Bereits im Mai dieses Jahres berichtete Blocktrainer.de darüber, dass im Zuge der Untersuchungen rund um die bankrotten Lending-Plattformen Celsius und BlockFi öffentlich wurde, dass das Königreich Bhutan schon seit einigen Jahren heimlich Bitcoin-Mining betreibt. Da man sich seitens der Himalaya-Nation diesbezüglich bisher in Stillschweigen hüllt, ist bisher nur wenig zum Ausmaß der staatlichen Mining-Operationen bekannt. Ein gestern von Forbes veröffentlichter Bericht, bringt nun jedoch etwas Licht ins Dunkel.

Der Forbes-Bericht: Einblicke in Bhutans Bitcoin-Mining

Forbes hat durch umfangreiche Recherchen und Analyse von Satellitenbildern die Standorte und den Umfang des Bitcoin-Minings in Bhutan aufgedeckt. Diese Enthüllungen zeigen, wie das Land, das traditionell für seine Abgeschiedenheit und seinen Fokus auf das Bruttonationalglück bekannt ist, eine immer größere Rolle im globalen Bitcoin-Mining-Sektor spielt.

Die von Forbes identifizierten Minen befinden sich an abgelegenen und strategisch gewählten Orten innerhalb Bhutans. Die Satellitenbilder enthüllen komplexe Anlagen, die mit hochmodernen Mining-Einheiten und Infrastrukturen ausgestattet sind. Die Anlagen sind so konzipiert, dass sie trotz ihrer Größe und Bedeutung von außen kaum zu erkennen sind. Sie liegen versteckt hinter Hügeln oder in dicht bewaldeten Gebieten, was ihre Entdeckung durch Außenstehende erschwert.

Luftaufnahmen zeigen eine Ansammlung von Mining-Gebäuden mit grünen und weißen Dächern, die von kilometerlangen Wäldern umgeben sind. Obwohl diese nur wenige Schritte von einer stark befahrenen Autobahn entfernt sind, ist sie laut Google Street View für unwissende Passanten völlig verborgen. Eine zweite Quelle teilte Forbes mit, dass der Boden entlang dieses Straßenabschnitts eingeebnet wurde, um zusätzlichen Schutz für die Anlage zu bieten.

Auszug aus dem Forbes-Bericht

Quelle: Forbes, Bild: © PLANET LABS PBC

Die Analyse der Satellitenbilder zeigt, dass die Asic-Geräte, wie für solche Mining-Farmen üblich, in langen, rechteckigen Gebäuden untergebracht sind. Zudem sind Kühlsysteme für Datenzentren und Hochleistungsstromleitungen zu erkennen, die direkt von Bhutans Wasserkraftwerken zu den Standorten führen. Diese Einrichtungen sind ein klares Indiz dafür, dass Bhutan seine natürlichen Ressourcen, insbesondere die Wasserkraft, gezielt für das Bitcoin-Mining nutzt.

Interessanterweise befindet sich eine der größten Minen auf dem Gelände des gescheiterten "Education City"-Projekts. Dieses Projekt, das ursprünglich als internationaler Bildungshub konzipiert war, wurde aufgrund von politischen Skandalen und Missmanagement aufgegeben. Die vorhandene Infrastruktur – Straßen, Brücken, Wasserversorgung und vor allem Stromleitungen – boten jedoch die idealen Voraussetzungen für die Einrichtung einer "Bitcoin-Mine". Das Beispiel zeigt auch auf wunderbare Weise, wie Bhutan bestehende Infrastrukturen umnutzt, um neue wirtschaftliche Wege zu beschreiten.

Der staatliche Investitionsarm des Königreichs, Druk Holdings & Investment (DHI), bestätigte die Existenz der Minen. "Die Standorte für Bitcoin-Mining in Bhutan wurden auf der Grundlage der logistischen Anforderungen des Betriebs, wie z. B. der Stromversorgung und einer Reihe anderer Faktoren, ausgewählt", teilte das Unternehmen Forbes über eine externe Kommunikationsfirma mit. Das Unternehmen lehnte es jedoch ab, sich zu den Standorten zu äußern und erklärte, dass "DHI keine kommerziell sensiblen Details seiner Operationen offenlegt".

