Aus einem aktuellen Bericht des Blockchain-Analyse-Dienstes Glassnode geht hervor, dass der Großteil der Neueinsteiger, die in der Nähe des Allzeithochs ihre ersten Bitcoins kauften, sogenannte "schwache Hände" zeigte und das Investment bereits wieder abstieß. Mehr als die Hälfte der BTC, die in vor etwa vier Monaten für circa 60.000 US-Dollar gekauft wurden, wurden seitdem für etwa 29.000 bis 41.000 US-Dollar weiterverkauft. Dies könnte sich langfristig als teures Lehrgeld für die betroffenen Personen herausstellen.
Weak Hands und Krisenzeiten
Der Begriff ”Weak Hands” (“Schwache Hände”) kommt aus dem traditionellen Investmentbereich und bezieht sich typischerweise auf Investoren oder Trader, die von Emotionen wie Angst oder Unsicherheit getrieben werden. Diese tendieren in der Regel dazu, die eigenen Handels-Positionen bei fast allen Nachrichten oder Ereignissen, die als schädlich erachtet werden, schnell aufzugeben und die Assets zu verkaufen. Weak Hands haben meist wenig Hintergrundwissen und glauben darum nicht an das langfristige Wachstum ihrer Anlagen, weswegen sie sich leicht von gewöhnlichen Kursschwankungen beeinflussen lassen.
Schlechte Nachrichten und die Verbreitung von Angst und Unsicherheiten, vor allem über traditionelle Medien, aber auch über Social-Media, nimmt in Krisenzeiten (wie wir sie derzeit erleben) stark zu. Dies führt wiederum zu einem starken Anstieg der Volatilität und stellt die Überzeugung vieler Investorinnen und Investoren erheblich infrage.
HODLer als Gegenpol
Der Ausdruck "HODL" entstand durch einen Tippfehler eines betrunkenen Bitcoin-Nutzers, der eigentlich "hold" (dt. halten) schreiben wollte und wurde im Laufe der Zeit zum wohl bekanntesten MEME im Kryptomarkt. Das HODLn wurde alsbald zum Inbegriff für einen Investment-Ansatz für Kryptowährungen, der den Handel auf Grundlage kurzfristiger Preisbewegungen vermeidet. Man könnte in gewisser Weise sagen, die HODLer stellen einen Gegenpol zu den Weak Hands dar, denn während diese stark auf verschiedene Gefühlslagen reagieren, versuchen HODLer Gefühle komplett außen vor zu lassen.
Die HODLer werden aus diesem Grund oft auch als "Strong Hands" (starke Hände) oder "Diamond Hands" (Diamant-Hände) bezeichnet.
Umverteilung von schwachen zu starken Händen
Durch die Analyse der sogenannten "UTXO Realized Price Distribution" (URPD) konnte das Team von Glassnode zeigen, dass es über die vergangenen Monate zu einer Umverteilung der Bitcoins von den schwachen hin zu den starken Händen gegeben hat. Die URPD-Metrik zeigt im Wesentlichen die Verteilung der Coins zu dem jeweiligen Preis an, zu dem sie zuletzt auf der Blockchain bewegt wurden. In der Periode von Mai bis Juli 2021 lag diese im Bereich zwischen 54.000 US-Dollar und 60.000 US-Dollar. Dies indizierte zwar einerseits eine Nachfrage zu höheren Preisen, andererseits barg es auch Gefahren. Denn viele "Top-Käufer" erweisen sich in der Regel als schwache Hände, die empfindlich auf etwaige Preiskorrekturen reagieren.
So kam es schließlich auch, dass der fragile Markt stark einbrach und wir über die nächsten ca. 2,5 Monate eine Konsolidierungsphase sahen, währenddessen viele Käuferinnen und Käufer, die im Bereich um die 60.000 US-Dollar eingestiegen sind, ihre BTC an Menschen mit stärkerer Überzeugung weiterverkauften. Es kam zu einer Umverteilung.
HODLer bilden den Boden
Einige der Marktteilnehmer, die von der Weak Hands profitierten, nahmen laut des Glassnode-Berichts zwischen Juli und November 2021 auf dem Weg zum bisherigen Allzeithoch einige Gewinne mit, was dazu führte, dass sich die Verteilung der URPD-Metrik stark ausglich. Auch am heutigen Tag sind große Teile dieses gleichmäßig verteilten Angebots noch vorhanden und das trotz einer zwischenzeitlichen Korrektur von mehr als 50%!
Dies deutet darauf hin, dass der Markt nun weitestgehend von HODLern dominiert wird, die weniger empfindlich auf Preisschwankungen reagieren. Die meisten Neueinsteiger, Top-Käufer und schwachen Hände wurden bereits aus dem Markt gespült.
Alles in allem sind dies also gute Voraussetzungen dafür, dass der Bitcoin-Preis bald seinen Boden gefunden hat. Weitere Preisdrops sind zwar weiterhin möglich, um auch noch die letzten schwachen Hände aus dem Markt zu spülen, die "Käufer der letzten Instanz", wie die HODLer auch oft bezeichnet werden, stehen aber sicherlich bereit, um die günstigen Bitcoins mit Freude aufzukaufen.