Das Buch "Die Orange Pille" von Ijoma Mangold ist wohl das "Bitcoin Buch des Jahres" und derzeit in aller Munde. Das Gros der Leserinnen und Leser ist sich mehr oder minder einig, dass Mangolds Werk ein wahrer Genuss für alle ist, die sich für Bitcoin und dessen Hintergründe interessieren. "Das perfekte Einsteigerbuch" und ähnliche Aussagen, konnte man bereits mehrfach bei Twitter und in anderen sozialen Medien lesen. Doch natürlich wollten wir von Blocktrainer.de uns selbst davon überzeugen und haben das Buch ebenfalls gelesen. Unsere Eindrücke vom Buch möchten wir euch hier schildern.
Symbiose aus Unterhaltung und Wissensvermittlung
Mangold schreibt auf äußerst unterhaltsame Weise und nimmt den Leser mit auf eine gedankliche Erkundungsreise durch den metaphorischen Bitcoin-Kaninchenbau, indem er seine eigene Geschichte erzählt, wie er als Literaturkritiker bei der ZEIT zu Bitcoin fand. Er beleuchtet die Funktionsweise des Kapitalismus und der Geldwirtschaft, und erläutert, wie Bitcoin bei der Lösung von den aktuellen Problemen unseres Geldsystems helfen kann. Durch das Verpacken gehaltvoller Informationen in die Geschichte über seinen Weg zu Bitcoin bildet Mangolds Buch eine tolle Symbiose aus Unterhaltung und Wissensvermittlung zugleich. Selbst ein alteingesessener Bitcoin-Profi, der gegebenenfalls fachlich nicht viel Neues aus dem Buch mitnehmen kann, hat definitiv Freude bei dem Lesen von "Die Orange Pille". Seine persönliche Herangehensweise, bei der er seine eigenen Erfahrungen und Erkenntnisse einbringt, macht das Buch sehr lebendig und verständlich, insbesondere für Einsteiger in die Thematik.
Sprachliche Eleganz vs. Bitcoiner-Slang
Wie von einem Literaturkritiker und Philosophen nicht anders zu erwarten brilliert Mangold mit sprachlicher Eleganz, Witz und ästhetischer Ausdrucksweise. Lustigerweise rutschen ihm (vermutlich bewusst) zwischen all den Fremdwörtern und der gehobenen Sprache immer mal wieder vulgäre Ausdrucksweisen heraus. "Plötzlich war die Österreichische Schule der letzte heiße Scheiß" (S. 138). In Anlehnung an Louis Stevenons bekannten Roman "Der seltsame Fall des Dr. Jekyll und Mr. Hyde" wird man beim Lesen schnell auf die Dichotomie zwischen einerseits dem intellektuellen Gelehrten der Neuzeit, Herr Mangold, und andererseits dem Bitcoin-Bro Ijoma aufmerksam. Dies verleiht dem Buch einen zusätzlichen besonderen Charme, welcher es von den vielen anderen Einsteigerbüchern abhebt.
Fachwissen auf den Punkt gebracht
Mangold glänzt jedoch nicht nur mit sprachlicher Eleganz, sondern auch mit sehr solidem Fachwissen bezüglich der großen wirtschaftlichen und geldpolitischen Zusammenhänge und der Details der Funktionsweise von Bitcoin per se. Da seine Reise in den Bitcoin-Kaninchenbau noch nicht vor allzu langer Zeit begann, ist es doch erstaunlich, wie gut er mittlerweile Bitcoin in seiner Vielzahl an Facetten versteht. Um Albert Einstein zu zitieren: "Wenn du etwas nicht einfach erklären kannst, dann hast du es nicht gut genug verstanden!" Da es Ijoma Mangold in "Die Orange Pille" definitiv gelang, die Zusammenhänge und technischen Details von Bitcoin einfach zu erklären, lässt sich daraus schließen, dass er selbst mittlerweile ein tiefes Verständnis für die Sache aufbauen konnte. Dass er darüber hinaus über die sprachlichen Mittel verfügt, sein angehäuftes Fachwissen auf den Punkt zu bringen, macht das Buch tatsächlich zu einem tollen Werk für Einsteiger.
"Orange Pille für die Massen?" - Etwas Kritik
Ist Mangolds Buch also tatsächlich als "orange Pille für die Massen" geeignet und uneingeschränkt als Einsteigerbuch zu empfehlen? Jein!
Inhaltlich, aber auch aufgrund seines strukturiert-didaktischen Charakters ist das Buch in jedem Fall für zahlreiche Einsteiger geeignet. Gleichzeitig möchten wir an dieser Stelle etwas Kritik anbringen. An einigen Stellen hat man das Gefühl, dass der Autor gezwungenermaßen intellektuell klingen möchte. Es werden teils lange Schachtelsätze und zahlreiche Fremdwörter verwendet, obwohl man die Kernaussage auch etwas einfacher hätte ausdrücken können. Dies führt dazu, dass Menschen, die keinen hohen literarischen Bildungsgrad genießen sich womöglich beim Lesen des Buches etwas schwertun. Leserinnen und Leser, die auf jeder zweiten Seite Google oder eine andere Suchmaschine bemühen müssen, um die verwendeten Fremdwörter zu verstehen, haben mit Sicherheit weniger Spaß an dem Geschriebenen als die obere Bildungsschicht.
Die Hauptzielgruppe für "Die Orange Pille" umfasst unserer Ansicht nach eher jene gebildete Menschen, die Bitcoin bisher skeptisch gegenüberstanden und sich von Mangolds Überzeugungskraft anstecken lassen könnten. Der geneigte ZEIT-Feuilleton-Leser, der auch im Jahr 2023 noch glaubt Bitcoin sei lediglich ein Spekulationsobjekt für kriminelle Internet-Nerds, hat – sofern er offen an die Sache herangeht – sicherlich viel Freude an dem Buch.
Fazit
Mangolds Überzeugungskraft und seine kritische Hinterfragung der gängigen Narrative machen das Buch zu einem besonderen Leseerlebnis. "Die Orangene Pille" ist eine unterhaltsame und informative Lektüre, die sich nicht nur auf Bitcoin beschränkt, sondern auch die Themen Kapitalismus und Geldwirtschaft behandelt. Der Autor überzeugt mit einem sprachlich eleganten Schreibstil und fundiertem Fachwissen. Das Buch eignet sich sowohl für Einsteiger als auch für fortgeschrittene Leser, sofern diese über ein gewisses sprachliches Niveau verfügen. Mangold gelingt es dennoch, komplexe Sachverhalte verständlich zu erklären und einen persönlichen Einblick in seine eigene Meinung zu geben. Insgesamt eine klare Kaufempfehlung für alle, die sich für Bitcoin und die damit verbundenen Themen interessieren, oder einfach nur wissen möchten, wie ein gebildeter Philosoph der Neuzeit zum Bitcoin-Bro wurde.