Auszug aus dem Forbes-Bericht

Wirtschaftliche Hintergründe

Die Entscheidung des Königreichs, sich aktiv im Bereich des Bitcoin-Minings zu engagieren, ist eng mit den wirtschaftlichen Herausforderungen verknüpft, mit denen das Land in den letzten Jahren konfrontiert wurde. Ein Schlüsselfaktor für diese strategische Neuausrichtung war wohl der drastische Rückgang der Tourismuseinnahmen, der durch die globale Covid-19-Pandemie verursacht wurde. Der Tourismussektor, eine der Haupteinnahmequellen Bhutans, litt erheblich unter den Reisebeschränkungen und den damit verbundenen Einbußen. Dies führte zu einem spürbaren Defizit in der Staatskasse und zwang die Regierung dazu, nach alternativen Einkommensquellen zu suchen.

In diesem Kontext bot das Bitcoin-Mining eine vielversprechende Möglichkeit. Bhutan verfügt über umfangreiche Wasserkraftressourcen, die eine kostengünstige und nachhaltige Energiequelle darstellen. Diese Ressourcen sind besonders wertvoll für energieintensive Industrien wie das Bitcoin-Mining. Durch die Nutzung seiner Wasserkraftkapazitäten konnte Bhutan eine effiziente und umweltfreundliche Methode zur Generierung von Bitcoin entwickeln, was im globalen Vergleich einen signifikanten Vorteil darstellt.

Die Entscheidung für das Bitcoin-Mining ist aber auch im Kontext der breiteren wirtschaftlichen Ziele Bhutans zu sehen. Das Land hat sich traditionell auf eine nachhaltige Entwicklung konzentriert, die im Einklang mit seinem einzigartigen Konzept des Bruttonationalglücks steht. Durch die Integration von Bitcoin-Mining in seine Wirtschaftsstrategie versucht Bhutan, seine Abhängigkeit von traditionellen Einkommensquellen wie dem Tourismus zu verringern und gleichzeitig seine wirtschaftliche Resilienz zu stärken.

Abschaltung in Dürre-Zeiten

Das Land wird stark von der asiatischen Monsunzeit beeinflusst und erlebt regelmäßig Dürreperioden, in denen seine Wasserkraftwerke für etwa drei Monate weitgehend stillstehen. In diesen Zeiten ist Bhutan gezwungen, Elektrizität aus dem vorwiegend mit Kohle betriebenen Stromnetz Indiens zu importieren. Die saisonalen Schwankungen haben direkte Auswirkungen auf Bhutans Bitcoin-Mining, da dieses stark von einem zuverlässigen Zugang zu günstiger und sauberer Energie abhängt.

Ein DHI-Sprecher erklärte, dass man der Stromversorgung für den heimischen Verbrauch Priorität gegenüber dem Mining einräume. Industrie und Geschäftsbetriebe, einschließlich der Mining-Projekte, werden in der Rangfolge niedriger eingestuft. Insbesondere in den Wintermonaten, wenn die Wasserkraftproduktion typischerweise abnimmt, kann es vorkommen, dass die Mining-Aktivitäten aufgrund der geringeren Verfügbarkeit von Elektrizität sogar ganz eingestellt werden.

Diese Praxis unterstreicht Bhutans Einstehen für eine nachhaltige und verantwortungsvolle Nutzung seiner Ressourcen. Indem das Land in Zeiten geringerer Wasserkraftproduktion die Bitcoin-Mining-Operationen drosselt, minimiert es die Notwendigkeit, auf weniger umweltfreundliche Energiequellen zurückzugreifen. Diese strategische Entscheidung spiegelt Bhutans Bestreben wider, seine ökologischen Prinzipien auch im Kontext neuer wirtschaftlicher Unternehmungen wie dem Bitcoin-Mining zu wahren.

Bhutans Engagement im Bereich des Bitcoin-Minings ist ein faszinierendes Beispiel dafür, wie ein traditionell isoliertes Land moderne Technologien nutzen kann, um seine wirtschaftlichen Herausforderungen zu bewältigen und neue Wege für Wachstum und Entwicklung zu eröffnen. Während viele Fragen zum Umfang und zur Zukunft des Bitcoin-Minings in Bhutan offen bleiben, ist es durchaus möglich, dass das kleine Königreich auch andere Nationen mit seinen Aktionen inspiriert.