Das Kryptounternehmen BitMEX Group gab gestern den Plan bekannt, das Bankhaus von der Heydt, eine 268 Jahre alte Privatbank mit Sitz in Deutschland, zu übernehmen. Im Oktober letzten Jahres ging das Bankenhaus bereits eine Partnerschaft mit dem Krypto-Dienstleister Fireblocks ein, um seinen Kunden Kryptodienste anbieten zu können.
Die BMX Operations AG, ein Unternehmen, das von BitMEX CEO Alexander Höptner und CFO Stephan Lutz gegründet wurde, hat bereits den Kaufvertrag mit Dietrich von Boetticher, dem derzeitigen Eigentümer der Bank, unterzeichnet. Der Kaufvertrag steht allerdings unter Vorbehalt, denn die Vertragspartner warten noch auf die Zustimmung der deutschen Finanzaufsichtsbehörde BaFin.
"Mit diesem Kauf von BXM Operations des deutschen Bankhaus von der Heydt sind wir der Schaffung eines regulierten Krypto-Kraftwerks im Herzen Europas einen Schritt näher gekommen:"
- @Bitmex
Vergangene Verfahren gegen BitMEX
Die BitMEX Group plant ihre Präsenz im europäischen Markt auszubauen. Anfang dieses Jahres startete die Gruppe BitMEX Link, einen Krypto-Vermittlungsdienst mit Sitz in der Schweiz. BitMEX Link gehört der BXM Link AG, einem weiteren Unternehmen der BitMEX Group. Ziel der BitMEX Group sei es, ein Kraftwerk für regulierte Kryptoprodukte im Herzen Europas zu werden, so Höptner.
Das Unternehmen von Höptner hat einiges aufzuholen. Im Oktober 2020 wurden die ursprünglichen Gründer von der US Commidity Futures Trading Commision (CFTC) verklagt. Der Grund war der Betrieb einer nicht registrierten Handelsplattform. Gegen eine Zahlung von 100 Millionen US-Dollar wurde schließlich das Verfahren seitens der CFTC eingestellt. Einen Imageschaden erlitt BitMEX dennoch.
Es war kein Zufall, dass Höptner im Dezember 2020 als CEO das Geschäft übernahm. Höptner kam als langjähriger CEO der Börse Stuttgart GmbH zu BitMEX und unternahm mehrere Schritte das Image von der Handelsplattform wieder aufzuwerten.
BitMEX holt sich regulatorischen Rückenwind
BitMEX will den europäischen Markt in Angriff nehmen. Nur leider klappte dies bisher aufgrund der regulatorischen Auseinandersetzungen nicht. Mit dem Kauf von dem Bankenhaus von der Heydt ist dem Unternehmen ein regulatorischer Coup gelungen. Durch die Partnerschaft mit Fireblocks kann vermutet werden, dass das Bankenhaus von der Heydt die Regularien besitzt, die BitMEX für Europa brauchen wird.
BitMEX geht mit dem Kauf den direkten Weg und wird die benötigten Regularien für ihre Expansionsstrategie bekommen. Das Bankenhaus wird auch weiterhin unter demselben Namen operieren. Höptner wird dann im Aufsichtsrat vertreten sein und von dort aus das operative Geschäft leiten. Natürlich vorausgesetzt, die BaFin genehmigt den Kaufvertrag, denn diese Entscheidung steht noch aus.
Weg für die Zukunft
Es ist denkbar, dass in der Zukunft auch weitere Krypto-Unternehmen einen ähnlichen Weg gehen könnten. Die Akquise von lizenzierten deutschen Bankunternehmen ist sicherlich einer der einfachsten Wege, um sich lizenzrechtlich und regulatorisch sauber innerhalb der EU zu positionieren. Dass beispielsweise Binance und ähnliche Dienstleister sich BitMex' Coup zum Vorbild nehmen könnten, halten wir nicht für unwahrscheinlich.