Das Daten-Analyseunternehmen Chainalysis hat einen neuen Bericht veröffentlicht, der zeigt, dass kriminelle Aktivitäten im Zusammenhang mit Kryptowährungen trotz des diesjährigen Preisanstiegs im Vergleich zum Vorjahr in den meisten Bereichen deutlich abgenommen haben.

Weniger Zuflüsse an illegale Adressen und risikobehaftete Unternehmen

Chainalysis verdeutlicht, dass es zwar einen Rückgang bei allen Transaktionsvolumina gab, aber die legitimen Kryptotransaktionen prozentual viel weniger zurückgingen als die illegalen. Während das Volumen der legitimen Überweisungen im Vergleich zum Vorjahr um 28 Prozent geringer war, sind die Kryptoüberweisungen an "riskante Unternehmen", wie Mixer-Dienstleister und dubiose Kryptobörsen, um 42 Prozent und Überweisungen an mit illegalen Handlungen verknüpfte Adressen sogar um 65 Prozent zurückgegangen. Dabei sind sanktionierte Einrichtungen sowie Erlöse aus nicht rein kryptobasierten Aktivitäten (wie z.B. mit Kryptowährung bezahlter konventioneller Drogenhandel) nicht mit eingeschlossen.

Legitime, riskante und illegale Zuflüsse 2020-2023; Quelle: Chainalysis

Einbußen beim Scam

Die Daten zeigen außerdem, dass die Scammer, die mit ihren verschiedenen Vorgehensweisen, wie zum Beispiel das Versprechen von überhöhten Renditen, üblicherweise die umsatzstärkste Gruppe der Kryptowährungskriminalität darstellen, bis Juni 2023 circa eine Milliarde US-Dollar Umsatz gemacht haben. Das entspricht nahezu 3,3 Milliarden US-Dollar oder 77 Prozent weniger Einnahmen als im Jahr 2022. Zwar folgte der diesjährige Rückgang dem Trend aus dem Jahr 2022, in dem die Einnahmen deutlich geringer waren als im Jahr 2021, doch er ist bemerkenswert, da er während eines allgemeinen Preisanstiegs stattfand, bei dem üblicherweise auch die Betrugseinnahmen ansteigen.

Gewinne/Verluste nach Kategorien; Quelle: Chainalysis

Dieser Rückgang wird mit dem plötzlichen Verschwinden von zwei großen Akteuren, VidiLook und Chia Tai, begründet, die wohl einen Exit-Scam begangen, das heißt Gelder aus den Hauptwallets verschoben und Ein- und Auszahlungen für Nutzer eingestellt haben. Allein „VidiLook hat die Opfer in nur wenigen Monaten um Kryptowährung im Wert von über 120 Millionen US-Dollar betrogen“, heißt es im Bericht.

Betrügereien mit falscher Identität

Während der Rückgang bei Scams bzw. Betrügereien im Jahr 2023 insgesamt 77 Prozent betrug, verzeichnete eine besondere Form des Betrugs, und zwar Betrüger, die sich als Strafverfolgungsbeamte oder andere Autoritätspersonen ausgeben, nur einen Rückgang um 23 Prozent. Die Einnahmen bei dieser Betrugsform sind im Vergleich zum Vorjahr sogar um 49 Prozent angestiegen. Dies deutet darauf hin, „dass im Jahr 2023 mehr Menschen Opfer von [derartigen] Betrügern geworden sind, auch wenn der Gesamtbetrag der Verluste geringer ist“.

Veränderungen der Einzahlungen und Zuflüsse bei verschiedenen Arten von Betrug, Quelle: Chainalysis

Zunahme bei Ransomware-Attacken

Ein eindeutiges Wachstum hat die auf Kryptowährung basierende Form von Kriminalität Ransomware zu verzeichnen – eine Art von Malware-Angriff, der die Daten eines Opfers verschlüsselt und den Zugriff verhindert, bis ein Lösegeld gezahlt wird. 

Nach dem bisher erfolgreichsten Jahr für die Ransomware-Erpresser im Jahr 2021, mit knapp 940 Millionen US-Dollar Einnahmen, nahm auch diese Form der Kryptokriminalität im letzten Jahr deutlich ab. Doch im Jahr 2023 haben die Ransomware-Angreifer bisher bereits circa 450 Millionen US-Dollar erpresst – knapp 176 Millionen US-Dollar mehr als zur selben Zeit im Jahr 2022. 

Laut den Vermutungen des Cybersecurity-Unternehmens Kivu sollen die Gründe für diese Trendwende die Zunahme der Angriffe mit sehr kleinen Zahlungen sowie der Anstieg der Erpressungen von großen, zahlungskräftigen Unternehmen mit sehr großen Zahlungen sein. Außerdem wurden die Lösegeldforderungen durch die Angreifer erhöht, was zum Teil auch mit dem Trend zur Nichtzahlung der Opfer zusammenhängen soll.

Diese bemerkenswerten Verschiebungen in den Zahlen stehen in direktem Zusammenhang mit der wachsenden Zahl extrem hoher Anfangsforderungen, die im Bereich von zehn und hunderten Millionen US-Dollar liegen.

Andrew J. Davis, General Counsel und Risk Officer bei Kivu

Ferner erhöhten sich nicht nur die Zahlungen, sondern auch die Anzahl der Angriffe. Dabei steht ein Großteil der Ransomware-Attacken mit Angreifern aus Russland in Verbindung. Der Russland-Ukraine-Krieg soll im letzten Jahr einige Angreifer vertrieben bzw. abgelenkt haben. Es wird vermutet, dass sie von finanziell motivierten Cyberangriffen auf Spionage-Angriffe umgestiegen sind.

Fazit

Die Daten von Chainalysis zeigen, dass die Aktivitäten der Kryptokriminalität im Jahr 2023 trotz des Preisanstiegs insgesamt stark rückläufig sind. Der Schutz der Nutzer sowie der Druck der Strafverfolgungsbehörden scheinen teilweise Erfolg zu haben. Die Ausnahme der Ransomware-Attacken erinnert uns jedoch daran, dass derartige Angriffe noch immer eine erhebliche Bedrohung darstellen und für einen zusätzlichen Schutz der Unternehmen eine weitere Verbesserung der Cybersicherheits- und Datensicherungsverfahren notwendig ist.