld in eCash umtauschen konnten.
Die Welt war begeistert von dieser Idee, und es vergingen nicht einmal zwei Jahre zwischen der ersten Testüberweisung von eCash und dem Abschluss einer Testpartnerschaft zwischen DigiCash und der Deutschen Bank. Auch andere namhafte Banken wie Credit Suisse, Bank Austria und Den Norske Bank waren von DigiCashs eCash begeistert. Auch auf der Konsumentenseite entwickelten sich spannende, potenzielle Partnerschaften: Netscape, der damals relevanteste Browser, plante eine Integration, und selbst Bill Gates machte ein Angebot, um die Währung nativ in Windows 95 anbieten zu können.
Der unerfüllte Traum von DigiCash
Warum kennt heute kaum noch jemand das eCash von DigiCash, und warum gibt es in Windows kein natives Wallet? Leider blieben viele dieser vielversprechenden Partnerschaften im Verhandlungsstadium stecken. Die Gründe dafür sind vielfältig und je nach Quelle unterschiedlich. Doch eines haben sie alle gemeinsam: David Chaum. Der CEO von DigiCash war der Single Point of Failure. Als er schließlich zurücktrat, war die Marktlücke, in die eCash gepasst hätte, geschlossen, und das Interesse erlahmte.
Heute, mit Protokollen wie Cashu, erlebt die Vision von Chaum ein Revival. Durch die Integration in die Bitcoin-Infrastruktur bietet Cashu eine vielversprechende Zukunft für digitales Bargeld im Internet. Ganz ohne Single Point of failure und als offenes Protokoll für alle.
Wie funktioniert Cashu im Detail?
Cashu ist ein Chaumian ecash, eine Art digitales Bargeld, das auf Bitcoin und Lightning aufbaut und vollständig kompatible mit beidem ist. Die blinden Signaturen von David Chaum sind immer noch ein zentraler Bestandteil des Protokolls. Die Kryptografie hinter diesen Signaturen ist komplex und würde den Rahmen dieses Beitrags sprengen, aber wer tiefer einsteigen möchte, findet die Details in den Spezifikationen des Cashu-Protokolls.
Eine digitale Signatur bestätigt in den meisten Fällen die Echtheit und Integrität von Daten. Wenn ihr einen Text von mir findet, der mit meinem Public Key signiert ist, könnt ihr sicher sein, dass ich diesen Text wirklich verfasst habe. Cashu nutzt dieses Verfahren, um Schuldscheine oder Token zu erstellen. Die Mint erhält von uns ein BTC und gibt uns dafür einen “1 Bitcoin” Cashu-Token. Um später nachweisen zu können, dass die Mint diesen Token tatsächlich erstellt hat, signiert sie diesen zusätzlich. Normalerweise könnte die Mint den Token verfolgen, da sie genau weiß, welcher Token zu welcher Signatur gehört. Hier kommt die blinde Signatur ins Spiel. Bei der blinden Signatur erstellt die Mint ihre Signatur auf eine verschlüsselte Form des Tokens. Dank ausgeklügelter Kryptografie kann sie die Signatur später überprüfen, wenn wir ihr den unverschlüsselten Token und die Signatur präsentieren.
Ein beliebtes Beispiel, um dieses Konzept zu verdeutlichen, ist ein Briefumschlag, in dem sich ein Stück Papier und ein Blatt Kohlepapier befindet. Das Stück Papier ist in diesem Fall unser Token und enthält alle Informationen, wie z. B. den Wert des Tokens. Wir versiegeln den Brief und schicken ihn zusammen mit dem einzutauschenden Geldbetrag an die Mint. Die Mint kann den Umschlag nicht öffnen, sondern schreibt einfach nur darauf, dass sie von uns das nötige Geld erhalten hat, und setzt ihre Signatur darunter. Dann schickt sie uns den Umschlag zurück. Wir erhalten den immer noch versiegelten Umschlag und können unser Token herausholen. Die Signatur der Mint, die außen auf den Umschlag geschrieben wurde, hat sich mithilfe des Kohlepapiers auf unseren Zettel (Token) übertragen. Dieser trägt nun alle Informationen und die Signatur der Mint, ohne dass die Mint den Inhalt jemals gesehen hat.
Blinde Signaturen bieten erhebliche Vorteile für ecash, insbesondere im Hinblick auf Datenschutz und Sicherheit. Sie gewährleisten eine hohe Anonymität und verhindern, dass Transaktionen nachverfolgt oder mit bestimmten Personen in Verbindung gebracht werden können. Selbst die Mint erhält keine Informationen über die Transaktionshistorie. Blinde Signaturen ermöglichen eine sichere und anonyme Nutzung von ecash, was sie zu einer idealen Lösung für digitale Zahlungsmittel macht.
Die Unterschiede zu (custodial) Lightning
Da Cashu immer eine Mint benötigt, die Gelder verwaltet und dafür Token ausstellt, handelt es sich um ein Custody-Konzept. Allerdings gibt es wesentliche Unterschiede und Vorteile gegenüber Custodial Lightning, wie man es beispielsweise von Wallet of Satoshi kennt.
Permissionless
Bei Cashu gibt es keine Accounts. Man muss sich in der Regel nicht bei einer Mint registrieren und kann somit nicht ausgeschlossen werden. Dies ermöglicht einen offenen Zugang ohne Barrieren.
Souveränität
Obwohl eine Cashu Mint die Gelder verwaltet, gibt es keine zentrale Datenbank oder Accounts, die den Kontostand festlegen. Dein Kontostand besteht aus der Summe der Token, die du besitzt, und die Mint kann diesen weder verändern noch dir Token wegnehmen.
Anonymität
Wie im Abschnitt über blinde Signaturen erklärt, erfährt die Mint sehr wenig über ihre Nutzer und deren Transaktionen. Während ein normaler Lightning Custodian umfassende Informationen über dein Wallet und deine Ausgaben hat, bleibt die Mint bei ecash-Transaktionen weitgehend im Dunkeln.
Interoperabilität
Cashu ist ein offenes Protokoll, an dem jeder teilnehmen kann. Im Gegensatz zu David Chaums DigiCash gibt es keine zentralen Instanzen, die den Weg vorgeben. Ferner sind alle Mints und deren Nutzer durch das Lightning-Netzwerk miteinander verbunden, was eine nahtlose Interoperabilität ermöglicht.
Fazit
Das Cashu-Protokoll bringt die Vision von eCash, die vor Jahrzehnten von David Chaum formuliert wurde, zurück ins Rampenlicht. Mit einer Kombination aus Kryptografie und der Integration in das Bitcoin-Ökosystem bietet Cashu eine vielversprechende Lösung für digitales Bargeld im Internet. Wenn ihr Lust habt, mehr darüber zu erfahren, dann schaut euch am besten erst einmal die Homepage des Protokolls an. Hier könnt ihr jede Menge weitere Ressourcen rund um Cashu finden. Ausprobieren könnt ihr Cashu ganz einfach in dem ihr eines der verfügbaren Wallets herunterladet (Ich persönlich nutze derzeit eNuts und macadamia) oder ein Web-Wallet wie cashu.me nutzt.
Für all diejenigen, die danach genauso wie ich im Cashu-Wahn sind, biete sich die diesjährige btc++ in Berlin an. Solltet ihr Fragen haben, könnt ihr diese natürlich im Blocktrainer Forum stellen.